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Sonntag, 26. Februar 2023

Bullitt

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Diesmal möchte ich einen der besten Kriminalstreifen der Filmgeschichte vorstellen, der zwar schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch sehr sehenswert ist. Realistischer wurde wohl kaum Polizeiarbeit in einem Hollywoodwerk dargestellt.

Die Handlung spielt sich in einem kurzen Zeitraum von Freitag bis Sonntag ab. Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) vom San Francisco Police Departement bekommt einen heiklen Auftrag vom zuständigen Staatsanwalt Chalmers (Robert Vaughn) übermittelt. Er soll mit seinen Leuten einen Kronzeugen der Mafia aus Chicago bis zur Anhörung vor Gericht beschützen. Doch der Fall ist viel komplizierter als er zunächst erscheint. Kronzeuge John Ross (Pat Renella) treibt ein Verwirrspiel mit der Polizei, dabei kommt allerdings bald heraus, dass er der Mafia 2 Millionen Dollar stibitzt hat.

Klasse Thriller mit einem äußerlich stets coolen Hauptdarsteller-Cop, den nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Durch seine Erfahrung bleibt er oft Herr der Lage und kann so den Fall schließlich lösen, welches man als Zuschauer anfangs gar nicht erwarten konnte, angesichts der vielen Probleme, die sich für den Lieutenant da auftun. Nicht nur der Mafioso Ross setzt ihm zu, auch der karrieresüchtige Chalmers sitzt ihm ständig im Nacken. Doch immerhin sein Vorgesetzter Captain Bennett (Simon Oakland), sein Kollege Delgetti (Don Gordon) und seine Freundin Cathy (Jaqueline Bisset) halten zu ihm. Allerdings zeigt sich im tiefsten Innern des Cops bei manchen Einstellungen auch dessen Zerrissenheit, die ihn an der Polizeiarbeit zweifeln lassen. Brutalität, machtbesessene Politiker und juristische Grenzen für seine Tätigkeit wirken sich auf seine Psyche aus: Er ist wortkarg und agiert oft emotionslos, welches sich auch auf seine private Beziehung zu Cathy niederschlägt.

Vorlage für das Drehbuch war der Kriminalroman Polizeirevier 52, New York (Originaltitel: Mute Witness) von Robert L. Pike. Spannung in der Adaption fürs Kino erzeugen der kurze Zeitrahmen von 3 Tagen, überraschende Wendungen und die unterschiedlichen Charaktere, bei denen man manchmal nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen. Schon legendär ist die Autoverfolgungsjagd durch das hügelige San Francisco, bei der Bullitt in seinem grünen Ford Mustang zwei Gangstern in ihrem Dodge Charger hinterhereilt. In dieser 10-minütigen Actionsequenz gibt es keinerlei Dialoge.

Der Film ist zwar schon alt, das merkt man schon an der Titelmusik und dem Vorspann, aber nichtsdestotrotz ein interessanter Psycho-, Action- und Polizeifilm. In einer Szene etwa sieht man einen großen Magnavox Telekopierer, eines der ersten Faxgeräte überhaupt. Es gab mehrere Auszeichnungen, darunter einen Oscar für den besten Schnitt. Der gewählte Nachname "Bullitt" kommt nicht von ungefähr. Er klingt so ähnlich wie "bullet", also engl. für "Kugel".

Einer der besten Filme über die täglich harte Polizeiarbeit in einer Großstadt. Mit dem "King of Cool" Steve McQueen in einer seiner besten Rollen. Meine Note: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1968, ca. 113 Min., FSK: 16. Darsteller: Robert Vaughn, Steve McQueen, u.a. Musik: Lalo Schifrin. Drehbuch: Harry Kleiner, u.a. Produktion: Warner Bros. Regie: Peter Yates.

 

 

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Samstag, 25. Februar 2023

The King´s Speech - Die Rede des Königs

 

 
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Die britische Filmbiografie über Englands König George VI. (1895-1952) ist wohl einer der besten Filme der 2010er Jahre und heimste zurecht viele Preise ein. Aufgrund des Erfolges im Kino folgte wenig später eine Adaption für die Theaterbühne.

Prinz Albert of York (Colin Firth), der später den Titel "George VI." verliehen bekommt, hat ein Problem: Er stottert ziemlich stark. Darüber macht sich sein Umfeld, besonders sein strenger Vater George V. (Michael Gambon) und sein älterer Bruder Eduard VIII. (Guy Pearce), oft lustig. Als Mitglied der königlichen Familie muss er häufig Reden halten, versagt aber stets bei jedem Versuch. Beispielsweise dann, als es gilt, im Jahr 1925 für die British-Empire-Ausstellung im neuen Wembley-Stadion zu referieren. Viele Maßnahmen, das Stottern medizinisch von Experten behandeln zu lassen, scheitern kläglich. Als allerdings Alberts Ehefrau Elisabeth (Helen Bonham Carter) von dem australischen Logopäden Lionel Logue (Geoffrey Rush) erfährt und ihn engagiert, wendet sich das Blatt. Denn Logue erkennt, dass es sich bei ihm um psychologische Probleme handelt, die bereits im Kindesalter ihren Ursprung haben.

Toller Historienfilm, der 2011 4 Oscars (Film, Regie, Hauptdarsteller, Originaldrehbuch) gewann und weitere, diverse Auszeichnungen bekam. Die knapp 2 Stunden sind keineswegs langweilig, wie man bei einem sogenannten Biopic vielleicht vermuten könnte. Dafür sind die Dialoge viel zu ausgefeilt und die Schauspieler zu erstklassig. Speziell die Situationen zwischen Albert und Logue in dessen schäbigem, engem Therapiezimmer bieten sowohl Tragik als auch Humor. Beispielsweise wenn Elisabeth sich auf Alberts Brust setzt, während er Atemübungen auf Anweisungen des Logopäden am Boden liegend ausführen muss.

Der für historische Filme bekannte Regisseur Tom Hooper (z.B.: Elisabeth I.) hat hier interessantes Kino geschaffen, für das er sogar von Königin Elisabeth II. (regierte von 1952 bis 2022) und Tochter von eben jenem George VI. viel Lob einstrich. Hooper macht sich nämlich nicht über den damaligen König lustig, sondern bleibt wohltuend völlig neutral und zeigt Georges Leidensweg bis hin zur Besserung. Dabei wird über die gesamte Länge des Films die sich anbahnende Freundschaft des Königs in spe und seinem Sprachtherapeuten hingewiesen. Deutlich zeigt sich diese in der Schluss-Sequenz, als George eine Rede im Hörfunk halten muss, um den Einstieg der Briten in den Zweiten Weltkrieg vor dem Volk zu rechtfertigen. Lionel steht ihm mit Rat und Tat zur Seite und sorgt sogar für ein angenehmes Ambiente im Tonstudio. Filmtechnisch auffallend ist oft der Umstand, dass enge Räume von der Kamera eingefangen werden, die so ein bisschen auch Georges eigene Beengtheit symbolisieren. Aber auch extreme Nahaufnahmen des Hauptdarstellers sind zu beobachten, als er zum Beispiel wieder kurz vor einer Rede steht und sich in einem königlichen Vorzimmer befindet, in denen die Gemälde seiner Vorfahren hängen, ihn quasi prüfend anblicken und er zu schwitzen anfängt.

Musikalisch bietet der französische Komponist Alexandre Desplat, für einen Historien-Film angemessen, vorwiegend klassische Stücke an, wie zum Beispiel den 2. Satz aus Beethovens 7. Sinfonie oder die Ouvertüre aus Mozarts "Le nozze di Figaro". Kostüme und Ausstattung wurden entsprechend den 1920er und 30er Jahre ausgewählt, um das Ganze möglichst authentisch zu präsentieren.

Hevorragender Historienfilm über König George, dem Vater von Queen Elisabeth II. (1926-2022). Meisterlich ins Szene gesetzt. 10 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐

 

Daten zum Film:
Spielfilm, GB/USA 2010, ca. 118 Min., FSK: 6. Darsteller: Geoffrey Rush, Helen Bonham Carter, Colin Firth, u.a. Musik: Alexandre Desplat. Drehbuch: David Seidler. Produktion: UK Film Council, Bedlam Productions, u.a. Regie: Tom Hooper.
 

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Dienstag, 21. Februar 2023

16 Blocks

© Warner Bros. Pictures Germany

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Der Actionthriller von Richard Donner ist eine deutsch-amerikanische Koproduktion von 2006 und eine Art Remake des Clint Eastwood-Films Der Mann, der niemals aufgibt aus dem Jahr 1977. Nur die Handlung wurde etwas abgewandelt und nach New York verlagert, im Original spielt sich die Situation zwischen Las Vegas und Phoenix ab. Donner ist als Actionspezialist bekannt, er zeichnete schon für die bekannte Lethal-Weapon-Reihe (1987-1998) verantwortlich.

Der abgehalfterte Polizeibeamte Jack Mosley (Bruce Willis) soll den Strafgefangenen Eddie Bunker (Mos Def) 16 Straßenblocks vom Reviergefängnis ins zuständige Gerichtsgebäude bringen, da Eddie ein wichtiger Zeuge in einem Korruptionsfall innerhalb der Polizei ist. Die beiden haben dafür etwa 2 Stunden Zeit. Eigentlich kein Problem, hätten da nicht einige Kollegen Mosleys etwas dagegen. Die ganze Aktion entwickelt sich nach und nach zu einem Spießrutenlauf in den Straßen New Yorks.

Gut gemachter Actionstreifen mit Bruce Willis in seiner Paraderolle als amtsmüder Cop mit Alkoholproblemen. Die Darsteller agieren solide, speziell das Hauptdarsteller-Duo Willis/Def arbeitet gut zusammen. Auf der einen Seite ist da ein kaputter Typ, der seine schmutzige Vergangenheit bereut, auf der anderen Seite ein dauerquasselnder Krimineller, der sich bessern möchte und ein ehrliches Leben in Seattle als Konditor beginnen möchte. Eddie glaubt an die Veränderung im Menschen ("People can change"), Jack zunächst nicht. Er hat sich bereits mit der Rolle des Verlierers abgegeben, bis er eben auf Bunker trifft, der ihm stets einen Vortrag darüber hält, dass sich alles zum Positiven wenden und einem auch Gutes widerfahren kann ("Good signs").

Dabei bietet die Ausgangssituation der Handlung in der Großstadt New York ein wirklich klaustrophobisches Bild und die Tatsache, dass ständig die Uhr tickt, erzeugt zusätzliche Spannung. Der Plot wird quasi in Echtzeit präsentiert und so auch bis zum Ende durchgezogen. Irgendwie ist alles immer eng, örtlich und zeitlich gesehen. Die Flucht der beiden durch Menschenmengen, U-Bahnen und verwinkelte Gassen, durch Gebäude und Wohnungen, in denen beispielsweise ein alter Chinese vertrauensselig die Tür öffnet und einen kurzzeitigen Unterschlupf bietet ... und stets sind ihnen die Bösewichte auf den Fersen. Glen MacPhersons bewegliche Kamera-Arbeit fängt diese dichte Atmosphäre sehr gut ein, vor allem in der Geiselnahme-Szene gegen Ende, die sich in einem Bus abspielt, wird dies sehr deutlich. Schnelle Schnitte tun ihr übriges.

Das Drehbuch ist zwar nicht sonderlich originell, das etwas unglaubwürdige Schema der korrupten Polizei wurde schon in vielen derartigen Filmen aufgegriffen. Auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, doch die Akteure machen das Beste aus der filmischen Vorlage. Auf DVD und Blu-ray existiert sogar ein alternatives Ende.

Actionstar Bruce Willis in seiner Parade-Rolle als New Yorker Cop. Ein insgesamt gut gemachter Polizei-Action-Streifen! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, BRD/USA 2006, ca. 102 Min. FSK: 12. Darsteller: David Morse, Bruce Willis, Mos Def (=Dante Terrell Smith), u.a. Musik: Klaus Badelt. Drehbuch: Richard Wenk. Produktion: Warner Bros. Regie: Richard Donner.
 
 

Sonntag, 19. Februar 2023

Ghost in the Shell


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Der Science-Fiction-Streifen von 2017 ist die erste 3D-Realverfilmung des gleichnamigen Manga-Comics des Japaners Masamune Shirow von 1989. Im Jahr 1995 gab es zum Thema noch einen Animé-Trickfilm.

In einer nicht näher definierten Zukunft ist es normal geworden, dass Menschen sich mithilfe der Robotik künstlich verbessern, sozusagen in einer neuen Evolutionsstufe. Körperteile, ja sogar ganze Körper können auf diese Weise inzwischen ersetzt werden. Major Killians (Scarlett Johansson) Körper wurde nach einem Terroranschlag komplett durch eine kybernetische Schale  ("Shell") ersetzt, nur noch ihr Gehirn und somit ihr Verstand ("Ghost") ist menschlich. Durch ihre neuen, aussergewöhnlichen Fähigkeiten wird sie von der Roboterfirma Hanka Robotics zur Cyberterrorismus-Bekämpfung eingesetzt. Bald bekommt sie es mit einem Bösewicht namens Kuze (Michael Pitt)  zu tun, der sich offenbar einem Rachefeldzug gegen Hanka Robotics verschworen hat und alle leitenden Mitarbeiter töten will. Einer von ihnen ist die Wissenschaftlerin Dr. Ouélet (Juliette Binoche).

Gut gemachter Sci-Fi-Streifen, der mit seiner ganzen Optik und Atmosphäre an die Cyberpunk-Ära der Bladerunner- und ähnlich gelagerter Filme erinnert. Sehr oft ist es dunkel in verwinkelten Ecken und Gebäuden einer japanischen Großstadt, es regnet und es ist feucht. Haushohe, animierte Werbe-Hologramme sind in der ganzen Stadt verteilt und preisen ihre Produkte an, dabei sorgen sie für eine gewisse Reizüberflutung. Mittlerweile gibt es nur noch wenige Menschen, die sich noch nicht einer kybernetischen Verbesserung unterzogen haben. Das sorgt beim Zuschauer für einen möglichen Gruseleffekt, wenn dann schon mal die Kinnlade aus Metall ist oder die Augen hochklappbar sind, um sich mit einem Computer zu verbinden.

Wie schon erwähnt, finde ich das vorliegende Werk absolut solide, auch wenn die Kritiken insgesamt eher durchschnittlich ausfielen und es insgesamt ein finanzieller Flop war. An manchen Stellen wirkt es allerdings etwas einschläfernd. 
Die Comicvorlage und den Animé-Trickfilm kenne ich allerdings nicht. 
Interessant ist schließlich auch, wie diese neue Art von Evolution thematisiert wird. Man kann seine Körpergrenzen überwinden, ja sogar die Rasse wechseln. Denn, soviel sei verraten, die Hauptfigur Killian war im früheren Leben Asiatin und hieß Motoko Kusanagi.

Passable Sci-Fi-Action mit ebenso passablen Darstellern über eine neue Form der Evolution. Benotung: "Noch Gut"! 6 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰

 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2017, ca. 106 Min., FSK: 16. Darsteller: Scarlett Johansson , Juliette Binoche, Pilou Asbaek, u.a. Musik: Clint Mansell, u.a. Drehbuch: Jamie Moss, u.a. Produktion: Paramount, Dreamworks. Regie: Rupert Sanders.

 

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Freitag, 17. Februar 2023

Braveheart

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Das opulente Schlachtenepos von und mit Mel Gibson ist auch nach über 20 Jahren immer noch sehenswert. Der Film erhielt einige Auszeichnungen, darunter sind 5 Oscars zu nennen (Beste Regie, Film, Kamera, Tonschnitt und Make-up), trotz vieler historischer Ungenauigkeiten. 
Hauptquelle für den Film war ein Gedicht über die Hauptfigur William Wallace von 1361, das Drehbuchautor Randall Wallace (zufällige Namensgleichheit?) benutzte, um die emotionale Seite der Geschichte hervorzuheben.

Ende des 13. Jahrhunderts regiert der englische König Edward I. (Patrick McGoohan), genannt "Edward Longshanks" (=Eduard Langbein), über sein Reich mit harter Hand. Auch das schottische Territorium soll England einverleibt werden, dafür ist ihm jedes Mittel recht. Doch er hat nicht mit William Wallace (Mel Gibson) gerechnet, einem Aufständischen von bäuerlicher Herkunft aus den Highlands. Dessen Familie und seine Ehefrau Murron (Catherine McCormack) fielen der brutalen englischen Herrschaft zum Opfer. Wallace will Rache und schafft es, mit treuen Gefolgsleuten mehrere Schlachten zu gewinnen. Zur Seite steht ihm das eine und andere Mal sogar die französische Prinzessin Isabelle (Sophie Marceau), die sich in Wallace verliebt und die Skrupellosigkeit Edwards nicht mehr erträgt. Doch die Zahl der Gegner nimmt zu, vor allem die schottischen Edel-Leute machen ihm zu schaffen, da sie nur auf mehr Titel und Landbesitz aus sind, die ihnen der englische Tyrann zukommen lässt.

Sehr spannendes Historienstück mit guten Darstellern und passender Ausstattung, das man sich immer wieder gerne anschaut, trotz der schon erwähnten Ungenauigkeiten. Einige Brutalitäten und Längen in manchen Szenen stören ebenso etwas den positiven Gesamteindruck. Speziell die anfänglichen 30 Minuten des Films hätte man getrost kürzen können, erst ab der ersten Schlachtszene bei "Stirling Bridge" ging so richtig die Post ab. 
Auch die sehr klischeehafte Darstellung der englischen Akteure wirkt überzogen. König, Prinz, Stadthalter und Soldaten treten sehr oft arrogant und überheblich auf, ihrer militärischen Überlegenheit gegenüber den Schotten stets bewusst. Soweit bekannt ist, stammte Wallace mit seinem "Kämpferherzen" (=Braveheart) nicht aus bäuerlichen, sondern aus adligen Verhältnissen, desweiteren soll der im Film vorkommende, spätere schottische König "Robert the Bruce" (Angus Macfadyen) kein ständiger Zweifler gewesen sein, sondern aktiv im Kampf mitgeholfen haben. Der Historienstreifen "Outlaw King" von 2018 rückt den wahren Bruce mehr in den Mittelpunkt.
Ebenfalls nicht überliefert ist, dass es zu jener Zeit schon Kilts und Whiskey gab. Die Liste der Unstimmigkeiten und vorgreifenden Anachronismen hat Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Gibson bestimmt insofern eingebaut, um hier ein spannendes Hollywoodwerk abliefern zu können. Ansonsten passt das gesamte Setting, angefangen von den Kostümen bis hin zu den Schauplätzen. Gedreht wurde um den Ort Fort William herum, in den Tälern Glen Coe und Glen Nevis sowie am See Loch Leven in den schottischen Highlands.

Bei derartigen Monumentalfilmen darf selbstverständlich eine passende Musik nicht fehlen. Neben obligatorischen Dudelsackmelodien, die etwa im Trauerfall gespielt werden, bieten Trommelschläge und Orchester die perfekte Grundlage für die Schlachten und kleineren Kampfszenen. Unterstützt wird das Ganze noch von einer tollen Kamera-Arbeit und intelligentem Filmschnitt, beispielsweise wenn die Gegner auf dem Schlachtfeld aufeinander zustürmen, dann werden die Schnitte immer schneller.

Beeindruckender Historienfilm, trotz einiger Klischees und Ungenauigkeiten. Meine Bewertung: "Sehr gut"! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1995, ca. 177 Min., FSK: 16 Darsteller: Mel Gibson, Patrick McGoohan, Sophie Marceau, Brendan Gleeson, u.a. Musik: James Horner. Drehbuch: Randall Wallace. Produktion: Paramount, 20th Century Fox, u.a. Regie: Mel Gibson.
 

 

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Sonntag, 12. Februar 2023

Ratatouille

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Einen der wohl schönsten computeranimierten Filme hat das Trickstudio Disney-Pixar mit Ratatouille vor einigen Jahren geschaffen. Regisseur Brad Bird hatte schon 2004 mit den Unglaublichen neue Maßstäbe gesetzt. Hier wurde 3 Jahre später besonderer Wert auf naturgetreue Nachbildung von Haaren, Gewebe und Textilien gelegt.

Die Wander-Ratte Rémy hat für seine Spezies ein ungewöhnliches Gespür für kulinarische Köstlichkeiten. Ihn verschlägt es eines Tages mitsamt seiner großen Sippschaft vom Land in die Großstadt Paris. Mehr durch Zufall trifft er dort auf das Feinschmecker-Restaurant seines Vorbildes, des verstorbenen Meisterkochs Gusteau. Dessen Motto lautete stets: "Jeder kann kochen" (im Originaltext: Tout le monde peut cuisiner). Seine Leidenschaft fürs Kochen und die Freundschaft zu dem Menschen Linguini, der in dem Sternelokal als Küchenhilfe arbeitet, helfen der Ratte Rémy, schließlich in der Welt der Haute Cuisine unbemerkt tätig zu werden. Doch Probleme bereiten ihm seine eigene Verwandtschaft, der cholerische Sous-Chef Skinner, ein Gesundheitsinspektor und ein gnadenloser Restaurant-Kritiker.

Netter Animationsstreifen für die ganze Familie, auch wenn kleine Kinder die Handlung wohl weniger vestehen werden, sich aber an den putzig dargestellen Figuren erfreuen dürfen. Typisch für CGI-Filme ist die menschenähnliche (anthropomorphe) Konzeption von Tieren und Gegenständen (z.B. in Toys), dadurch wirken die Darsteller sehr sympathisch. Im vorliegenden Fall verstehen die Ratten sogar die menschliche Sprache und handeln auch sehr menschenähnlich, ein Umstand der bei Erwachsenen sicher als Kritikpunkt aufgeführt werden kann, Kinder dürfte dies wohl kaum stören. 

Überhaupt wurde großer Wert auf die Charakterzeichnung gelegt, ein Aspekt, der bei vielen (schlechteren) CGI-Streifen oft vernachlässigt wird. Hauptdarsteller Rémy ist oft hin- und hergerissen zwischen seiner "schlichten" Herkunft und seiner Liebe zu gutem Essen, Küchenhelfer Linguini ist sehr tolpatschig, aber ein gutmütiger Kerl, seine Kollegin in der Küche, Colette, ist sehr hartnäckig, was ihre Arbeit betrifft, der kleine Sous-Chef Skinner ist quasi der Bösewicht in der Geschichte und Restaurant-Kritiker Anton Ego wirkt wie ein verkappter Vampir, letztlich weiß er aber gutes Essen zu schätzen und spricht auch dafür sein Lob aus.

Der Titel "Ratatouille" lässt schon gewisse Anspielungen vermuten, besonders auf das engl. Wort "rat" für Ratte, daneben ist es natürlich ein bekannter französischer Gemüse-Eintopf, der sowohl kalt als auch heiß serviert werden kann; kleiner Spoiler an dieser Stelle: Im Film heißt am Ende das Restaurant Linguinis, Colettes und Rémys ebenfalls "Ratatouille". In welcher Zeit die Handlung selbst spielt, kann nur vermutet werden. Das Ganze kommt eher altmodisch daher, welches aber durchaus zum Gesamtkonzept des Films passt. In keiner einzigen Szene werden Computer benutzt, vieles wird per Hand oder mit einer mechanischen Schreibmaschine geschrieben. In einigen Sequenzen kommen zumindest Autos und Motorräder vor, so dass man annehmen kann, dass die Geschichte Mitte des 20. Jahrhunderts spielt.

Der Streifen erhielt viele Auszeichnungen, zum Beispiel 2008 den Oscar für den "Besten Animationsfilm". Dazukommen einige Nominierungen für etwa "Bestes Originaldrehbuch" oder den "Besten Ton". Komponist Giacchino verwendete vor allem Klavier und Streichinstrumente, die oft pizzicato (=gezupft) gespielt wurden, aber auch Mundharmonika und Akkordeon, um ein französisches Flair zu erzeugen. Neben einem musikalischen Hauptthema schrieb er zu jeder Figur eigene, charakteristische Melodiepassagen.

Putziger Computeranimationsfilm, mit intelligenter Handlung und viel Liebe zum (kulinarischen) Detail. Meine Einschätzung: "Sehr gut"! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

 

Daten zum Film:
Animationsfilm, USA 2007, ca. 111 Min., FSK: 0. Sprecher (dt.): Axel Malzacher (Rémy), Stefan Günther (Linguini), Elisabeth von Koch (Colette), u.a. Musik: Michael Giacchino. Drehbuch: Jim Capobianco, Kathy Greenberg, u.a. Produktion: Disney-Pixar. Regie: Brad Bird, Jan Jaroslav Pinkava.
 

 

 

Samstag, 11. Februar 2023

Die Matrix-Trilogie

 

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Die Matrix-Reihe (1999-2003) hat sich gewiss einen Namen in der Science-Fiction-Filmgeschichte gemacht und verdient es, an dieser Stelle gewürdigt zu werden. Die Wachowski-Geschwister haben es als Regisseure seinerzeit geschafft, neue Standards in der Kinowelt zu schaffen, die hinterher oft kopiert, aber nie so brilliant wie in diesen 3 Filmen zur Geltung kommen. Aber dazu später mehr.

In einer fernen Zukunft, vermutet wird das Jahr 2199, wird die Welt beherrscht von hochintelligenten Maschinenwesen. Der Großteil der Menschheit ist versklavt und dient den Robotern nur als Energiequelle. Sie werden in großen Kraftwerken gehalten und in einer virtuellen Scheinwelt, der Matrix, eingeschlossen, um die grausame Realität nicht zu hinterfragen. Denn Anfang des 21.Jahrhunderts entwickelte die Menschheit neue, intelligente Maschinen, die ihnen schließlich überlegen wurden. Da sie mit Solarenergie betrieben wurden, verdunkelten die Menschen schließlich den Himmel und auf der Erde herrschte von nun an Dunkelheit, Kälte und ein brutaler Krieg. Doch inzwischen konnte sich eine kleine Rebellengruppe formieren, die sich dem Kampf gegen die Maschinen und deren Auslöschung verschworen hat. Angeführt vom charismatischen Morpheus, versuchen Neo und Trinity mit einer Handvoll anderer Menschen, die Matrix und damit die Maschinenwelt zu vernichten.

Von den Fortsetzungen mag man halten, was man will, aber der erste Teil war doch wirklich sehr innovativ, interessant und spannend. Vor allem die vielen Kampfszenen mit Kung-Fu-Einlagen in der Matrix waren damals revolutionär, da sie mit digitaler Tricktechnik aufgepeppelt wurden. Außerdem gab es öfter bestimmte Zeitlupeneffekte, speziell wenn Hauptdarsteller Reeves als Neo den Kugeln der gegnerischen Agenten auswich. Am meisten ins Auge fällt dem Betrachter der Farbeinsatz in den jeweiligen Welten. Szenen in der Matrix wurden mit einem grünen Farbfilter belegt, die düstere Realität mit einem blauen.

Nicht zu vergessen ist wie immer auch die Musik im Film. In den Actionsequenzen kommen passend schnelle Rhythmen zum Einsatz, bei aufkommender Gefahr hört man schon mal orchestrale Töne. Am besten fand ich zum Schluss des ersten Teils den Kracher-Song "Wake up" von der Band "Rage against the machine", als Neo sich endgültig für den Kampf gegen die Maschinen entschieden hat und wie Superman durch die Matrix fliegt: Er ist sozusagen endlich aufgewacht und bereit, den Rest der Menschen aufzuwecken!

Der Sci-Fi-Streifen erhielt viele Auszeichnungen, unter anderem 4 Oscars für Visuelle Effekte, Film- und Tonschnitt sowie den besten Ton.

Die Trilogie und deren Effekte wurden schon in zahlreichen anderen Filmen imitiert und parodiert, wie etwa in dem Animations-Streifen "Shrek" oder bei den "Simpsons". Matrix enthält außerdem einige philosophische, religiöse und symbolische Anspielungen, die mitunter etwas nerven, speziell in den beiden Fortsetzungen. An diesen Stellen hätte ich mir öfter mehr Action gewünscht anstelle philosophischen Gelabers. Auch ist die Hintergrundhandlung, Maschinen versklaven die Menschheit, nicht neu, sie erinnert doch stark an die Terminatorfilme aus den Jahren 1984 und 1991.
In den Fortsetzungen habe ich immer darauf gewartet, dass Neo die Agenten alle platt macht, aber das passiert letzten Endes nicht, obwohl er zuvor filmisch als der Retter der Menschheit aufgebaut wurde. Das war doch dann sehr enttäuschend und zeugt sozusagen von einem filmischen Vertragsbruch der Regisseure/Regisseurinnen gegenüber dem Publikum.
Zu Teil 4 (Matrix Resurrections, 2021) kann ich mich nicht äußern, da ich ihn nicht gesehen habe, allerdings war er offenbar an den Kinokassen eher ein Flop.
 
Interessante Science-Fiction, wobei mir nur Teil 1 wirklich gefallen hat. Wertung insgesamt: "Gut". 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰
 
 
Daten zur Trilogie:
Spielfilme, USA 1999-2003, ca. 400 Min., FSK: 16. Darsteller: Keanu Reeves, Carrie-Ann Moss, Laurence Fishburne, u.a. Musik: Don Davis. Drehbuch: Joel Silver. Produktion: Warner Bros. Entertainment u.a. Regie: Lana (früher Larry) und Lilly (früher Andy) Wachowski.
 

 

Sonntag, 5. Februar 2023

Die Herr der Ringe-Trilogie

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Es wurde schon viel geschrieben über Peter Jacksons grandiose Filmadaption (2001-2003) der Herr-der-Ringe-Trilogie des britischen Schriftstellers John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973). Doch es lohnt sich immer wieder, darüber etwas zu verfassen, auch wenn die Reihe mittlerweile jedem bekannt sein dürfte. Bisher habe ich mich auch noch nicht mit einer kompletten Trilogie befasst, aber ich denke, diese Meisterwerke des Fantasy-Genres haben es durchaus verdient, öfter gewürdigt zu werden.

Die Handlung in seiner Komplexität darzulegen, ist sehr schwer und auch nicht Sinn einer Rezension, daher wird der Plot der 3 Filme respektive der Bücher nur kurz angerissen: Die Fantasie-Welt, die hier dargestellt wird, trägt den Namen "Mittelerde" und funktioniert ähnlich wie das Leben auf unserer Erde. Mittelerde ist genauer beschrieben ein Kontinent in der Welt von "Arda". Der Unterschied liegt darin, dass hier ähnlich einem Märchen viel Magie im Spiel ist, die so in der Realität nicht erklärbar ist. In Mittelerde existieren verschiedene Wesen, die einen sind quasi die Guten, die anderen eben die Bösen. Auf beiden Seiten gibt es Geschöpfe, die magische Kräfte besitzen und im Grunde unsterblich sind, andere besitzen weder die eine noch die andere Eigenschaft. Die Haupthandlung beinhaltet den Kampf gegen den bösen und mächtigen Zauberer Sauron, der die Herrschaft über das Land an sich reißen möchte. Ihm zur Seite stehen dunkle Gestalten wie Orks, Trolle, Hexenmeister und böse Menschen. Die Macht Saurons wurde allerdings einst unter seiner Anleitung in einen Ring gebannt. Wer diesen Ring vernichtet, vernichtet auch Sauron. So kam es, dass durch Zufall ein sogenannter Hobbit namens Frodo Beutlin in den Besitz dieses Rings der Macht gelangt. Hobbits sind kleine, friedliche Wesen aus dem Auenland Mittelerdes und etwa halb so groß wie Menschen, daher auch die Bezeichnung "Halblinge". Dieser Ring kann aber nur in den Feuern des Schicksalberges zerstört werden, der sich im Land "Mordor" befindet. Frodo nimmt schließlich die beschwerliche und lange Reise nach Mordor auf sich, damit der Krieg um die Herrschaft Mittelerdes beendet werden kann. Doch auf seinem Weg ist er nicht allein: Ihm zur Seite stehen andere Hobbits, der graue Wanderzauberer Gandalf, gute Menschen, ein Zwerg und ein Elb.

Die Trilogie erhielt insgesamt 17 Oscars und 30 Nominierungen. Im Gegensatz zu den Buchvorlagen gab es einige Änderungen und Kürzungen bei Handlung und Figureninventar. Nichtsdestotrotz sind die Filme immer noch sehr spannend, auch wenn man bei einer durchschnittlichen Dauer der Kinofassungen von jeweils 3 Stunden viel Sitzfleisch benötigt. Hervorzuheben bei solchen Monumentalwerken sind wie so oft die Spezialeffekte, die hier in fast jeder Szene präsentiert werden: Seien es besondere Landschaften wie Rohan, Bruchtal oder die Menschenstadt Gondor, außerdem Gebäude wie die Festungen Helms Klamm oder Minas Tirith, aber auch Kreaturen wie riesige Trolle, fliegende Drachen namens Nasgul oder Wesen wie der hinterlistige Gollum und der riesige Feuerstier "Balrog", der mit dem Zauberer Gandalf kämpft. Nicht zu vergessen sind die gewaltigen Schlachtenszenen an den vorher schon genannten Festungsanlagen, die ihresgleichen suchen, und selbstverständlich die gesamte Ausstattung mit Kostümen für die in den Filmen handelnden Schauspieler beziehungsweise die vielen Filmsets. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder reale Landschaftsaufnahmen (von Neuseeland), wenn sich die Truppe um Frodo Richtung Mordor in Bewegung setzt.

Schließlich sollte man die musikalische Untermalung vieler Filmszenen nicht vergessen, die, je nach Situation, eine bestimmte Emotion transportieren. Bei Kampfeinstellungen sind es oft dunkle, tiefe Töne, bei Liebes-Szenen oder Erinnerungen ertönen meist chorale Gesänge mit Frauenstimme, ganz im Stile von nordischen Sagenwelten.

Als ich die Filme damals zum ersten Mal sah, habe ich sie noch nicht richtig verstanden, da ich die Bücher nicht kannte und die Streifen einiges Wissen über die Tolkien-Welt voraussetzen. Aber durch eine genauere Recherche im Lauf der Zeit verstand ich, wie diese Welt funktioniert, so dass ich inzwischen durchaus eine Art Fan von "Herr der Ringe" wurde, obwohl ich nach wie vor kein echter Liebhaber des Fantasy-Genres bin. Doch diese Reihe macht Spaß und ist wirklich zu empfehlen, auch wenn man jetzt mit Zauberer- und Hexengeschichten nicht viel anfangen kann. Die Trilogie besteht insgesamt aus folgenden Filmen: Die Gefährten (OT: The Fellowship of the Ring), Die zwei Türme (The two Towers) und Die Rückkehr des Königs (The Return of the King).

Grandioses Fantasy-Spektakel, meisterhaft inszeniert. Höchstwertung! 10 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐


Daten zur Trilogie:
Spielfilme, NZ/USA 2001-2003, ca. 540 Min. (Kinofassungen), FSK: 12. Darsteller: Ian McKellen, Elijah Wood, Sean Astin, Viggo Mortensen u.a. Musik: Howard Shore. Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson. Produktion: TimeWarner Company. Regie: Peter Jackson.
 

 

 

Freitag, 3. Februar 2023

Solo - A Star Wars Sory


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Der Science-Fiction-Film liefert hier als zweiter Ableger (Spin-Off) nach „Rogue One“ (2016) die Lebensgeschichte des Schmugglers Han Solo aus der bekannten Krieg-der-Sterne-Reihe. Zeitlich einzuordnen ist dieser Streifen zwischen den Star-Wars-Episoden 3 und 4, da zum Beispiel in dem Space-Western erste Andeutungen einer aufkommenden Rebellion gemacht werden oder es Hinweise auf die Gangsterbande um Jabba the Hutt gibt, mit der sich Solo später anlegt. Ungewöhnlich für einen Film dieses Franchise ist wohl die Tatsache, dass es hier ausnahmsweise mal nicht um Jedi-Ritter, deren Wissen um die Macht und Laser-Schwerter geht.

Das böse Imperium hat durch kriegerische Handlungen bereits die Kontrolle über viele Planetensysteme der Galaxis übernommen und verbreitet dabei Angst und Schrecken. Verbrechersyndikate, die mit dem Imperium kooperieren, konkurrieren um Nahrung, Medizin, Ressourcen und Hypertreibstoff. Der junge Han (Alden Ehrenreich) hält sich auf dem Schiffsbau-Planeten Corellia mit gelegentlichen Diebstählen über Wasser. Um der Armut und Trostlosigkeit in der Hauptstadt Coronet zu entfliehen, will er durch den Diebstahl des wertvollen Flüssig-Treibstoffs Coaxium den vom Imperium kontrollierten Planeten verlassen. Seine Freundin Qi´ra (Emilia Clarke) soll ihn dabei begleiten, jedoch schafft es nur Han am Raumhafen von Coronet durch die imperialen Sicherheits-Kontrollen, während Qi´ra von Schergen des Syndikats „White Worms“ zurückgehalten wird. Er selber schwört jedoch, eines Tages wieder auf den Planeten zurückzukehren, um seine geliebte Freundin zu befreien. Doch dazu benötigt er zunächst mal eine Pilotenausbildung und ein schnelles Schiff.

Ganz netter Streifen über die Figur des Han Solo aus der berühmten Weltraum-Saga, der einige Informationen über dessen Werdegang liefert. Ob das nun unbedingt nötig war, sei mal dahingestellt, dennoch sorgt er für gute Unterhaltung, Spannung und etwas Humor, auch wenn man jetzt nicht unbedingt Fan dieser Geschichten ist. 

Meines Erachtens ist dieser Weltraum-Western wesentlich gelungener und das Drehbuch ausgefeilter als zuvor bei Episode 8 (2017). Ebenfalls besser gelungen als in der neuen Trilogie ist die Charakterzeichnung der einzelnen Figuren. Da zeigen sich wieder die Qualitäten von Regisseur und Oscarpreisträger Ron Howard, der für "A Beautiful Mind" im Jahr 2002 zwei Trophäen gewann und sich hier mächtig ins Zeug legt. Man erfährt zum Beispiel, wie Solo seinen Kumpel und späteren Co-Piloten, den zotteligen Wookie namens Chewbacca (Joonas Suotamo), in Gefangenschaft kennenlernt oder er durch Glücksspiel - das Kartenspiel Sabacc - gegen Lando Calrissian (Donald Glover) an sein bekanntes Schiff, den Millennium Falken, gelangt, mit dem er den sogenannten Corsal-Flug von Kessel in 12 Parsec schafft. 

Tricktechnisch wird wieder so Einiges aufgeboten und sorgt dafür, dass hier interessante neue Welten, Figuren und Fahrzeuge auf die Leinwand gezaubert wurden. Beispielsweise ist es auf Corellia fast immer dunkel und schmutzig, die Hauptstadt sieht dabei aus wie ein riesiges Fabrikgelände, oder etwa der gebirgige Planet Vandor-1, auf dem Han Solo zusammen mit einer Diebesbande unter dem Anführer Tobias Beckett (Woody Harrelson) einen futuristischen Güterzug überfallen will, der das wertvolle Coaxium transportiert. Vor allem sind es wirklich die Fahrzeuge, die einem Science-Fiction-Fan das Herz höher schlagen lassen, wie zum Beispiel der geklaute Schwebeflitzer von Han auf Corellia, ein imperialer AT-Schlepper oder die riesige Raumschiff-Jacht von Dryden Vos (Paul Bettany), dem ranghohen Boss  des Verbrechersyndikats „Crimson Dawn“. Die Jacht sieht dabei aus wie ein großes, schwarz-goldenes Segel, das erhaben durch die Luft schwebt und schon von weitem Angst einflößt. Gelungene, wie weniger gelungene Figuren tun ihr Übriges, um diese fiktive Welt mit Leben zu füllen. Ganz spaßig ist etwa die schimpansen-ähnliche Darstellung des Rio, dem Ardennianer in Becketts Diebesbande, der 4 Arme besitzt und gerne später mal eine eigene Cantina eröffnen möchte. Weniger gelungen und etwas nervig ist die Figur der menschlich programmierten Roboter-Dame L3 (Phoebe Waller-Bridge), die eine Art Ersatzfreundin des Schmugglers Lando ist und ständig über Gleichberechtigung von Droiden quasselt. L3 erinnert dabei so ein wenig an den bekannten Protokoll-Droiden C3PO aus den Hauptfilmen, nur eben weniger interessant.

Die Schauspieler agieren insgesamt sehr solide, auch wenn Alden Ehrenreich als Han neben einem gestandenen Darsteller wie Woddy Harrelson etwas blass aussieht. Die Figur der Qi´ra bleibt dabei etwas im Dunkeln. Man erfährt wenig darüber, wie sie später im Film vom Planeten Corellia entfliehen konnte und auch das Ende bleibt offen, so dass zu vermuten ist, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, trotz des Flops an den Kinokassen. Für den Score ist wieder John Williams verantwortlich, der damals schon die Star-Wars-Titelmelodie selbst komponierte und hier noch das Han-Solo-Thema beisteuerte. Nominierungen gab es bei den Acadamy Awards 2019 für die besten visuellen Effekte und eine weitere Nominierung 2019 bei den Grammy Awards für die beste Intsrumentalkomposition.

Gelungener Krieg-der-Sterne-Ableger, mit guter Story und insgesamt überzeugenden Darstellern. Meine Beurteilung: "Sehr gut"! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2018, ca. 135 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Warwick Davis, Paul Bettany, Alden Ehrenreich, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Erin Kellyman, Thandie Newton, u.a. Drehbuch: Jonathan Kasdan, Lawrence Kasdan. Musik: John Powell, John Williams. Kamera: Bradford Young. Produktion/Vertrieb: Lucas Films, Disney. Regie: Ron Howard.
 

 
 

Donnerstag, 2. Februar 2023

Der unsichtbare Dritte


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Einen echten Klassiker der Krimikomödie möchte ich in diesem Beitrag vorstellen. Über 60 Jahre alt, aber immer noch top, ausgestattet mit einer gut durchdachten Handlung, interessanten Locations und selbstverständlich mit ordentlich Spannung gewürzt. Einer der wohl besten Filme von Altmeister Alfred Hitchcock (1899 - 1980).

Roger Thornhill (Cary Grant) ist Werbefachmann in New York, führt ein normales Leben und muss sich mit alltäglichen Problemen herumschlagen. Doch eines Tages passiert etwas Ungewöhnliches: Er wird plötzlich für einen anderen Menschen gehalten - rein durch Zufall wird er mit einem Regierungsagenten der USA verwechselt, der angeblich den Namen "George Kaplan" trägt. Auf einmal sind kriminelle Schergen hinter ihm her, die für einen gewissen Philipp Vandamm (James Mason) arbeiten sollen. Als diese ihn entführen und betrunken ans Steuer eines gestohlenen Wagens setzen, werden auch Polizei und der Geheimdienst CIA auf ihn aufmerksam. Aber es kommt noch schlimmer: Roger wird ein Mord angelastet, so dass er fliehen muss. Doch er gibt nicht auf. Auf eigene Faust und mithilfe seiner attraktiven Zugbekanntschaft Eve Kendall (Eva-Marie Saint) kommt er allmählich dahinter, was hinter der ganzen Verwechslungsgeschichte steckt.

Ein klasse Agenten-Streifen, den man sich auch heute noch anschauen kann und gut dabei unterhalten wird. Er enthält einige unvergessliche Darstellungen, die auch schon oft zitiert wurden, wie etwa die Maisfeldszene, in der Cary Grant von einem Sprühflugzeug angegriffen wird, oder die bekannte Schluss-Sequenz am Mount Rushmore-Denkmal in Süd-Dakota. Spannung erzeugen nicht nur die ungewöhnlichen Orte und Kamera-Einstellungen, sondern wie so oft auch die Musik (Score), die beispielsweise in den Verfolgungsjagden eingesetzt wird. Leider durfte an Orten wie das UNO-Gebäude in New York oder am besagten Denkmal damals nicht gefilmt werden. Das Produktionsteam musste dann dazu extra Studiokulissen aufbauen.

Der Originalfilmtitel "North by Northwest" übrigens gibt quasi schon die Richtung vor, der der Hauptdarsteller im Film zu folgen hat, nämlich in diesem Fall von New York nach Chicago und von dort aus nach Süd-Dakota. Dabei fiebert man Cary Grant als Roger immer mit, da man als Zuschauer zunächst genau so wenig weiß wie der Hauptdarsteller selbst. Schließlich will man ja auch wissen, wie die Agenten-Verwechslungsgeschichte ausgeht. Es ist außerdem durchaus legitim zu behaupten, dass dieser mit Humor versehene Spionagefilm als Vorbild für die kurz danach entstandene James-Bond-Reihe diente und ebenso andere Streifen ähnlicher Couleur beeinflusste.

Als eine Art "Running Gag" etablierten sich im Lauf der Zeit Alfred Hitchcocks eigene Kurzauftritte (sog. Cameos) in seinen Filmen, die von den Fans sehr erwünscht waren. Im vorliegenden Fall taucht Hitchcock bereits am Anfang auf, als er gerade an einer Haltestelle seinen Bus verpasst.

Kleine Abzüge gibt´s sozusagen in der B-Note. Die Hauptfigur "Roger" reagiert für meine Begriffe an manchen Stellen zu gelassen, obwohl sie entführt wird und man ihr regelmäßig nach dem Leben trachtet. 
Etwas überflüssig fand ich zudem einige Anspielungen auf den 2.Weltkrieg, aber 1959 war das Holocaust-Thema offenbar noch zu präsent.

Klasse Agenten-Verwechslungs-Streifen, den man sich immer wieder gerne ansieht. Einer der wenigen Filme, die man mal gesehen haben sollte. Note: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1959, ca. 136 Min., FSK: 12. OT: North by Northwest. Darsteller: James Mason, Cary Grant, Eva-Marie Saint, Martin Landau u.a. Musik: Bernard Herrmann. Drehbuch: Ernest Lehman. Produktion: Metro-Goldwyn-Mayer. Regie: Alfred Hitchcock.