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Sonntag, 21. April 2024

Filmvorstellung: No Country for Old Men

 

© Paramount Home Entertainment

*(Amazon-Affiliatelink: Blu-ray)

 

Inhaltsangabe: 👮🚓💥

No Country for Old Men ist ein US-amerikanischer Spielfilm der Coen-Brüder aus dem Jahr 2007. Das Drehbuch beruht auf Cormac McCarthys Roman Kein Land für alte Männer, was sinngemäß „Kein Land zum Altwerden“ bedeutet. 

Der Plot spielt 1980 im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet. In der Wüste stößt Vietnamveteran Llewelyn Moss (Josh Brolin) zufällig auf den blutigen Schauplatz eines geplatzten Drogendeals. Er entdeckt in einem der Geländewägen einen schwer Verwundeten, der zu verdursten droht, eine große Wagenladung Heroin aus Mexiko und in einiger Entfernung einen weiteren Toten neben einem Koffer mit zwei Millionen Dollar. Llewelyn schnappt sich das Geld und versteckt es zunächst bei seiner Frau Carla Jean (Kelly MacDonald) im Wohnwagen, allerdings ahnt er nichts von dem Peilsender, der in dem Geldkoffer versteckt ist. 
Noch in derselben Nacht macht er zudem den Fehler, an den Tatort zurückzukehren, um dem Verwundeten Wasser zu bringen. Plötzlich tauchen Mexikaner auf und schießen auf ihn. Moss kann verletzt entkommen, muss jedoch sein Auto zurücklassen. Fortan befindet sich Moss auf der Flucht vor den Mexikanern, dem Auftragsmörder Anton Chigurh (Javier Bardem) sowie dem amtsmüden Sheriff Bell (Tommy Lee Jones), der Moss und seine Frau beschützen will. 
Chigurh wurde von konkurrierenden Mexikaner-Banden und von der amerikanischen Mafia engagiert, das Geld wiederzubeschaffen. Dabei geht er äußerst brutal vor und tötet auch Menschen, die zufällig seinen Weg kreuzen. Bei seinem Vorgehen bedient er sich kurioser Waffen: Ein pneumatisch betriebenes Bolzenschussgerät und eine schallgedämpfte Selbstladeflinte. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt nun.
Spielfilm, USA 2007, ca. 122 Min., FSK: ab 16.

Freitag, 15. März 2024

Filmvorstellung: Blood Diamond

 

© Warner Bros. Pictures Germany

*(Amazon-Affiliatelink: Blu-ray)
 
 
 Inhaltsangabe: 💎🪖💣

Blood Diamond (dt.: Blutdiamant) ist ein Abenteuer-Thriller des Regisseurs Edward Zwick aus dem Jahr 2006. Er thematisiert den brutalen Handel mit Blutdiamanten, mit denen oft Waffen, Drogen und ganze Bürgerkriege finanziert werden. 

Die Handlung spielt sich vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs (1991-2002) im westafrikanischen Sierre Leone ab. Eines Tages überfallen die Rebellen der RFU (Revolutionary United Front), die gegen die amtierende Regierung kämpfen, das Dorf des Fischers Solomon Vandy (Djimon Hounsou). Dabei gehen sie äußerst brutal gegen die Zivilisten vor. Vandys Ehefrau und Tochter können in ein Flüchtlingslager an der Grenze zum benachbarten Guinea fliehen, sein Sohn Dia (Kagiso Kuypers) wird später als Kindersoldat missbraucht, er selbst muss in einem Diamanten-Abbaugebiet für die RFU schuften. Doch kurze Zeit später findet er im Fluss einen riesigen, leicht rosafarbenen Diamanten und versteckt ihn in Flussufernähe, während gerade Regierungs- und Söldnertruppen das Gebiet zurückerobern. 

Vandy und die restlichen Überlebenden des Angriffs werden verhaftet und in der Hauptstadt Freetown ins Gefängnis gesteckt. In einer Nebenzelle des Gefängnisses sitzt der ehemalige Soldat der südafrikanischen Armee SADF, Danny Archer (Leonardo DiCaprio), zur gleichen Zeit ein wie Solomon. Dieser lebt inzwischen vom Diamantenschmuggel, wurde allerdings dabei an der Grenze zwischen Sierra Leone und Liberia erwischt und muss nun eine Strafe absitzen. Danny erfährt eher durch Zufall von dem großen Diamanten und verspricht Solomon, ihn mit seiner Familie wieder zusammenzuführen, wenn er einen Anteil an dem wertvollen Klunker bekommt. Durch Kontakte zu seinem ehemaligen Kommandanten Colonel Coetzee (Arnold Vosloo), kommen Archer und Vandy frei. Coetzee ist mittlerweile Chef eines Söldnerunternehmens, das mit der Regierung von Sierra Leone gute Geschäfte macht. 

Als Freetown von den Rebellen angegriffen wird, können Archer und Vandy fliehen. Der Kontakt mit der amerikanischen Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), die über Blutdiamanten in Afrika berichtet, hilft zudem, dass Vandy seine Frau und die Tochter im Flüchtlingslager an der Grenze besuchen kann. Doch der Bürgerkrieg in dem Land nimmt immer schlimmere Ausmaße an und es wird immer schwerer, Sierra Leone zu verlassen.
Spielfilm, USA/BRD 2006, ca. 143 Min., FSK: ab 16
  
 

Freitag, 1. März 2024

Filmvorstellung: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis

 

© Concorde Filmverleih

*(Amazon-Affiliatelink: Blu-ray)
 
 
Inhaltsangabe: 📹 🛞
 

Der Krimi-Thriller war 2014 das Regiedebüt des früheren Musikers Dan Gilroy und beschreibt die gefährliche Tätigkeit der sogenannten "Nightcrawler" in den USA. Nightcrawler sind Leute, die nachts Unfälle und sogar Überfälle filmen und dieses Material an Fernsehsender verkaufen. 

Der Kleinkriminelle Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) lebt in Los Angeles und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Eines Nachts beobachtet er zufällig auf dem Highway ein Kamerateam (mit Bill Paxton), das gerade einen schweren Unfall filmt und das Material an den Fernsehsender verkauft, der am meisten dafür bezahlt. Irgendwie findet er Gefallen an dem Job und versucht sich jetzt selbständig als sogenannter Nightcrawler. Mit seinem rostigen Auto und einem Funkgerät legt er sich nun jeden Abend auf die Lauer und hört den Polizeifunk ab, um dann schnellstmöglich an die Unglücksstelle fahren zu können. Anfangs hat er nur wenig Erfolg, doch er lernt schnell und wird immer besser. Allerdings werden seine Methoden immer skrupelloser, um die Konkurrenz auszuschalten und schließlich schreckt er auch vor Mord nicht mehr zurück.
Spielfilm: USA 2014, ca. 119 Min., FSK: 16. 
 

Montag, 1. Januar 2024

The Batman

 

© Warner Bros.

*(Amazon-Affiliatelink: Blu-ray)
 
 
 
Inzwischen ist der Fledermaus-Detektiv wie kaum eine andere Comicfigur so oft für die Leinwand adaptiert worden, dass man schon die Frage stellen kann, ob es diese Verfilmung aus dem Jahr 2022* wirklich gebraucht hätte. Und die Antwort darauf lautet eindeutig uneindeutig: "Nein, aber ...".
Nein, weil es mittlerweile allein 14 Verfilmungen des Comichelden gibt (seit 1943), ganz zu schweigen von diversen Trickfilmen (Zeichentrick & Animation) und sonstigen Adaptionen. Aber Batman ist dadurch ein fester Bestandteil der Popkultur geworden und auch diese Variante liefert durchaus noch eine neue Nuance der Heldenfigur des einsamen Rächers im Fledermauskostüm. *(aufgrund der Covid19-Pandemie musste der Starttermin von Juni 2021 auf März 2022 verlegt werden)

Ein kurzer Abriss der Handlung: 🦇
Der Milliardärs-Sohn Bruce Wayne (Rober Pattinson) ist seit etwa 2 Jahren als einsamer Rächer im Fledermaus-Anzug unterwegs, um das Verbrechen in Gotham City zu bekämpfen. Als Kind wurden seine Eltern Martha (Stella Stocker) und Thomas Wayne (Luke Roberts) von Gangstern ermordert.
An Halloween kommt es zum brutalen Mord mit einem Teppich-Eisen an den amtierenden Bürgermeister Mitchell (Rupert Penry-Jones). Ein geisteskranker Serienmörder namens Riddler (Paul Dano) bekennt sich später zur Tat, am Tatort hinterlässt er jedesmal ein Rätsel für Batman. Polizei-Lieutenant Jim Gordon (Jeffrey Wright) und Batman sind ihm auf den Fersen, denn jedes gelöste Rätsel führt zu einer weiteren Spur.
Der Riddler tötet im Verlauf noch mehrere hochrangige Personen und auch Mafia-Gangster, denn er hat herausgefunden, dass sich die gesamte Stadt in einem Sumpf aus Korruption, Drogenhandel und Mord befindet.
 
In diesem Reboot des Comichelden geht es mehr um die Detektivarbeit als um den Kampf, wobei hier auch die Action nicht zu kurz kommt. Dieser Streifen ist mehr ein Psychothriller als eine Comicadaption. Da dürfte man wieder mehr zu den Comicwurzeln zurückgegangen sein: Batman als Detektiv, der die Polizeiarbeit unterstützt.
Der Serienkiller hinterlässt an jedem Tatort ein Rätsel, dass Batman lösen muss. Ähnlich der "Dark Knight"-Reihe von Christopher Nolan bietet Regisseur Matt Reeves hier ein düsteres Bild einer gewalttätigen Großstadt. Vergleiche zu David Finchers "Sieben" sind durchaus angebracht, wenn Jim Gordon und der Fledermaus-Mann dem Serienkiller hinterherjagen. In fast jeder Szene ist es dunkel und es regnet, die Wahrnehmung ist verzerrt.
Dabei lässt sich Reeves Zeit, viel Zeit, um die Handlung und die Charaktere vor dem Zuschauer auszubreiten, die Comicfans ohnehin schon kennen, aber für Nichtfans durchaus interessant sind. Die Filmlänge von zirka 170 Minuten ist dann auch die große Schwäche dieses Reboots, manche Szenen und Dialoge hätte man durchaus abkürzen können. 
Die Titelfigur macht dabei eine Entwicklung durch, er spricht oft aus dem Off über seinen Gemütszustand und dass Rache und Vergeltung eigentlich bisher nichts bewirkt haben. Er kommt schließlich zu der Erkenntnis, dass die Leute in Gotham nur jemanden brauchen, der ihnen in der Not zur Seite steht und keine Rache ausübt. Jim Gordon ist hier noch nicht Commissioner und so ziemlich der einzige bei der Polizei, der Batman vertraut und unterstützt. Er ist der loyale Freund des Fledermaus-Mannes. Der Riddler ist hier keine komische Figur wie etwa Jim Carrey in "Batman Forever" (1995) in grünem Anzug und knallroten Haaren. Er ist der psychopathische Nerd mit olivgrüner Maske und Brille, der in seiner dunklen Wohnung Daten analysiert und seine Greueltaten auf Social Media-Plattformen mit Gleichgesinnten teilt. Er möchte die Wahrheit ans Licht bringen und sozusagen demaskieren. Er sieht Batman als Gleichgesinnten an. Und da gibt es noch die Figur der Selina Kyle (Zoë Kravitz, Tochter von Musiker Lenny Kravitz), die als Bardame und Diebin tätig ist. Sie hat eine Verbindung zum Mafiaboss Falcone (John Turturro) und arbeitet in dem Nachtclub vom sogenannten Pinguin-Mann Oswald Cobblepot (Colin Farrell, kaum erkennbar in seiner Maske). Es gibt Hinweise im Film, dass sie die spätere Catwoman werden wird.

Die Schauspieler haben mir in dieser Neuinterpretation sehr gut gefallen, wobei die Figur der Selina Kyle etwas überflüssig ist, denn sie ist eher eine Randfigur und greift nie entscheidend in die Handlung mit ein. Pattinson überzeugt in seiner Rolle als innerlich zerrissenem Helden ohne Superkräfte durchaus, Paul Dano als Psychokiller ebenso, wobei er manchmal zu übertrieben agiert, wenn er mit aufgerissen Augen in die Kamera blickt. Sehr gut ist hier auch Colin Farrell, der mit seiner Maske aussieht wie der bekannteste Mafiaboss der Geschichte, Al Capone. Man könnte auch einen Vergleich zu Robert de Niros Darstellung desselben Gangsterbosses in dem Film "Die Unbestechlichen" (1987) anstellen.

Wenn es um Batman geht, dürfen selbstverständlich auch die zahlreichen Waffen und Fahrzeuge nicht fehlen. Allerdings ist hier auch im Film erkennbar, dass der einsame Rächer sozusagen noch am Anfang seiner Heldenkarriere steht. Sein Anzug und seine Ausrüstung wirken noch eher schrottig, aber funktionieren tadellos in jeder brenzligen Situation. Kampfszenen gibt es trotz der ganzen Rätsel-Löserei immer noch zur Genüge. 
Zu Beginn verfügt er nur über ein Motorrad, sein Batmobil befindet sich noch im Bau in seiner Bathöhle. Man sieht das Antriebsaggregat und den Motor im Raum stehen. Doch später gibt es dann eine tolle Verfolgungsjagd mit dem Flitzer, wenn Batman dem Pinguin-Mann auf die Pelle rückt.

Der Score von Michael Giacchino passt gut zur düsteren Auslegung des Themas. Beispielsweise wenn der Titelheld zeitlupenartig die Szenerie betritt und dabei Nirvanas "Something in the way" ertönt, dann hat das schon Klasse. Oder wenn Puccinis "Suor Angelica: Ave Maria" vom bekloppten Riddler geträllert wird, dann bekommt man schon ein bisschen Gänsehaut. Als ein weiteres Klassik-Stück taucht Ludwig van Beethovens Opus Nr.73 "Emperor" auf, wenn Bruce Waynes Butler Alfred (Andy Serkis) gerade versucht, einen Code des Riddlers zu entschlüsseln.

Diese Neuauflage war im Kino durchaus ein kommerzieller Erfolg, bei 200 Millionen Dollar Produktionskosten und etwa 770 Millionen Dollar Einspielergebnis. Auszeichnungen
gab es bei den spanischen ACCEC Awards 2022 (Bester Film, Bester Hauptdarsteller). Bei den Golden Trailer Awards 2021 war "The Batman" nominiert für den besten Teaser, die beste Bewegung/Titelgrafik und für den besten Tonschnitt. Desweiteren wurde der Film in den Kategorien „Beste visuellen Effekte“, „Bestes Make-Up“ und „Bester Ton“ für die jeweiligen Oscars nominiert.
Eine Fortsetzung ist deshalb schon in Planung. Ein Kinostart für Teil 2 ist für den 3. Oktober 2025 angesetzt worden.
 
Fazit: Interessante Neuinterpretation des bekannten Stoffes mit Kritik an den Neuen Medien, die ab und zu ein paar Längen aufweist. Eher ein Psychothriller als eine Comicverfilmung und vom Stil her wie Christopher Nolans "The Dark Knight", erreicht allerdings nicht ganz dessen Klasse. Meine Wertung: Sehr gut! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2022, ca. 170 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Peter Saarsgard, Barry Keoghan, Robert Pattinson, Jeffrey Wright, Alex Ferns, Jayme Lawson u.a. Drehbuch: Matt Reeves, Peter Craig. Musik: Michael Giacchino. Kamera: Greig Fraser. Produktion: Warner Bros. Regie: Matt Reeves.
 

Sonntag, 30. April 2023

Joker

©Warner Bros. Entertainment
 
*(Amazon-Affiliatelink)

 

Warnung: Das ist kein Film für Zartbesaitete! Und wer hier eine spaßige Comicverfilmung erwartet hatte, wird bitter enttäuscht. Joker von Regisseur Todd Phillips ist ein knallharter Psychothriller, der das Leben eines Psychopathen nachzeichnet. Dieser Streifen erzählt quasi die Vorgeschichte von Arthur Fleck, der erst später zum Gegenspieler Joker von Batman in der fiktiven Stadt Gotham wird. Inhaltlich kann man ihn durchaus mit The Dark Knight von Christopher Nolan vergleichen, in dem der Joker von Heath Ledger verkörpert wurde (Anmerkung: Das war der 2. Film innerhalb der The Dark Knight-Trilogie).
Überhaupt bietet diese Verfilmung eine neue Perspektive. Im Prinzip ist hier der Joker das Opfer und die anderen sind die Bösewichte, zum Beispiel Thomas Wayne (Brett Cullen), der Vater von Bruce Wayne (alias Batman), aber dazu später mehr.

Die Handlung spielt etwa Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) arbeitet als Miet-Clown, würde aber lieber Standup-Comedy betreiben. Im Grunde ist er ein gutmutiger Kerl, der aber unter enormen psychischen Problemen leidet, die er nur mithilfe von Medikamenten einigermaßen unter Kontrolle hat. Oft flüchtet er sich in Tagträume. Als Kind wurde er vom Freund seiner psychisch labilen Mutter Penny (Frances Conroy) misshandelt, seitdem muss er in stressvollen Situationen unkontrolliert lachen, welches ihm eines Abends in der Gothamer U-Bahn fast zum Verhängnis wird. Er wird von 3 wohlhabenden Yuppies verprügelt, die er schließlich mit einem mitgebrachten Revolver erschießt. Diese Tat empfand er als Befreiung seiner selbst.
Von da an entwickelt er sich immer mehr zum Psychopathen, als auch noch seine Medikamente vom Sozialdienst nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Es sind aber nicht nur seine persönlichen Umstände, die zur Eskalation führen, es sind auch Probleme innerhalb der Gesellschaft, die ihn immer weiter in den Wahnsinn treiben. Es sind die steigende Armut in der Stadt sowie die Verrohung und Radikalisierung der Bevölkerung.
Letzten Endes hat man sogar Mitleid mit dem Protagonisten, denn er kann im Grunde nichts dafür, dass er schließlich völlig austickt. Die Ideologie des Films bietet aber keinen Ausweg und da kann man durchaus den Machern einen kleinen Vorwurf machen, obwohl hier natürlich ein gewisser Zeitgeist eingefangen wird und dieser durchaus gerechtfertig ist, wenn man etwa in den USA den Sturm auf das Capitol  (6. Januar 2021) als Beispiel nimmt. Das hat dieser Thriller im Grunde schon vorweggenommen.
 
Regisseur Todd Phillips, eher bekannt für die Hangover-Blödelfilmreihe, bietet hier ein grandioses Psychogramm mit einem ebenso grandiosen Hauptdarsteller Joaquin Phoenix, der dafür zurecht bei den Academy Awards 2020 den Oscar gewann. Der hatte extra 24 Kilo abgenommen, um sich besser in die Figur des wahnsinnigen Jokers hineinversetzen zu können. Sein gesamtes Auftreten als tragische Figur und seine Mimik mit geschminktem Gesicht sind sehr überzeugend. Die Kamera fängt dies auch oft sehr gut durch Nahaufnahmen ein.
Von der Ausstattung und der Musik (von Hildur Guðnadóttir, ebenfalls oscarprämiert) kommt das Ganze auch daher wie eine Hommage an alte Martin Scorsese-Filme wie Taxi Driver oder King of Comedy. In diesen Filmen spielte jedesmal Robert de Niro die Hauptrolle, im Joker hat er einen Gastauftritt als unsympathischer Showmaster Murray Franklin.
 
Das Einspielergebnis des Films betrug beachtliche 1,07 Milliarden US-Dollar, was ihn auf Platz 6 der erfolgreichsten Streifen des Jahres 2019 hievte. 
 
Sehr realistische Darstellung eines werdenden Psychopathen, für den es keinen anderen Ausweg gibt. Wertung: Ausgezeichnet! 9 von 10 möglichen Sternchen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2019, ca. 122 Min., FSK: ab 16. Darsteller: Brett Cullen, Robert de Niro, Joaquin Phoenix, Frances Conroy, Josh Pais u.a. Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver. Musik: Hildur Guðnadóttir. Kamera: Lawrence Sher. Produktion: Warner Bros. Regie: Todd Phillips.
 
 
 

Sonntag, 26. Februar 2023

Bullitt

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Diesmal möchte ich einen der besten Kriminalstreifen der Filmgeschichte vorstellen, der zwar schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch sehr sehenswert ist. Realistischer wurde wohl kaum Polizeiarbeit in einem Hollywoodwerk dargestellt.

Die Handlung spielt sich in einem kurzen Zeitraum von Freitag bis Sonntag ab. Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) vom San Francisco Police Departement bekommt einen heiklen Auftrag vom zuständigen Staatsanwalt Chalmers (Robert Vaughn) übermittelt. Er soll mit seinen Leuten einen Kronzeugen der Mafia aus Chicago bis zur Anhörung vor Gericht beschützen. Doch der Fall ist viel komplizierter als er zunächst erscheint. Kronzeuge John Ross (Pat Renella) treibt ein Verwirrspiel mit der Polizei, dabei kommt allerdings bald heraus, dass er der Mafia 2 Millionen Dollar stibitzt hat.

Klasse Thriller mit einem äußerlich stets coolen Hauptdarsteller-Cop, den nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Durch seine Erfahrung bleibt er oft Herr der Lage und kann so den Fall schließlich lösen, welches man als Zuschauer anfangs gar nicht erwarten konnte, angesichts der vielen Probleme, die sich für den Lieutenant da auftun. Nicht nur der Mafioso Ross setzt ihm zu, auch der karrieresüchtige Chalmers sitzt ihm ständig im Nacken. Doch immerhin sein Vorgesetzter Captain Bennett (Simon Oakland), sein Kollege Delgetti (Don Gordon) und seine Freundin Cathy (Jaqueline Bisset) halten zu ihm. Allerdings zeigt sich im tiefsten Innern des Cops bei manchen Einstellungen auch dessen Zerrissenheit, die ihn an der Polizeiarbeit zweifeln lassen. Brutalität, machtbesessene Politiker und juristische Grenzen für seine Tätigkeit wirken sich auf seine Psyche aus: Er ist wortkarg und agiert oft emotionslos, welches sich auch auf seine private Beziehung zu Cathy niederschlägt.

Vorlage für das Drehbuch war der Kriminalroman Polizeirevier 52, New York (Originaltitel: Mute Witness) von Robert L. Pike. Spannung in der Adaption fürs Kino erzeugen der kurze Zeitrahmen von 3 Tagen, überraschende Wendungen und die unterschiedlichen Charaktere, bei denen man manchmal nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen. Schon legendär ist die Autoverfolgungsjagd durch das hügelige San Francisco, bei der Bullitt in seinem grünen Ford Mustang zwei Gangstern in ihrem Dodge Charger hinterhereilt. In dieser 10-minütigen Actionsequenz gibt es keinerlei Dialoge.

Der Film ist zwar schon alt, das merkt man schon an der Titelmusik und dem Vorspann, aber nichtsdestotrotz ein interessanter Psycho-, Action- und Polizeifilm. In einer Szene etwa sieht man einen großen Magnavox Telekopierer, eines der ersten Faxgeräte überhaupt. Es gab mehrere Auszeichnungen, darunter einen Oscar für den besten Schnitt. Der gewählte Nachname "Bullitt" kommt nicht von ungefähr. Er klingt so ähnlich wie "bullet", also engl. für "Kugel".

Einer der besten Filme über die täglich harte Polizeiarbeit in einer Großstadt. Mit dem "King of Cool" Steve McQueen in einer seiner besten Rollen. Meine Note: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1968, ca. 113 Min., FSK: 16. Darsteller: Robert Vaughn, Steve McQueen, u.a. Musik: Lalo Schifrin. Drehbuch: Harry Kleiner, u.a. Produktion: Warner Bros. Regie: Peter Yates.

 

 

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Sonntag, 8. Januar 2023

Sieben

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Mit Sieben (1995) lieferte der Musikvideo- und Werbefilm-Regisseur David Fincher nach Alien 3 (1992) sein zweites Leinwandwerk ab. In dem Psycho-Thriller geht es zwar nicht um ein fieses, außerirdisches Monster, jedoch ist die Atmosphäre ähnlich finster und klaustrophobisch wie in seinem Debütfilm. Ständig regnet es, die Innenräume von Gebäuden sind dunkel und meist nur schwach ausgeleuchtet.

In einer nicht näher definierten, us-amerikanischen Großstadt der Gegenwart treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der sich bei seinem Vorgehen strikt an die biblischen, sieben Todsünden hält: Maßlosigkeit, Habsucht, Trägheit, Hochmut, Wollust, Zorn und Wut. Der Polizei unter der Leitung der beiden Detectives Somerset (Morgan Freeman) und Mills (Brad Pitt) scheint der Psychopath immer einen Schritt voraus zu sein. Mit einer beängstigenden Präzision führt er gleichsam Ordnungshüter und Zuschauer an der Nase herum, seine Identität wird erst zum Schluss preisgegeben. Er ist es, der die Kontrolle über seine Handlungen behält, und er ist es auch, der den Ausgang dieser Kriminalgeschichte bestimmt.

Regisseur Fincher zeigt hier sein großartiges, filmisches Gespür für Geschichten - jemand, der sein Handwerk beherrscht, obwohl er nie eine Filmhochschule besuchte. Er liefert mit Sieben ein brilliantes Neo-Noir-Werk ab, das düsterer kaum hätte werden können. Schon die Titel-Sequenz mit verwackelten, fragmentarischen Bildern lässt erahnen, dass hier kein Wohlfühl-Film ablaufen wird. Als Zuseher kommt man sich zusehends vor, wie in einer kurz vor der Apokalypse stehenden Welt, einer Art Vorhölle. Morde, Korruption und Prostitution sind an der Tagesordnung. Die Gesellschaft ist apathisch und verroht, eine Besserung der Verhältnisse scheint nicht in Sicht. So ähnlich sieht es auch Detective Somerset, der amtsmüde seiner Pensionierung entgegenfiebert, wären da nicht noch die vorliegenden Morde zu klären. Zu allem Überfluss wird ihm auch noch der junge Heißsporn Mills zugeteilt, der lieber zuerst schießt, bevor er nachdenkt.  Mills ist im Gegensatz zu seinem älteren Kollegen der Meinung, die Welt noch verbessern zu können, außerdem hat er eine nette Ehefrau namens Tracy (Gwyneth Paltrow), für die es sich noch zu kämpfen lohnt.

Die längere Berufserfahrung und sein Intellekt bringen jedoch den Protagonisten Somerset schnell auf die Idee mit den sieben Todsünden, außerdem hinterläßt der Täter absichtlich Hinweise darauf durch diverse Zitate aus bekannter Literatur. Allerdings sind die Zuschauer ähnlich machtlos wie die beiden Detectives im Film aufgrund der Genialität des Mörders, der sein zerstörerisches Werk gnadenlos durchzieht. Dabei spielt die Zahl Sieben ständig eine wichtige Rolle in seinem perfiden Treiben: Sieben Todsünden werden in sieben Tagen an sieben entsprechend ausgewählten Opfern gesühnt.

Meines Erachtens ein Meisterwerk des Thrillers und einer der besten Streifen der letzten Jahrzehnte. Das lag auch an dem guten Schauspieler-Ensemble, allen voran Kevin Spacey als John Doe und Morgan Freeman als William Somerset, die sich im Film als intellektuell und weltanschaulich Gleichgesinnte gegenüberstehen. Brad Pitt fällt da in seiner Darstellung als herumzappelnder, impulsiver Detective etwas ab. Paltrows Nebenrolle als Tracey, die sich einsam und verloren in der Großstadt fühlt, ist durchaus solide und glaubwürdig. Das Skript ist superb und wagemutig, wenn auch - einer Hollywood-Produktion gerecht - an manchen Stellen nicht immer ganz logisch bzw. zu konstruiert. Doch die atemberaubende, stilbildende Kameraarbeit von Darius Khondji und der oscarnominierte Schnitt von Richard Francis-Bruce, sowie natürlich Finchers kluges Gespür für Spannung, Charakter und Atmosphäre gleichen das mehr als aus.

Ein wirklich sehenswerter Thriller aus den 90ern! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

Daten zum Film: 
Sieben (OT: Se7en) Spielfilm, USA 1995. 127 Minuten. FSK: 16. Produktion: New Line Cinema. Darsteller: Kevin Spacey, Morgan Freeman, Brad Pitt, Gwyneth Paltrow, R. Lee Ermey, Richard Schiff, Richard Roundtree u.a. Musik: Howard Shore. Regie: David Fincher.