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Sonntag, 26. März 2023

Die Götter müssen verrückt sein

 
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Diesmal wird ein echter Kultfilm aus den 80ern vorgestellt. Später folgte darauf eine offizielle Fortsetzung im Jahr 1989 und drei in Hongkong produzierte inoffizielle Sequels (1991, 1993 und 1994).

Der südafrikanische Regisseur Jamie Uys spielt hier mit dem Kulturschock des Kalahari-Buschmannes Xi (N!xau), der eine aus einem Flugzeug gefallene Coca-Cola-Flasche findet. Diese Flasche stiftet jedoch so allerhand Unruhe unter seinem Stamm, vor allem will das glänzende Ding plötzlich jeder besitzen. Ein Umstand, der in dem indigenen Volk Neid und Streit auslöst. Deshalb beschließt Xi bald darauf, dass der Gegenstand von hier fort muss, doch die Flasche loszuwerden, ist gar nicht so einfach. Dieses vom Himmel gefallene, böse Ding mussten die Götter geschickt haben, aber zu welchem Zweck? Oder sind die Götter einfach nur verrückt?

Eine tolle Kultur-Clash-Komödie, die an einigen Stellen die konsumorientierte Zivilisation aufs Korn nimmt, allerdings im weiteren Verlauf etwas an Fahrt verliert. Die intelligente Geschichte beginnt, wie oben schon beschrieben, mit der Konfrontation von Buschleuten in der Kalahari-Wüste mit einer Colaflasche. Ein Sprecher aus dem Off erzählt dabei in einer Art Dokumentar-Stil, wie die Eingeborenen mit dem Gegenstand umgehen. Doch bald gibt es Streit unter ihnen, da das Ding nur ein Mal vorhanden ist und es plötzlich alle benutzen wollen. Auf seinem Weg, die Flasche wieder loszuwerden, erlebt Xi allerhand Abenteuer. In die Handlung eingebettet sind außerdem eine Liebesbeziehung zwischen dem tolpatschigen Biologen Andrew (Marius Weyers) und der Lehrerin Kate (Sandra Prinsloo) sowie eine Entführung durch Terroristen.

Die wirklich witzigen Momente im Film entstehen meist durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen und Lebensgewohnheiten. Man erfährt zum Beispiel, dass die Ureinwohner, wenn sie den Kopf schütteln , "ja" meinen und nicht "nein". Oder dass man kein großes Feuer im Busch machen darf, weil sonst ein Nashorn es wieder austritt. Noch ein Tipp: "Gehe nie in die Nähe von einem Wart-ein-bisschen-Strauch! Der grabscht nach einem."

Das ernsthaftere Thema mit der Terrorgruppe diente wohl eher dazu, Kritik an der Instabilität des afrikanischen Kontinents zu üben, weniger um spaßige Momente einzubauen. Auch wenn es durchaus ganz amüsant daherkommt, wenn Buschmann Xi die Entführer einer Schulklasse nacheinander mit einer Betäubungs-Nadel niederstreckt. Die tolpatschigen Versuche des Biologen Andrew, das Herz der Lehrerin für sich zu gewinnen, sorgen zudem für einige Slapstick-Momente in dieser empfehlenswerten Komödie. In den Gesprächen verhält er sich zudem oft ungeschickt. Zum Beispiel antwortet er auf die Frage, was er so beruflich macht, folgendermaßen: "Ich sammle Mist."

Spaßige Culture-Clash-Komödie mit sympathischen Darstellern und einigen Slapstick-Einlagen. Meine Bewertung für Teil 1: Sehr gut! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰ 

 

Daten zum Film:
Spielfilm, Südafrika/Botswana 1980, ca. 109 Min., FSK: ab 12. OT.: The Gods must be crazy. Schauspieler: Sandra Prinsloo, Marius Weyers, N!xau, Louw Verwey, u.a. Kamera: Robert Lewis, u.a. Musik: John Boshoff. Drehbuch: Jamie Uys. Produktion:  Cat Films, Mimosa Films. Regie: Jamie Uys.



Freitag, 24. März 2023

Ready Player One


 
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Altmeister-Regisseur Steven Spielberg verfilmte hier den Bestseller-Roman (2011) von Ernest Cline, in dem sich alles um eine dystopische Zukunftswelt dreht. Dort entfliehen die Menschen der unangenehmen Realität, indem sie über VR-Brillen ein virtuelles Multiplayer-Game spielen, in dem sie alles sein und überall hin können: Andere Wesen von fremden Planeten, Figuren aus Zeichentrickfilmen, furchteinflößende Kreaturen oder sogar andere Geschlechter mit anderen Namen, Surfen auf Monsterwellen, Bergsteigen mit Batman oder Skifahren an den Pyramiden. 
Die Leute verbringen die meiste Zeit in dieser Scheinwelt, nur zum Essen und Schlafen verlassen sie sie wieder. In dieser Welt kann man sogar Geld verdienen und dieses in der Realität benutzen, jedoch kann man auch alles wieder verlieren, wenn sein eigener Avatar getötet wird.

Der 18-Jährige Waisenjunge Wade Watts (Tye Sheridan) lebt im Jahr 2045 bei seiner Tante Alice (Susan Lynch) in der Stadt Columbus im US-Bundesstaat Ohio. Auch er ist ein großer Fan der virtuellen Welt namens „Oasis“. Durch eine Umweltkatastrophe im Jahr 2027 leben die meisten Menschen verarmt in sogenannten „Stacks“, in Siedlungen, die aus übereinander gestapelten Wohncontainern bestehen. Die Erfinder von Oasis, James Halliday (Mark Rylance) und Ogden Morrow (Simon Pegg), wurden dadurch steinreich. Ogden stieg allerdings eines Tages aus der gemeinsamen Firma „Gregorious Games“ aus und Halliday verstarb plötzlich im Jahr 2040. Doch Halliday hatte kurz vor seinem Tod noch ein Video-Testament erstellt und später an alle ausgesandt. In dieser Botschaft teilte er mit, dass in der Oasis ein sogenanntes „Easter Egg“ (hier: Osterei = ein in einem Spiel verborgenes Objekt) versteckt ist. Wer das Ei findet, erbt sein Vermögen von über 500 Milliarden Dollar und erhält auch die Kontrolle über die Oasis. Das Easter Egg ist jedoch nicht leicht zu entdecken. Um es sich zu schnappen, gilt es, 3 Schlüssel zu finden, die gut im Spiel verborgen sind und jeweils ein Rätsel mitliefern. Informationen, um die Rätsel zu lösen, liefert nur eine virtuelle Datenbank, in der alles über Hallidays Leben gespeichert wurde. Wade alias Parzival möchte unbedingt gewinnen, dazu braucht er aber auch die Hilfe seiner virtuellen Freunde Artemis (Olivia Cooke), Aech (Lena Waithe), Daito (Win Morisaki) und Sho (Philip Zao). Und auch der profitsüchtige Unternehmer Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) mit seiner Firma IOI (Innovative Online Industries) ist darauf aus, dieses Spiel für sich zu entscheiden. Denn dadurch würde er zum mächtigsten Wirtschafts-Boss der Welt aufsteigen.

Ganz unterhaltsamer Sci-Fi-Streifen vom Altmeister des Eskapismus, Steven Spielberg, aber beileibe nicht sein bester Film und schon gar kein Meisterwerk. Da hat er schon Besseres in diesem Genre abgeliefert, wie zum Beispiel „E.T.“ (1982) oder „Minority Report“ (2002). Das Grundgerüst der Romanvorlage hat man im Drehbuch beibehalten, allerdings wurde der Schwerpunkt zu sehr auf die virtuelle Welt der Oasis gelegt und wenig über das wirkliche 2045 erzählt. Es gibt nur am Anfang einen Hinweis durch die Off-Stimme Wades, dass es zuvor 2027 eine große Maissirup-Dürre und einen Bandbreitenaufstand gab, infolge dessen offenbar viele Menschen umgekommen sind, auch seine Eltern. Das Ganze klingt aber nicht wirklich bedrohlich, eher hört sich das ziemlich harmlos an. Trotzdem soll die Wirklichkeit nun so grausam sein, dass alle in eine Scheinumgebung fliehen, welches aber im Film nicht vermittelt wird. 
Zumindest gibt der Streifen eine finale, aber wenig überraschende Aussage ab: Die Wirklichkeit ist doch besser als der Cyberspace, "denn die Realität ist die einzige, die real ist und nur dort bekommt man was Vernünftiges zu essen". In der hier vorgestellten Wirklichkeit gibt es auch weniger Futuristisches, als man vielleicht zuvor annahm. Da wird höchstens mal eine Pizza per Drohne bestellt oder mit ähnlichen Geräten Jagd auf Flüchtige gemacht. An dieser Stelle ist eventuell die Angst vor Totalüberwachung im Film angedeutet worden. Die Schauspieler bleiben dabei insgesamt etwas hinter den toll gemachten Spezialeffekten zurück, zu dominant ist die Computerwelt der Oasis in diesem Streifen. Als Zuschauer wird man fast davon erschlagen, wenn sich die Protagonisten um die Figur des Parzival auf die sogenannte „Quest“ machen, auf die Suche nach den 3 farbigen Schlüsseln. Schon die erste Aktion mit dem Autorennen, das auf New Yorks Liberty Island startet, kann man viele Details erst auf den zweiten Blick erkennen. Am unübersichtlichsten wird es dann in der Schlacht auf dem düsteren Planeten Doom, auf dem vermutlich ein weiterer Hinweis für die Quest zu finden ist.

Das große Plus von „Ready Player One“ sind die zahlreichen Referenzen auf die Popkultur speziell der 70er und 80er Jahre. Filme, Musik oder Videospiele, Vieles aus jener Zeit wird hier zitiert. Am originellsten ist meiner Meinung nach „Zemeckis Zauberwürfel“, mit dem man die Zeit um eine Minute zurückdrehen kann. Eine zweideutige Anspielung auf den berühmten Rubiks Würfel und gleichzeitig auf Robert Zemeckis, dem Regisseur der „Zurück-in-die-Zukunft“-Filme. Beide waren sozusagen Hits in den 1980ern. Musikalisch hat hier wieder Alan Silvestri mit Hand angelegt, der schon bei den erwähnten Zurück-in-die-Zukunft-Streifen als Komponist agierte und auch Spielberg war zu jener Zeit dort schon als Produzent mit von der Partie. So schließt sich der filmische Kreis!

Ein gut gemachter Gamer-Film, an manchen Stellen etwas zu kitschig und vorhersehbar für meinen Geschmack. Note: Gut! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2018, ca. 135 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Ben Mendelsohn, Hannah John-Kamen, T.J.Miller, Susan Lynch, Tye Sheridan, Olivia Cooke, Win Morisaki, u.a. Drehbuch: Ernest Cline, Zak Penn. Musik: Alan Silvestri. Schnitt: Michael Kahn. Kamera: Janusz Kaminski. Produktion/Vertrieb: Village Road Show Films/RatPac-Dune/Warner Bros. Regie: Steven Spielberg.
 

Sonntag, 19. März 2023

Tootsie

 
©Warner-Columbia
 
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"Ich war eine stehende Tomate, eine saftige, sexy Fleischtomate. Ich war die Tomate!" Dustin Hoffman brillierte mit solchen und anderen spaßigen Sätzen in einer seiner besten Rollen in dieser Travestiekomödie von 1982. Hier wurden nicht nur die Geschlechter-Rollen aufs Korn genommen, sondern auch die gesamte Film- und Fernsehbranche kritisiert. "Tootsie" ist ein englisches Slangwort und bedeutet soviel wie Schätzchen oder Schnuckel.
 
Michael Dorsey (Dustin Hoffman) sucht vergeblich nach einem festen Engagement als Schauspieler in New York. Das Problem ist nur, dass er ein schwieriger Typ ist, der sich nicht unterordnen möchte und deshalb bei diversen Vorsprechen Regisseure und vor allem seinen Agenten George (Regisseur: Sydney Pollack) ständig nervt.
Als es eines Tages im Büro seines Agenten zum Streitgespräch kommt und George ihm mitteilt, dass er als Michael Dorsey keine Anstellung mehr finden wird, hat dieser die zündende Idee: Er bewirbt sich für die Hauptrolle in einer kitschigen Krankenhaus-Serie - jedoch nicht als Mann, sondern als Dorothy Michaels.
Von nun an muss er sich jeden Tag ordentlich schminken, eine Perücke und Brille aufsetzen und mit hoher Stimme sprechen. Dabei bringt er gehörig sein Leben und das seiner Mitmenschen durcheinander. Speziell sein Mitbewohner Jeff (Bill Murray in einer seiner frühen Rollen) hat darunter zu leiden und seiner Freundin Sandy (Teri Garr) lügt er oft nur was vor.
Hinzukommt, dass er sich auch noch in die Schauspiel-Kollegin Julie Nichols (Jessica Lange) verliebt, die in der gleichen Serie mitspielt. Seine Rolle als reife Frau spielt er schließlich so überzeugend, dass er bald darauf auch noch einen Heiratsantrag von Julies verwitwetem Vater Lesley (Charles Durning) bekommt. Au Backe!
 
Eine wirklich unterhaltsame Komödie, die damals das Travestie-Thema aufgriff, vermutlich noch ein paar Jahre bevor Begriffe wie "queer" oder "LGBTQ" aufkamen. 
Das Darsteller-Ensemble agiert grandios überzeugend, sorgt für gute Lacher und witzige Szenen. Speziell Hoffman glänzt hier wieder mal als wandlungsfähiger Charakterdarsteller. Die Drehbuchautoren verdienen hier ein Extra-Lob für die gelungenen Dialoge und Sprüche (siehe oben). 
Das Ganze wurde noch untermalt von einem guten Soundtrack. Vor allem die beiden Songs "It might be You" (gesungen von Steven Bishop), der etwas melancholischer ist und der fröhlichere Song "Tootsie" stechen hier besonders hervor.

Die Komödie wurde 1983 für insgesamt 10 Oscars nominiert, bekommen hat ihn allerdings nur Jessica Lange für ihre Nebenrolle als Julie. In der Rangliste des American Film Institute belegt der Streifen Platz 2 unter den 100 besten Komödien aller Zeiten.

Brilliante Komödie über Geschlechter-Rollen und das schwierige Schauspieler-Geschäft. Meisterlich umgesetzt. 10 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐ 
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1982, ca. 112 Min., FSK: 6. Darsteller: Teri Garr, Bill Murray, Sydney Pollack, Geena Davis u.a. Kamera: Owen Roizman. Musik: Dave Grusin. Drehbuch: Larry Gelbart, Don McGuire, Murray Schisgal. Produktion: Columbia Pictures, Mirage, u.a. Regie: Sydney Pollack.   
 

Darkest Hour

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Dieses Sciencefiction-B-Movie aus dem Hause Summit Entertainment verspricht leider genau das, was auch im Titel steht: „Die dunkelste Stunde“ (in der Filmemacher-Kunst). Die Produzenten des Streifens schienen sich vor ein paar Jahren gedacht zu haben, eine bekannte Handlung zur Abwechslung einfach mal ins russische Moskau zu verlegen, anstatt in eine amerikanische Großstadt.

Die Geschichte selbst ist dabei schnell erzählt und strotzt nicht gerade vor Originalität, da sie das schon oft dagewesene Thema „Alien-Invasion“ aufgreift und das Ganze auch noch schlecht kopiert: Die zwei jungen Start-up-Unternehmer Sean (Emile Hirsch) und Ben (Max Minghella) aus den USA reisen nach Moskau, um dort ihre Geschäftsidee einer neuen App Investoren vorzustellen. Doch ihr Geschäftsführer Skyler (Joel Kinnaman) kam ihnen zuvor und verkauft bereits das Modell anwesenden Unternehmern während eines Meetings. Enttäuscht darüber, dass sie ausgebootet wurden, ertränken sie ihren Frust abends in einer nahegelegenen Bar in Alkohol und lernen dabei die zwei amerikanischen Mädchen, Natalie (Olivia Thirlby) und Anne (Rachael Taylor), kennen. Plötzlich fällt der Strom aus und merkwürdige Phänomene zeigen sich hoch oben am Firmament, die wie Polarlichter aussehen und auf einmal vom Himmel herabregnen. Die gelben Energie-Bälle haben allerdings nichts Gutes im Sinn, wie sich bald herausstellt.

Man kann bei einem Budget von 30 Millionen Dollar immerhin behaupten, dass man sich aufgrund der haarsträubenden Geschichte und des schwachen Drehbuchs zumindest bemüht hat. Vielleicht wäre es aber sinnvoller gewesen, dass Geld wohltätigen Zwecken zu spenden. Meines Erachtens wäre es auch besser gewesen, das Ganze als Science-Fiction-Parodie aufzuziehen anstatt alles derart todernst zu nehmen. 
Die Schauspieler agieren einigermaßen akzeptabel, auch wenn in einigen Szenen unfreiwillige Komik aufkommt: Zum Beispiel, wenn die Clique von jungen Leuten vor den Außerirdischen flieht und sich alle plötzlich Glühbirnen um den Hals schnallen, um die herannahenden, unsichtbaren Aliens zu erkennen oder wenn russische Widerstandskämpfer mit selbstgebauten Schutzanzügen und Waffen die Invasoren angreifen, dann kann man sich als Zuschauer ein Schmunzeln nicht verkneifen. Überhaupt wirkt das Alles wie ein Zusammenklau aus mehreren Filmen wie „Krieg der Welten“, „Ghostbusters“ oder „Mad Max“. Hinzukommt, dass auch die Spezialeffekte einen nicht gerade vom Hocker hauen und 3D-Effekte so gut wie nicht vorhanden sind. Einige computergenerierte Einstellungen vermitteln die Sichtweise der fremden Eindringlinge und manche Außerirdische bekommt man immer nur kurz als schwarze Fratze zu sehen und zwar immer dann, wenn auf sie geschossen wurde.

Erwähnenswert sind eventuell noch ein paar Anspielungen und Seitenhiebe auf das kommunistische Russland, in das aber mittlerweile der Kapitalismus westlicher Prägung Einzug gehalten hat. Man sieht beispielsweise im Film bekannte Marken wie Mercedes oder McDonalds. Desweiteren werden das russische Justizsystem ("Welche Gesetze?") und die Schrift ("Kyrillisch sieht aus wie Klingonisch") aufs Korn genommen.

Enttäuschend, aber letztlich wenig überraschend ist das Ende und nach knapp 90 Minuten ist man als Zuseher irgendwie froh, es wie die Protagonisten einigermaßen überstanden zu haben. Doch es bleibt selbstverständlich irgendwie ein fader Beigeschmack bei dieser amerikanisch-russischen Koproduktion!

Fazit: Eher mittelmäßige Produktion mit altbekanntem Thema der Alien-Invasion. 4 von 10 möglichen Sternen:
⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA/Russland 2011, ca. 89 Min., FSK: ab 12. OT.: The Darkest Hour/Фантом (Phantom). Schauspieler: Emile Hirsch, Max Minghella, Veronika Ozerova, Dato Bakhtadze, u.a. Kamera: Scott Kevan. Musik: Tyler Bates. Drehbuch: Leslie Boham, Jon Spaihts, u.a. Produktion: Summit Entertainment, Regency Enterprises, Bazelevs Production, u.a. Regie: Chris Gorak.
 

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Samstag, 18. März 2023

Heat


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Ein grandioser Action-Kracher mit einem enormen Staraufgebot ist dieser Streifen allemal. Hier hat Regisseur Michael Mann die Handlung seines TV-Films "Showdown in L.A." (1989) auf beeindruckende Weise in ein knapp 3-stündiges Krimi-Epos umgewandelt. Das ganze Konzept beruht sogar auf einer wahren Begebenheit aus den 60er Jahren.

Profi-Gangster Neil McCauly (Robert de Niro) plant gerade den nächsten Coup. Zu diesem Zweck versammelt er wieder seine Stamm-Mannschaft um sich: Chris (Val Kilmer), Michael (Tom Sizemore) und Trejo (Danny Trejo). In Los Angeles soll nun ein Geldtransporter  überfallen werden. Wie immer bereitet sich die Truppe akribisch auf die Aktion vor. Allerdings kommt es diesmal zu einem Zwischenfall, den der kurzfristig eingesprungene Waingro (Kevin Gage) auslöst. Der Hitzkopf tötet dabei einen der Wachleute. Von nun an wird's wirklich heiss unter den Füßen der Gangster, denn ab sofort bekommen sie es mit Lieutenant Vincent Hanna (Al Pacino) vom Raub- und Morddezernat des Los Angeles Police Departements zu tun.

Regisseur Michael Mann bewies mit "Heat" wieder sein Gespür für grandiose, stilsichere Bilder. Unterstützung bekam er von dem klangvollen Score von Elliot Goldenthal und der guten Kamera-Arbeit von Dante Spinotti. Hervorzuheben sind die oft in Blau- und Grautönen gehaltenen Bilder, die dem Ganzen einen Hauch von Film-noir verschaffen. Mann liess sich nach eigenen Angaben dazu oft von Gemälden inspirieren.

Der Film ist zwar genremässig etwas schwer einzuordnen, da hier auch viel Platz für familiäre Situationen der Protagonisten geschaffen wurde. Aber letzten Endes ist es eher ein sogenannter Heist-Movie, in dem der gesamte Ablauf eines Überfalls geschildert wird, von der Vorbereitung bis zur Ausführung.

Besonders bekannt dürfte der Blockbuster wohl für ein paar Szenen geworden sein, die womöglich auch andere Streifen beeinflusst haben. Die Szene in einem Restaurant zum Beispiel, in dem sich Pacino und De Niro direkt gegenübersitzen. Eine Szene, die nur mit Worten und ohne Gewalt auskommt und in einem Schuss-Gegenschuss-Prinzip gedreht wurde. Die beiden Protagonisten fungieren dabei quasi als Spiegelbild, nur auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Sie weisen beide allerdings starke Ähnlichkeiten auf: Sie haben enorme private Probleme und sind auf akribische Weise nur auf ihre Arbeit fixiert. Pacino und De Niro sind dabei zum ersten Mal gemeinsam in einer Szene zu sehen. In der "Pate II" hatten sie keinen gemeinsamen Auftritt. Ein weiteres Beispiel für die Exklusivität liefert die etwa 10-minütige Schießerei auf der Straße zwischen McCaulys Team und der Polizei nach einem missglückten Banküberfall. Soviel bleihaltige Luft gab es wohl selten in einem Film am Stück.

Bleihaltiger Kriminalfilm mit überzeugenden Haupt- und Nebendarstellern. Trotz Überlänge kaum eine Minute langweilig, deshalb gibt´s von mir ein "Ausgezeichnet"! 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰ 

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1995, ca. 170 Min., FSK: 16. Darsteller: Natalie Portman, Val Kilmer, Jon Voight, u.a. Kamera: Dante Spinotti. Musik: Elliot Goldenthal, u.a. Drehbuch: Michael Mann. Produktion: Warner Bros. Regie: Michael Mann.

 

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Freitag, 17. März 2023

Findet Dorie

 

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Der 3D-Animationsfilm ist der späte Nachfolger des erfolgreichen „Findet Nemo“ (2003) und ausnahmsweise einmal eine gelungenere Fortsetzung. Bei vielen anderen Sequels - egal ob Animations- oder Realfilm - wird meist nur ein einfallsloser Abklatsch des Originals aufgeboten. Die Handlung setzt dabei 1 Jahr nach „Findet Nemo“ ein. Regie führte wie beim Vorgänger Andrew Stanton, zusätzlich übernahm er noch das Drehbuch mit.

Wie der Filmtitel schon verrät, steht diesmal die blaugelbe Palettendoktorfisch-Dame Dorie im Mittelpunkt der Geschichte. Allerdings wird zunächst nicht direkt Dorie gesucht, sondern sie begibt sich ihrerseits auf die Suche nach ihren Eltern, die irgendwo an der Küste Kaliforniens in einem meeresbiologischen Institut leben müssen, wie sie sich plötzlich eines Tages erinnert und herausfindet. Obwohl Dorie ziemlich schusselig und vergesslich ist, begibt sie sich auf die weite Reise. Begleitet wird sie wieder von dem kleinen Clownfisch Nemo und seinem Vater Marlin, dabei erleben sie einige Abenteuer und treffen auf jede Menge hilfsbereite, skurrile Meeresbewohner: Auf Seelöwen und eine Muschel, die im Dialekt sprechen, einen Belugawal, der behauptet, sein Echolot sei kaputt, eine Walhai-Dame mit erheblicher Sehschwäche, einen Tintenfisch, der partout nicht mehr ins Meer zurück will, sich tarnen kann und gern mal aus der Kanne einen ordentlichen Schluck Kaffee trinkt. Doch auch Dories Eltern wiederum haben ihre Suche nach ihrem Kind ebenfalls noch nicht aufgegeben.

Ein wirklicher Spaß für Groß und Klein, den die Macher dieses CGI-Streifens auf die Leinwand gezaubert haben. Die Spezialeffekte sind wie immer grandios, ein Aspekt, der beim Zuschauer schon mittlerweile vorausgesetzt wird, wenn man bedenkt, dass der erste abendfüllende Animationsfilm mit „Toy Story“ bereits 1995 produziert wurde. Hier bei „Findet Dorie“ sieht man tolle Unterwasserbilder von Korallenriffen und Seetang-Wäldern genauso wie detailgetreue Gebäude und Fahrzeuge auf der Oberfläche, gewürzt mit klasse Lichteffekten. Dass auch die Tiere und Menschen sehr genau nachgebildet wurden, versteht sich fast schon von selbst.

Kleine Abstriche kann man höchstens wieder bei einigen Szenen machen, die sehr übertrieben wirken und eben auf ein sehr junges Publikum zugeschnitten sind. Das Erzähltempo ist sehr hoch und die Charaktere folgen dem obligatorischen Muster eines CGI-Films: Die Tiere verhalten sich wie Menschen. Das anthropomorphe Prinzip gilt auch hier und sorgt für Sympathie beim Zuschauer. Die Meeresbewohner können sprechen, verfügen über die gleiche Intelligenz und das gleiche Wissen wie ein menschliches Wesen. Tintenfisch Hank etwa, für mich der heimliche Star in dieser Erzählung, kann sogar einen Lkw steuern und dadurch eine Polizeisperre austricksen.

Typisch für diesen Familienfilm sind ebenfalls Themen wie Freundschaft, Geborgenheit, Beisammensein, Vertrauen oder Hilfsbereitschaft. Doch es werden auch andere Punkte des Lebens angesprochen wie etwa Einsamkeit, Traurigkeit, Gefahr und Risiko. Diese Aspekte werden im Film farblich deutlich hervorgehoben, denn, als beispielsweise Dorie plötzlich einsam in einem Seetang-Wald schwimmt, ist es dunkel und ungemütlich. Als sie mit ihren Freunden und Bekannten in Korallenriffen umhertollt, ist die Umgebung schön heiter und bunt. Interessant ist zudem die Grundaussage, dass man eher durch Zufall im Leben ans Ziel gelangt. Clownfisch Marlin ist zunächst eher der rational denkende Typ, jedoch passt er sich mehr und mehr Dories chaotischer Herangehensweise an, als er erkennt, dass die Fischdame dadurch Erfolg hat. Dabei entstehen immer wieder durch Dories Gedächtnis-Schwund lustige Situationen auf der Suche nach ihren Eltern Charlie und Jenny. Dazwischen kommen immer wieder Erinnerungen an ihre Kindheit und das Teenagerleben hoch, die sie ebenso begleiten wie ihre spontanen Aktionen aus dem Bauch heraus.

Spaßige Animationsfortsetzung, mit detailverliebter Tricktechnik und sympathischen Figuren, jedoch nicht so ausgereift wie der Vorgänger. Meine Einschätzung: Noch Gut! 6 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰

 

Daten zum Film:
Animationsfilm, USA 2016, ca. 103 Min., FSK: 0, OT.: Finding Dory. Sprecher (dt.): Anke Engelke (Dorie), Christian Tramitz (Marlin), Vicco Clarén (Nemo), Elisabeth Günther (Jenny), Oliver Siebeck (Charlie), Roland Hemmo (Hank), u.a. Musik: Thomas Newman. Kamera: Jeremy Lasky. Drehbuch: Andrew Stanton, Victoria Strouse. Produktion: Disney Pixar. Regie: Andrew Stanton.
 

Mittwoch, 15. März 2023

Blow

 
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Der Film behandelt den Auf- und Abstieg von Amerikas größtem Drogenschmuggler in den 1970er und 1980er Jahren. Der Titel des Streifens Blow bezeichnet dabei das engl. Slang-Wort für "Kokain".

Irgendwo in der Nähe von Boston, Massachusetts. Er wächst dort in kleinbürgerlichen Verhältnissen in den 1950er Jahren auf: George Jung (Johnny Depp). Seinem Vater (Ray Liotta) gehört eine Heizungsinstallations-Firma mit 10 Mitarbeitern. Doch die Geschäfte laufen immer schlechter und die Familie muss bald darauf Konkurs anmelden. George hat ein gutes Verhältnis zu seinem Dad, jedoch nicht zur Mutter, die nur auf Geld und Wohlstand fixiert ist. Darauf schwört er, später nie mehr arm sein zu wollen. Ende der 60er Jahre beschließt er nun als junger Erwachsener zusammen mit seinem korpulenten Freund Tuna (Ethan Suplee) nach Kalifornien zu gehen. Dort kommt er über seine neue Freundin Barbie (Frank Potente) und den Friseur Derek (Paul Reubens) zum ersten Mal in Kontakt mit Drogen. Der geschäftstüchtige George erkennt sehr schnell, dass damit jede Menge Geld zu verdienen ist. Er treibt den Handel schließlich soweit, dass er eines Tages sogar mit dem gefährlichen Drogenkartell von Pablo Escobar (Cliff Curtis) im südamerikanischen Kolumbien zusammenarbeitet.

Interessante Adaption des Buches von Bruce Porter, die die Lebensgeschichte des echten Drogendealers George Jung erzählt. Das Drehbuch von McKenna und Cassavetes weist zwar hinsichtlich der Charakterzeichnung besonders der Hauptfigur Schwächen auf, trotzdem bleibt ein spannendes Biopic-Drama zurück, das sich ins Gedächtnis des Zuschauers  fräst und zum Nachdenken anregt. Besonders zu kritisieren ist in diesem Zusammenhang die fehlende Einsicht des Protagonisten für sein verbrecherisches Handeln. Das merkt man auch zum Schluss des Spielfilms. In dem schon bekannten Schlussmonolog, den Johnny Depp alias George im Gefängnis aus dem Off spricht, wird quasi seine Dealerkarriere gerechtfertigt.

Regisseur Demme (1963-2002), der seine Karriere beim Musiksender MTV begann, hat hier dennoch eine sehr gute Biografie geschaffen, die über verschiedene Dekaden das Leben eines Kriminellen nachzeichnet. Leider verstarb er bereits 1 Jahr später mit nur 38 Jahren, vermutlich war tragischerweise der Konsum von Kokain mitverantwortlich für sein Ableben. 
Passend zu den einzelnen Zeitabschnitten gibt es entsprechende Musik (z.B.: Die Rolling Stones mit "Can't you hear me knocking") und entsprechende Kostüme. Johnny Depp trägt dabei vermutlich die ulkigsten Frisuren und Outfits der Filmgeschichte, er zeigt allerdings hier wieder einmal seine besondere Wandlungsfähigkeit.

Großes Lob muss man ohnehin den Schauspielern aussprechen, die ihre Rollen gut ausfüllen: Depp als Drogenhändler, der sehr sympathisch daherkommt, aber sein Handeln nie richtig infrage stellt. Er findet trotz seiner Bemühungen nie zu seinem Glück und macht im Grunde genau die gleichen Fehler wie seine Eltern. Franka Potente überzeugt als nette Freundin, hat aber nur einen kurzen Auftritt, Penelope Cruz als Depps zickige, kolumbianische Ehefrau spielt genauso gut wie Jordi Molla, der den hinterlistigen Dealerfreund von George Jung mimt. Nicht zu vergessen ist auch Ray Liotta als gutherziger Vater, der zu seinem Sohn hält, auch nachdem er zum ersten Mal von der Polizei verhaftet wird.

Der echte George Jung (1942-2021) wurde erst 2017 als 74-Jähriger endgültig aus dem Gefängnis entlassen. 1994 wurde er zu 20 Jahren verknackt, nachdem er mit 250 Kilogramm Rauschgift erwischt worden war. Nach seiner Entlassung 2014 verstieß er gegen seine Bewährungsauflagen und wurde abermals verhaftet.

 

Klasse Biografie und Buchadaption über einen der größten Drogenhändler der letzten Jahrzehnte. Hierfür gibt´s folgende Benotung: Sehr gut! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2001, ca. 124 Min., FSK: 12. Darsteller: Franka Potente, Johnny Depp, Rachel Griffiths u.a. Kamera: Ellen Kuras. Musik: Graeme Revell, u.a. Drehbuch: David McKenna, Nick Cassavetes. Produktion: New Line Cinema, u.a. Regie: Ted Demme. 
 

Samstag, 11. März 2023

Déjà vu - Wettlauf gegen die Zeit

 
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Das Spiel mit Zeitreisen gab es schon in vielen Filmen, wie etwa in Twelve Monkeys (1995) oder Minority Report (2002). In diesem gibt es dabei einen ungewöhnlichen Mix aus Kriminalgeschichte in der Gegenwart und Science-Fiction-Elementen, den sich Ridley Scotts jüngerer Bruder Tony zusammen mit Produzent Jerry Bruckheimer vor gut 13 Jahren ausgedacht haben.

In New Orleans wird auf einer Mississippi-Fähre während des Mardi-Gras-Karnevals am Faschingsdienstag ein Terroranschlag mit einer Autobombe verübt. Es sterben über 500 Menschen, unter den Opfern befinden sich auch Kinder. Agent Doug Carlin (Denzel Washington) von der ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives) soll mithilfe des FBI (Federal Bureau of Investigation) die Angelegenheit aufklären. Gar nicht so einfach, bis kurze Zeit später eine Frauenleiche (Paula Patton) ans Ufer des Flusses gespült wird, die Hinweise auf den Täter (Jim Caveziel) liefern könnte. Nicht nur dieser Umstand könnte sich als nützlich erweisen, ebenso eine neue Abteilung des FBI, die technische Möglichkeiten bereit hält, etwa 4 Tage in die Vergangenheit blicken zu können.

Ganz netter Action-Thriller mit einigen spannenden Momenten, der auch gute Unterhaltung bietet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Mischung aus Action, Krimi und Science-Fiction klingt zunächst interessant, wirkt aber im weiteren Verlauf des Streifens zu fantastisch und auch stellenweise absurd. Hauptfigur Doug wird plötzlich während seiner Ermittlungen vom FBI-Agent Andrew Pryzwarra (Val Kilmer) in ein Geheimnis eingeweiht. Eine Spezialeinheit des Bundesamtes hat offenbar eher durch Zufall eine Erfindung hervorgebracht, mit deren Hilfe man in die Vergangenheit schauen kann, allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum und in einem begrenzten Beobachtungsgebiet. Wie das Ganze funktioniert, wird nur vage angedeutet: Offenbar mit speziellen Kameralinsen von Satelliten und jeder Menge Energie. Beim Einsatz des Geräts kann es schon mal vorkommen, dass der Strom eines ganzen Stadtviertels ausfällt. Dabei ensteht eine sogenannte Einstein-Rosen-Brücke, also ein Wurmloch, durch das man sogar Gegenstände in die Vergangenheit senden kann.

Wenn man nun das Fantastische an diesem Film nicht so ernst nimmt, fühlt man sich darin gut aufgehoben und gut unterhalten. Denn dieser Fantasmus ist der eigentliche Schwachpunkt im gesamten Drehbuch. Spannend wird es dann zum Beispiel an der Stelle, wenn Doug mit dem Auto am helllichten Tag einen Verdächtigen in der Gegenwart verfolgt, der dort auf der Straße aber schon vor 4 Tagen in der Nacht fuhr. Dabei entstehen immer wieder Parallelschnitte, die verdeutlichen, wie der mutmaßliche Täter seinen möglichen Anschlag vorbereitet. Die Schauspieler arbeiten insgesamt passabel zusammen, die Schwächen der Erzählung können sie allerdings nicht ausgleichen. Die Motive des Bösewichts sind beispielsweise nicht sonderlich klar herausgearbeitet, manche Szenen laufen glatt ins Leere und hätten auch komplett weggelassen werden können. Dafür gibt es Action satt. Es explodiert viel und es wird auch viel geschossen, selbstverständlich angemessen für dieses Genre. Aber für die Anfangs-Sequenz mit der Fähre lässt man sich mit Slow-Motion-Bildern viel Zeit. In einer Art Establishing-Shot wird die ganze Szenerie in langsamen Bildern eingefangen. Man sieht fröhliche Menschen, Marine-Soldaten mit ihren Familien, die sich auf den Karneval freuen und nur feiern wollen.

Hintergrund des ganzen Spektakels ist wohl die Tatsache, dass die Vereinigten Staaten zum Entstehungszeitpunkt des Films bereits 2 schlimme Katastrophen im neuen Jahrtausend zu verkraften hatten. Man denke etwa an den Terroranschlag 2001 auf das World Trade Center. Im Actionkracher wird aber deutlich, dass vor allem die schlimme Hurrikan-Katastrophe von 2005 thematisiert wird. Hurrikan „Katrina“ verwüstete in diesem Jahr weite Teile des Südens, speziell New Orleans wurde schwer getroffen. Im Film sieht man sogar einmal eine Aufnahme einer tatsächlich verwüsteten Wohnsiedlung, als Bundesbeamte das Anwesen des Täters stürmen. Ganz am Ende der Geschichte wird sogar extra eine Widmung für die Notleidenden des Wirbelsturms aufgeführt.

Nicht ganz gelungener Mix aus Action, Krimi und Science-Fiction. Hierfür gibt´s folgende Wertung: "Noch Gut"! 6 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰


Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2006, ca. 126 Min., FSK: 12, OT.: Déjà Vu. Darsteller: James Caveziel, Denzel Washington, Val Kilmer, Adam Goldberg, u.a. Kamera: Paul Cameron. Musik: Harry Gregson-Williams, u.a. Drehbuch: Bill Marsilii, Terry Rossio. Produktion: Touchstone Pictures, Jerry Bruckheimer Films. Regie: Tony Scott.

 

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Freitag, 10. März 2023

Star Trek 9 - Der Aufstand


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Das 9. Abenteuer der Star Trek-Reihe ist gleichzeit die 3. Verfilmung, die der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“ entlehnt worden ist. Die Figuren Captain Picard, der Androide Data, Commander Riker und die Schiffsberaterin Troi sowie der Klingone Commander Worf und Chefmechaniker Geordi LaForge dürften aber mittlerweile genauso bekannt sein wie seinerzeit Captain Kirk, Mr. Spock, „Pille“ McCoy, Lieutenant Uhura oder Scotty. Schöpfer der Ursprungs-Serie war Gene Roddenberry (1921-1991), auf dessen Ideen bisher noch einige Ableger folgten (z.B.: Deep Space Nine, Raumschiff Voyager usw.). 
Die Serie Star Trek - Picard (2020-2023, 3 Staffeln) läuft momentan noch auf den Streamingdiensten Prime Video und Paramount+.

In diesem Abenteuer bekommen es Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) und seine Mannschaft mit den Son´a zu tun. Diese humanoide Rasse steht kurz davor auszusterben, da sich deren Körper nicht mehr von selbst regenerieren kann. Abhilfe kann jedoch die Energie eines Planeten schaffen, dessen Ringe eine besondere metaphasische Strahlung absondern, die die Zellstruktur von Lebewesen fortwährend verbessert. Um diese Energie zu gewinnen, muss allerdings ein Verfahren angewandt werden, bei dessen Durchführung die rund 600 menschlichen Bewohner des Planeten, die sogenannenten Ba´ku, sterben werden. Aus diesem Grund sollen sie mithilfe der Föderation zwangsweise umgesiedelt werden, doch die Son´a haben die Rechnung ohne die Crew der Enterprise-E gemacht, die einer möglichen Verschwörung auf den Grund gehen möchte.

Die Geschichte ist insgesamt nicht so schlüssig und auch weniger spannend als der Vorgängerfilm Star Trek-Der erste Kontakt, der ebenfalls wie hier schon unter der Regie von Riker-Darsteller Jonathan Frakes produziert wurde. Das muss man ganz klar anmerken. Doch zumindest geizt der Film nicht mit Action-Sequenzen, Humor und ein paar überraschenden Wendungen. Star-Trek-Standard im Grunde, gewürzt mit Öko-Anleihen. Ganz nett ist zum Beispiel am Anfang, als Captain Picard und Worf (Michael Dorn) den Androiden Data (Brent Spiner) einfangen müssen, der durch eine Fehlfunktion sich plötzlich gegen Föderationsmitglieder wendet. Zu dritt singen sie ein Lied namens „H.M.S. Pinafore“, das aus dem 19. Jahrhundert stammt. In dem Operetten-Song werden Patriotismus, Standeskämpfe und die Obrigkeiten veräppelt, welches sich ungefähr in diesem Science-Fiction-Film auch widerspiegelt. Hinzukommen ein paar witzige Begebenheiten, die durch die Strahlung der Planetenringe entstehen, die sich auf die Besatzungsmitglieder auswirkt: Klingone Worf bekommt einen riesigen, roten Pickel, die alte Beziehung zwischen Riker und Troi (Marina Sirtis) flammt wieder auf und Picard fühlt sich zur Einheimischen der Ba´ku, Anij (Donna Murphy), hingezogen. Außerdem kommen öfter Verfolgungsjagden vor, beispielsweise, wenn die Ba´ku zusammen mit Enterprisemitgliedern vor den Son´a fliehen, um nicht auf deren Raumschiff gebeamt zu werden oder die Enterprise-E vor 2 Son´a-Kampfschiffen in das „Briar Patch“ (=Dornendickicht) fliegen muss, um nicht vernichtet zu werden. Das Briar Patch besteht dabei aus seltsamen, energetischen Staubwolken und umhüllt quasi den Planeten der primitiven Ba´ku.

Tricktechnisch bietet der Film wieder CGI (=Computer Generated Imagery) vom Feinsten. Erstmals wurden hier die Raumschiff-Modelle komplett am Computer hergestellt. Weitere technische Glanzlichter sind die verschiedenen Abschnitte mit den Holodecks, etwa das nachgeahmte Ba´ku-Dorf oder die Kommandobrücke des Son´a-Hauptschiffes. Nicht zu vergessen das Beamen, das quasi aus einer produktionstechnischen Not heraus von Gene Roddenberrys Team erfunden wurde. Damals in den 1960er Jahren musste man Geld sparen, das Beamen auf einen Planeten ersetzte das aufwendige Filmen einer Landungs-Szene mit Modellen.

Schauspielerisch überzeugend sind meiner Meinung nach alle Darsteller, speziell Anthony Zerbe als Admiral Dougherty, der nur das Wohl seiner geliebten Föderation im Auge hat, oder F. Murray Abraham, der den skrupellosen Anführer der Son´a, Ru´afo, spielt. Die Schauspieler, die die Enterprise-Crewmitglieder verkörpern, agieren gewohnt solide und man merkt, dass sie absolut eingespielt sind.

Grundtenor des Streifens ist zweifelsohne der Respekt vor anderen Kulturen, wobei der Humanismus an manchen Stellen etwas übertrieben rüberkommt und zu konstruiert wirkt. Die Ba´ku sind ein friedliebendes Volk, das sich jeglicher Technik und Hektik der modernen Welt verweigert und dabei im Einklang mit der Natur lebt, wohingegen die aggressiven Son´a als Gegensatz dazu für Technikverliebtheit und Künstlichkeit stehen.

Die "Next-Generation-Crew" in einem ihrer letzten Kino-Abenteuer, leider mit einigen Schwarzen Löchern im Drehbuch. Benotung: "Noch Gut"! 6 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰ 

 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1998, ca. 103 Min., FSK: 12, OT.: Star Trek - Insurrection. Darsteller: Jonathan Frakes, Patrick Stewart, Gates McFadden, u.a. Musik: Jerry Goldsmith. Drehbuch: Michael Piller. Produktion: Paramount Pictures. Regie: Jonathan Frakes. 
 

 

Samstag, 4. März 2023

Minority Report

 

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Der Meister des anspruchsvolleren Unterhaltungskinos, Steven Spielberg, lieferte mit diesem Werk vor einigen Jahren seit langem wieder mal einen sehr guten Science-Fiction-Film für ältere Zuschauer ab. Die Vorgänger E.T. (1982) oder A.I. (2001) waren doch deutlich für eine sehr junge Zielgruppe gedacht. Literarische Vorlage für das Drehbuch lieferte Philip K. Dick (1928-1982), der schon die Grundlagen für Streifen wie Blade Runner (1982) oder Total Recall (1990/2012) schuf.

Die Hauptstadt Washington D.C. im Jahr 2054. Nach zirka 9 Jahren Testphase steht das sogenannte PreCrime-Programm kurz davor, in den gesamten Vereinigten Staaten zugelassen zu werden. Mithilfe von 3 mutierten Menschen, den Präkognitiven („Precogs“), können Morde vorhergesehen und somit verhindert werden. Dadurch war es möglich, die Kriminalitätsrate der Großstadt um 90 Prozent zu senken. Doch es gibt immer noch Zweifel an der Methode, inhaltliche wie juristische. Fehler könnten in der Vorhersage auftreten oder das bleibende Paradoxon stören, jemanden zu verhaften, der noch gar kein Verbrechen begangen hat. Leiter der PreCrime-Abteilung der Polizei ist John Anderton (Tom Cruise), der schon viele Leute auf diese Weise verhaftet hat. Doch eines Tages steht er plötzlich selbst unter Mordverdacht. Er versucht nun auf eigene Faust, seine Unschuld zu beweisen. Dafür braucht er die Minderheits-Aussage („Minority Report“) des weiblichen Precogs Agatha (Samantha Morton).

Die Produzenten von Minority Report bieten hier eine nicht ganz so düstere Zukunftsvision wie so manche Dystopien, in denen oft die Menschheit kurz vor der kompletten Ausrottung steht (wie z.B. in der Terminatorreihe). Allerdings liegt der Schwerpunkt durchaus in einer pessimistischen Sichtweise, in der es jedoch immer Hoffnung auf Besserung gibt. Die Angst vor Totalüberwachung durch den Staat und der Wirtschaft ist allgegenwärtig. „Big Brother is watching you“, das Zitat aus 1984 ist hier wirklich zutreffend, denn an jedem Ort werden die Bürger über die Augen gescannt, um deren Identität festzustellen: In der U-Bahn, im Einkaufszentrum, sogar in intimen Bereichen wie Schlafzimmer oder Toilette. Der technische Fortschritt macht´s möglich, teilweise ist dies ja heute schon der Fall. Desweiteren ist die Sorge um Gen-Manipulationen und deren Folgen ebenfalls ein Thema im Film. John sucht auf seiner Flucht die Genetikerin Dr. Hineman (Lois Smith) auf, die als erste das Potential der Precogs erkannte. Im Garten und im Gewächshaus ihres Anwesens trifft der Polizist auf einige mutierte Pflanzen, die ihn angreifen und fast lähmen. Das Thema „Drogenmissbrauch“ wird ebenfalls öfter aufgegriffen. Die PreCogs bekamen ihre hellseherischen Fähigkeiten aufgrund einer verunreinigten Droge, die ihre Eltern konsumiert hatten. Selbst John ist seit dem Tod seines Sohnes abhängig von einer Droge namens „Clarity“. Grundtenor des Blockbusters ist letztendlich die Angst vor stetig steigender Kriminalität, die in einigen nachrichtenähnlichen Einstellungen im Film dargestellt wird.

Erwähnenswert sind außerdem wiederkehrende Symboliken im Ablauf. Religiöse Aspekte wie Heiligenschein oder Engelhaftigkeit treffen auf die Hauptfigur respektive die Präkognitiven zu, aber auch Scheinheiligkeit in Bezug auf den Gründer von PreCrime, Lamar Burgess (Max von Sydow). Zudem wird das "Sehen" ständig aufgegriffen, etwa in Form des Hellsehens bzw. des Erkennens.

Der spannende Zukunftsfilm bietet wirklich so ziemlich alles, was einen guten Hollywood-Blockbuster ausmacht: Spannung, Emotionalität und tolle Optik. Natürlich ist hier mit Spielberg jemand am Start, der sein Handwerk versteht und jede Menge Erfahrung mitbringt, denn schon seit Ende der 1960er Jahre führt er Regie. Im vorliegenden Fall zieht er gekonnt die kinematographischen Register, die man benötigt, um einen erfolgreichen Film auf die Leinwand zu zaubern. Die zahlreichen Szenen mit den Visionen der Präkognitiven wurden durch ein besonderes Bleichverfahren nachbehandelt, so dass ein unscharfes, verwaschenes Bild entsteht. 
Die Tricktechnik ist gewohnt aufwendig und optisch beeindruckend: Zum Beispiel in der Szene, als Chief Anderton in bester Dr. Kimble-Manier in einem selbstfahrenden Wagen flieht, der magnetisch auf einer mehrspurigen Autobahn sogar an Hochhauswänden entlangfahren kann oder in jener Actionsequenz, die in einer vollautomatisierten Autofabrik stattfindet. Besondere Spezialität des Regisseurs sind die Lichteffekte, die schon in Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977) oder im schon erwähnten E.T. zur Genüge vorkamen. Hier sind es oft dunkle Räume, die durch Licht von Lampen oder von außen etwas erhellt werden und dem Ganzen eine kammerspielartige, unangenehme Atmosphäre verleihen, die durch so manche Nahaufnahme noch verdichtet wird. Auf der Farb-Ebene kommt hinzu, dass Außenaufnahmen in der Stadt oft in einem Blau-Grau gehalten wurden, das wiederum das Düstere hervorhebt. Diese Methodiken kommen auch im klassischen Krimigenre des Film-noir zum Einsatz. Die Ausstattung ist genauso phänomenal wie die CGI-Effekte, dafür ließen sich die Macher extra von Futurologen beraten: Futuristische Autos und Waffen, Hovercraft-Helikopter, kleine Roboter-Spinnen auf dünnen Beinen, Werbe-Hologramme, interaktive Zeitungen/Zeitschriften oder entsprechende Inneneinrichtungen. Bezüge zu anderen Filmadaptionen gibt es ohnehin, im Besonderen jedoch zu Fahrenheit 451. Es sind etwa die Fliegenden Einheiten, also Polizisten mit Raketenrucksäcken, die Anderton in Washington verfolgen und verhaften wollen.
 
Ein paar musikalische Finessen bieten sich hier ebenfalls. Während John das große interaktive Display im PreCrime-Hauptquartier bedient, läuft Franz Schuberts „Unvollendete“ ab. Eine Anspielung auf unvollendete Werke und eine Betonung seiner Bewegungen, die einem Dirigenten gleichkommen. Später, als der Hauptdarsteller zusammen mit Agatha durch ein großes Kaufhaus rennt, läuft im Hintergrund das Lied „Moon River“, sehr bekannt aus dem Film Frühstück bei Tiffany (1961). Der Liedtext thematisiert die rastlose Suche der Menschen nach Ruhe, Heimat und Geborgenheit, genau wie die beiden in diesem Sci-Fi-Streifen.  
Störend für manchen Zuschauer dürfte wohl das intensive Product Placement gewesen sein. In vielen Einstellungen werden bekannte Marken dargestellt, da ist es nicht verwunderlich, dass der Film einige Jahre den Rekord für die meisten Produktplatzierungen innehatte. Dieser wurde erst durch den James Bond-Streifen Skyfall im Jahr 2012 übertroffen. Nichtsdestotrotz gab es einige Auszeichnungen wie etwa den Saturn-Award in mehreren Kategorien und eine Oscarnominierung für den besten Tonschnitt 2003. 2015 gab es eine Serie mit gleichem Titel, die aber bereits nach einer Staffel mit 10 Episoden wegen schwacher Quoten eingestellt wurde.
 
Sehr guter Zukunftsfilm, der zum Nachdenken anregt. Ein paar Szenen sind etwas merkwürdig und hätte man auch weglassen können, deshalb gibt es hier einen kleinen Abzug. Gesamtnote: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
 
Daten zum Film:  
Spielfilm, USA 2002, ca. 145 Min., FSK: 12. Darsteller: Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, u.a. Musik: John Williams. Drehbuch: Scott Frank, Jon Cohen. Produktion: 20th Century Fox, Dreamworks. Regie: Steven Spielberg. 
 

 

Freitag, 3. März 2023

Die Verurteilten

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"Schon wieder eine Stephen-King-Verfilmung", wird sich so mancher vor knapp 30 Jahren bei Erscheinen dieses Films gedacht haben. Aber im Gegensatz zu den üblichen Fantasy-Horror-Geschichten des bekannten Mainstream-Autors, wird hier erschreckend realistisch der Gefängnisalltag eines Häftlings dargestellt. Vermutlich neben "Shining" eine der besten Adaptionen des amerikanischen Schriftstellers.

Der US-Bundesstaat Maine in den 1940er Jahren: Der erfolgreiche Banker Andy Dufresne (Tim Robbins) wird unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Angeblich hat er seine Ehefrau und deren Liebhaber ermordert. Er kommt in das berüchtigte "Shawshank-Gefängnis", in dem Korruption, Gewalt und Missbrauch an der Tagesordnung sind. Er versucht, trotz der widrigen Umstände das Beste aus seiner Situation zu machen. Die Freundschaft zu Mithäftling Red (Morgan Freeman) hilft ihm dabei. Die Jahre vergehen allerdings und nagen an Andy. Er hat nur noch einen Gedanken: Er will unbedingt ausbrechen ...

Grandioses Gefängnisdrama mit zwei herausragenden Hauptdarstellern, die sich prima ergänzen. Die Handlung an sich basiert auf einer Kurzgeschichte Stephen Kings mit ein paar Änderungen hinsichtlich Charaktere und erzählter Zeit (siehe "Stephen King: Frühling, Sommer, Herbst und Tod"). Man mag die Story vielleicht für konstruiert halten, doch für eine filmische Adaption geht das in Ordnung.

Hauptdarsteller Tim Robbins ist hier meines Erachtens in seiner besten Rolle zu sehen. Wie er mit stoischer Ruhe und Intelligenz sein Schicksal in die Hand nimmt, ist schon grandios. Dadurch füllt er den Charakter richtig aus, Morgan Freeman als Red fällt dahingehend nicht ab. Red ist zwar kein gebildeter Mann wie Andy, aber er hat die nötigen Kontakte im Gefängnis. Er ist der Mann, "der alles besorgen kann". Aufgrunddessen kann er auch das Häftlingsleben von Andy etwas erträglicher gestalten, das von Routine und Eintönigkeit hinter den Gefängnismauern geprägt ist. Reds Probleme seinerseits liegen meist darin, dass seine Bewährung ständig abgelehnt wird und er sich zusehends damit abfindet, im Gegensatz zu Andy, der niemals aufgibt.

Der Film ist trotz seiner Überlänge nie langweilig, dafür sorgen Spannung, die Geschichten der Insassen über einen Zeitraum von 19 Jahren und ein furioses Finale. Interessant wird es zum Beispiel, als in den 1960er Jahren der Jungspund Tommy Williams (Gil Bellows) in Shawshank inhaftiert wird. Was er Andy wenig später erzählt, könnte diesem die Freiheit ermöglichen.

Regisseur Frank Darabont war speziell in den 90ern bekannt dafür, gute Gefängnisfilme herzustellen (z.B.: The Green Mile, 1999). 2007 etwa kam mit "Der Nebel" wiederum eine klassische Stephen-King-Horrorverfilmung hinzu. Darin werden die Einwohner einer Kleinstadt von Monstern aus einer anderen Dimension niedergemetzelt. Doch hier geht es wesentlich realistischer zu, angeprangert wird insgesamt vor allem das zweifelhafte Justizsystem der USA, in dem Unschuldige verhaftet werden und katastrophale Zustände in den Gefängnissen herrschen.

Der Streifen erhielt insgesamt 7 Oscarnominierungen, u.a. für das beste adaptierte Drehbuch. "Die Verurteilten" wurde schon oft parodiert, z. B. in "Nackte Kanone 33 1\3" oder in der Zeichentrickserie "Family Guy". Das ehemalige Gefängnis "Ohio State Reformatory" diente als Kulisse speziell für Aussenaufnahmen. Übrigens, das emotionale Gefängnisdrama belegt in Filmdatenbanken und Ranglisten seit Jahren einen Platz in den Top Ten. Das mag an vielen Dingen des Films liegen, etwa an der sympathischen Hauptfigur, die gegen das Unrecht kämpft, die Erzählperspektive aus der Sichtweise des Häftlings Red, passender Musikeinsatz oder authentische Ausstattung.

Ein Satz im Film prägt sich einem als Zuschauer ein und trifft es auf den Punkt: "Du bekommst lebenslänglich und das Leben nehmen sie dir auch, zumindest den Teil, der zählt!"

Nahezu perfektes Gefängnisdrama, einen kleinen Abzug gibt´s höchstens für die etwas zu konstruierte Handlung. Bewertung: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1994, ca. 142 Min., FSK: 12, OT.: The Shawshank Redemption. Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, James Whitmore, Bob Gunton, u.a. Musik: Thomas Newman. Drehbuch: Frank Darabont, Stephen King. Produktion: Castle Rock Entertainment, Warner Bros, u.a. Regie: Frank Darabont.

 

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