Das 9. Abenteuer der Star Trek-Reihe
ist gleichzeit die 3. Verfilmung, die der Fernsehserie „Raumschiff
Enterprise: Das nächste Jahrhundert“ entlehnt worden ist. Die
Figuren Captain Picard, der Androide Data, Commander Riker und die
Schiffsberaterin Troi sowie der Klingone Commander Worf und
Chefmechaniker Geordi LaForge dürften aber mittlerweile genauso
bekannt sein wie seinerzeit Captain Kirk, Mr. Spock, „Pille“
McCoy, Lieutenant Uhura oder Scotty. Schöpfer der Ursprungs-Serie
war Gene Roddenberry (1921-1991), auf dessen Ideen bisher noch einige
Ableger folgten (z.B.: Deep Space Nine, Raumschiff Voyager usw.).
Die Serie Star Trek - Picard (2020-2023, 3 Staffeln) läuft momentan noch auf den Streamingdiensten Prime Video und Paramount+.
In diesem Abenteuer bekommen es Captain Jean-Luc
Picard (Patrick Stewart) und seine Mannschaft mit den Son´a zu tun.
Diese humanoide Rasse steht kurz davor auszusterben, da sich deren
Körper nicht mehr von selbst regenerieren kann. Abhilfe kann jedoch
die Energie eines Planeten schaffen, dessen Ringe eine besondere
metaphasische Strahlung absondern, die die Zellstruktur von Lebewesen
fortwährend verbessert. Um diese Energie zu gewinnen, muss
allerdings ein Verfahren angewandt werden, bei dessen Durchführung
die rund 600 menschlichen Bewohner des Planeten, die sogenannenten
Ba´ku, sterben werden. Aus diesem Grund sollen sie mithilfe der
Föderation zwangsweise umgesiedelt werden, doch die Son´a haben die
Rechnung ohne die Crew der Enterprise-E gemacht, die einer möglichen
Verschwörung auf den Grund gehen möchte.
Die Geschichte ist insgesamt nicht so schlüssig
und auch weniger spannend als der Vorgängerfilm Star Trek-Der erste Kontakt, der ebenfalls wie hier schon unter der Regie von
Riker-Darsteller Jonathan Frakes produziert wurde. Das muss man ganz
klar anmerken. Doch zumindest geizt der Film nicht mit
Action-Sequenzen, Humor und ein paar überraschenden Wendungen.
Star-Trek-Standard im Grunde, gewürzt mit Öko-Anleihen. Ganz nett
ist zum Beispiel am Anfang, als Captain Picard und Worf (Michael
Dorn) den Androiden Data (Brent Spiner) einfangen müssen, der durch
eine Fehlfunktion sich plötzlich gegen Föderationsmitglieder
wendet. Zu dritt singen sie ein Lied namens „H.M.S. Pinafore“,
das aus dem 19. Jahrhundert stammt. In dem Operetten-Song werden
Patriotismus, Standeskämpfe und die Obrigkeiten veräppelt, welches
sich ungefähr in diesem Science-Fiction-Film auch widerspiegelt.
Hinzukommen ein paar witzige Begebenheiten, die durch die Strahlung
der Planetenringe entstehen, die sich auf die Besatzungsmitglieder
auswirkt: Klingone Worf bekommt einen riesigen, roten Pickel, die
alte Beziehung zwischen Riker und Troi (Marina Sirtis) flammt wieder
auf und Picard fühlt sich zur Einheimischen der Ba´ku, Anij (Donna
Murphy), hingezogen. Außerdem kommen öfter Verfolgungsjagden vor,
beispielsweise, wenn die Ba´ku zusammen mit Enterprisemitgliedern
vor den Son´a fliehen, um nicht auf deren Raumschiff gebeamt zu
werden oder die Enterprise-E vor 2 Son´a-Kampfschiffen in das „Briar
Patch“ (=Dornendickicht) fliegen muss, um nicht vernichtet zu
werden. Das Briar Patch besteht dabei aus seltsamen, energetischen
Staubwolken und umhüllt quasi den Planeten der primitiven Ba´ku.
Tricktechnisch bietet der Film wieder CGI
(=Computer Generated Imagery) vom Feinsten. Erstmals wurden hier die
Raumschiff-Modelle komplett am Computer hergestellt. Weitere
technische Glanzlichter sind die verschiedenen Abschnitte mit den
Holodecks, etwa das nachgeahmte Ba´ku-Dorf oder die Kommandobrücke
des Son´a-Hauptschiffes. Nicht zu vergessen das Beamen, das quasi
aus einer produktionstechnischen Not heraus von Gene Roddenberrys
Team erfunden wurde. Damals in den 1960er Jahren musste man Geld
sparen, das Beamen auf einen Planeten ersetzte das aufwendige Filmen
einer Landungs-Szene mit Modellen.
Schauspielerisch überzeugend sind meiner Meinung
nach alle Darsteller, speziell Anthony Zerbe als Admiral Dougherty,
der nur das Wohl seiner geliebten Föderation im Auge hat, oder F.
Murray Abraham, der den skrupellosen Anführer der Son´a, Ru´afo,
spielt. Die Schauspieler, die die Enterprise-Crewmitglieder
verkörpern, agieren gewohnt solide und man merkt, dass sie absolut
eingespielt sind.
Grundtenor des Streifens ist zweifelsohne der
Respekt vor anderen Kulturen, wobei der Humanismus an manchen Stellen
etwas übertrieben rüberkommt und zu konstruiert wirkt. Die Ba´ku
sind ein friedliebendes Volk, das sich jeglicher Technik und Hektik
der modernen Welt verweigert und dabei im Einklang mit der Natur
lebt, wohingegen die aggressiven Son´a als Gegensatz dazu für
Technikverliebtheit und Künstlichkeit stehen.
Die "Next-Generation-Crew" in einem ihrer letzten Kino-Abenteuer, leider mit einigen Schwarzen Löchern im Drehbuch. Benotung: "Noch Gut"! 6 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰
Daten zum Film:
Spielfilm, USA
1998, ca. 103 Min., FSK: 12, OT.: Star Trek - Insurrection.
Darsteller: Jonathan Frakes, Patrick Stewart, Gates McFadden, u.a.
Musik: Jerry Goldsmith. Drehbuch: Michael Piller. Produktion: Paramount
Pictures. Regie: Jonathan Frakes.