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Samstag, 3. Juni 2023

Tenet

©Warner Brothers

*(Amazon-Affiliatelink)


Hier hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, wie man eine Geschichte intelligent erzählen kann. Weit weg von dem üblichen Einheitsbrei, liefert Regisseur Christopher Nolan einen anspruchsvollen Streifen ab, der das Zeitreise-Thema einmal anders aufgreift.
Dass Nolan Filme der niveauvolleren produziert, hat er schon einige Male zuvor eindrucksvoll bewiesen (Beispiele: Inception, Interstellar usw.).
 
Worum geht´s eigentlich bei Tenet?
Diese Frage hört man oft von Leuten und - zugegeben - der science-fiction-mäßig angehauchte Spionage-Film ist beim ersten Mal Gucken etwas verwirrend, aber wenn man ihn öfter schaut und auch einiges darüber liest, versteht man die Handlung sehr gut.
 
Es ist nämlich so: Es droht ein Krieg! Allerdings steht kein Krieg zwischen irgendwelchen Nationen bevor, sondern einer zwischen der Zukunft und der Vergangenheit, sprich unserer Gegenwart des 21. Jahrhunderts. 
 
Irgendwann in der Zukunft! Ein genaues Jahr wird nicht genannt und man erfährt auch nur ein paar Anhaltspunkte, doch die Umwelt der Erde ist so ziemlich zerstört. Die Menschen der Zukunft machen die Menschheit der Vergangenheit dafür verantwortlich. Eine Wissenschaftlerin in der Zukunft macht diesbezüglich eine Erfindung. Mit diesem Gerät können Lebewesen und Objekte invertiert werden, d.h. sie bewegen sich rückwärts in der Zeit. Daraufhin entwickelt sie eine Waffe, den sogenannten Algorithmus, mit der man die ganze Welt invertieren kann. Physikalisch hätte dies aber eine Zerstörung des gesamten Erdballs zur Folge, ein Umstand, den die Leute der Zukunft offenbar in Kauf nehmen, da sie deswegen ebenfalls umkommen würden (sog. Großvater-Paradoxon).
Doch die Wissenschaftlerin bekommt erhebliche Zweifel und teilt die Waffe in 9 Segmente auf, invertiert sie und versteckt sie an verschiedenen Orten. Anschließend begeht sie Selbstmord und nimmt ihr Geheimnis mit ins Grab.
Soviel zur Hintergrundgeschichte.
 
Man erfährt zu Beginn, dass in der Gegenwart immer mehr invertierte Objekte gefunden werden, die auf einen bevorstehenden Weltkrieg hindeuten. Offenbar wurde zum Zwecke der Verhinderung dieses Konfliktes die Geheimorganisation "Tenet" gegründet. 
Der CIA-Agent "Der Protagonist" (John David Washington) wird aufgrund seiner Verdienste bei der Verhinderung eines Terroranschlags in der Kiewer Oper rekrutiert und auf einen russischen Oligarchen namens Andrej Sator (Kenneth Branagh) angesetzt, der höchstwahrscheinlich über tote Briefkästen Kontakt mit den Menschen der Zukunft hat und auch von diesen finanziert wird.
Es stellt sich bald heraus, dass der schwerreiche, aber todkranke Sator alle 9 Teile des Algorithmus aufgespürt, die Waffe zusammengesetzt und zurückinvertiert hat. Er deponiert sie in einem Bergwerks-Schacht der Geschlossenen Stadt Stalsk-12 in der ehemaligen Sowjetunion. Durch Detonation einer Bombe soll der Schacht dort versiegelt und die Waffe somit den Zukunftsmenschen zur Verfügung gestellt werden.
Der Protagonist und sein Kollege Neil (Robert Pattinson) wollen mithilfe von Sators Frau Katherine (Elizabeth Debicki) und einer Spezialeinheit das Ganze unbedingt verhindern.
 
Auch wenn man nun den Film nicht gleich versteht, so stellt man fest, dass hier enormer Aufwand betrieben wurde, beispielsweise hat man eine echte Boeing 747-Frachtmaschine in ein Zoll-Lager sausen lassen. Nolan verzichtete wie so oft auf viele Spezialeffekte.
Das Drehbuch ist ausgeklügelt und bietet so einige Raffinessen. Einige Namen und Begriffe nehmen Bezug auf das mittelalterliche Sator-Quadrat, das aus mehreren Palindromen besteht, also aus Begriffen, die man vorwärts und rückwärts lesen kann, so wie sich im Film Leute und Objekte vorwärts und rückwärts in der Zeit bewegen.
 
Der Score vom Schweden Ludwig Göransson ist erstklassig und untermalt manche Situationen mit wuchtigen Synthesizer-Tönen, ähnlich denen der Komponisten Hans Zimmer oder Vangelis in den Blade Runner-Filmen.
 
Die weltweiten Kino-Einnahmen beliefen sich auf rund 365,3 Millionen US-Dollar, damit befindet er sich auf Platz 5 (Stand: 2021) der finanziell erfolgreichsten Filme des Jahres 2020. Desweiteren erhielt Tenet einige Auszeichnungen, u.a. den Oscar für die Besten Visuellen Effekte.

Erstklassiger Sci-Fi-Agenten-Actionfilm mit guten Darstellern, interessanter Handlung und unterschiedlichen Orten, die an James Bond erinnern. Manches hätte man vielleicht besser erklären können. Abschließende Wertung: Ausgezeichnet! 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, GB/USA 2020, ca. 150 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Kenneth Branagh, Robert Pattinson, Michael Caine, Clémence Poésy, John D. Washington, Dimple Kapadia u.a. Drehbuch: Christopher Nolan. Musik: Ludwig Göransson. Kamera: Hoyte van Hoytema. Produktion: Warner Bros. Regie: Christopher Nolan.