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Sonntag, 30. April 2023

Joker

©Warner Bros. Entertainment
 
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Warnung: Das ist kein Film für Zartbesaitete! Und wer hier eine spaßige Comicverfilmung erwartet hatte, wird bitter enttäuscht. Joker von Regisseur Todd Phillips ist ein knallharter Psychothriller, der das Leben eines Psychopathen nachzeichnet. Dieser Streifen erzählt quasi die Vorgeschichte von Arthur Fleck, der erst später zum Gegenspieler Joker von Batman in der fiktiven Stadt Gotham wird. Inhaltlich kann man ihn durchaus mit The Dark Knight von Christopher Nolan vergleichen, in dem der Joker von Heath Ledger verkörpert wurde (Anmerkung: Das war der 2. Film innerhalb der The Dark Knight-Trilogie).
Überhaupt bietet diese Verfilmung eine neue Perspektive. Im Prinzip ist hier der Joker das Opfer und die anderen sind die Bösewichte, zum Beispiel Thomas Wayne (Brett Cullen), der Vater von Bruce Wayne (alias Batman), aber dazu später mehr.

Die Handlung spielt etwa Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) arbeitet als Miet-Clown, würde aber lieber Standup-Comedy betreiben. Im Grunde ist er ein gutmutiger Kerl, der aber unter enormen psychischen Problemen leidet, die er nur mithilfe von Medikamenten einigermaßen unter Kontrolle hat. Oft flüchtet er sich in Tagträume. Als Kind wurde er vom Freund seiner psychisch labilen Mutter Penny (Frances Conroy) misshandelt, seitdem muss er in stressvollen Situationen unkontrolliert lachen, welches ihm eines Abends in der Gothamer U-Bahn fast zum Verhängnis wird. Er wird von 3 wohlhabenden Yuppies verprügelt, die er schließlich mit einem mitgebrachten Revolver erschießt. Diese Tat empfand er als Befreiung seiner selbst.
Von da an entwickelt er sich immer mehr zum Psychopathen, als auch noch seine Medikamente vom Sozialdienst nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Es sind aber nicht nur seine persönlichen Umstände, die zur Eskalation führen, es sind auch Probleme innerhalb der Gesellschaft, die ihn immer weiter in den Wahnsinn treiben. Es sind die steigende Armut in der Stadt sowie die Verrohung und Radikalisierung der Bevölkerung.
Letzten Endes hat man sogar Mitleid mit dem Protagonisten, denn er kann im Grunde nichts dafür, dass er schließlich völlig austickt. Die Ideologie des Films bietet aber keinen Ausweg und da kann man durchaus den Machern einen kleinen Vorwurf machen, obwohl hier natürlich ein gewisser Zeitgeist eingefangen wird und dieser durchaus gerechtfertig ist, wenn man etwa in den USA den Sturm auf das Capitol  (6. Januar 2021) als Beispiel nimmt. Das hat dieser Thriller im Grunde schon vorweggenommen.
 
Regisseur Todd Phillips, eher bekannt für die Hangover-Blödelfilmreihe, bietet hier ein grandioses Psychogramm mit einem ebenso grandiosen Hauptdarsteller Joaquin Phoenix, der dafür zurecht bei den Academy Awards 2020 den Oscar gewann. Der hatte extra 24 Kilo abgenommen, um sich besser in die Figur des wahnsinnigen Jokers hineinversetzen zu können. Sein gesamtes Auftreten als tragische Figur und seine Mimik mit geschminktem Gesicht sind sehr überzeugend. Die Kamera fängt dies auch oft sehr gut durch Nahaufnahmen ein.
Von der Ausstattung und der Musik (von Hildur Guðnadóttir, ebenfalls oscarprämiert) kommt das Ganze auch daher wie eine Hommage an alte Martin Scorsese-Filme wie Taxi Driver oder King of Comedy. In diesen Filmen spielte jedesmal Robert de Niro die Hauptrolle, im Joker hat er einen Gastauftritt als unsympathischer Showmaster Murray Franklin.
 
Das Einspielergebnis des Films betrug beachtliche 1,07 Milliarden US-Dollar, was ihn auf Platz 6 der erfolgreichsten Streifen des Jahres 2019 hievte. 
 
Sehr realistische Darstellung eines werdenden Psychopathen, für den es keinen anderen Ausweg gibt. Wertung: Ausgezeichnet! 9 von 10 möglichen Sternchen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
 
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2019, ca. 122 Min., FSK: ab 16. Darsteller: Brett Cullen, Robert de Niro, Joaquin Phoenix, Frances Conroy, Josh Pais u.a. Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver. Musik: Hildur Guðnadóttir. Kamera: Lawrence Sher. Produktion: Warner Bros. Regie: Todd Phillips.
 
 
 

Sonntag, 16. April 2023

Le Mans ´66 - Gegen jede Chance

 

©Twentieth Century Fox of Germany GmbH

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Gleich vorweg: Diese Rennsport-Filmbiografie macht von der ersten Minute an Spaß und lässt die gesamten 2,5 Stunden sozusagen wie im Fluge vergehen! Le Mans ´66 ist kein Remake des Streifens Le Mans von und mit Steve McQueen von 1971, wie ich zuerst vermutet hatte.
Regisseur James Mangold verfilmte hier kongenial die Biografie Go Like Hell: Ford, Ferrari, and Their Battle for Speed and Glory at Le Mans von A.J. Baime. Die Dreharbeiten begannen ab Juli 2018 und fanden an verschiedenen Orten in Kalifornien, Atlanta und New Orleans statt. Der Originaltitel dieses Biopics lautet ohnehin Ford v Ferrari, also die us-amerikanische Automarke Ford gegen die italienische Automarke Ferrari, nur der deutsche Verleihtitel wurde hier umgemodelt.

Der Streifen beginnt mit dem Le Mans-24 Stunden-Rennen Ende der 1950er Jahre, als der Texaner Carroll Shelby (Matt Damon) als letzter Amerikaner dort triumphierte. Durch ein Herzleiden muss er allerdings seine Rennsportkarriere bald darauf beenden, seine Leidenschaft für schnelle Autos hat er aber nie verloren. Er gründet später seine eigene Sportwagenfirma und verkauft fortan schnelle Flitzer. Seine Freundschaft mit dem in die USA ausgewanderten, britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), den er sponsert, bilden dabei ein zentrales Thema im Film.
Parallel zur Männerfreundschaft versucht gerade der Autohersteller Ford von seinem biederen Image loszukommen und sucht eine Marke, die mehr Sexappeal ausstrahlt und besonders im Rennsport seit Jahren erfolgreich ist. Wie gut, dass sich gerade Ferrari Anfang der 60er Jahre in finanzieller Notlage befindet und so eventuell aufgekauft werden könnte. Doch der Firmenboss Henry Ford II. (Tracy Letts) hat die Rechnung ohne Firmenchef Enzo Ferrari (Remo Girone) gemacht. Der Italiener hasst die, wie er sagt, "hässlichen Autos von Ford" und verkauft lieber an Fiat. Von nun an entwickelt sich eine Rivalität zwischen den beiden traditionsreichen Automarken, die ihresgleichen sucht.
Kurz darauf tritt der italo-amerikanische Marketingmitarbeiter von Ford, Lee Iacocca (toll: Jon Bernthal), an Carroll Shelby heran, mit dem Auftrag, ein konkurrenzfähiges Rennauto für das nächste 24-Stunden-Rennen Nahe der französischen Stadt Le Mans zu bauen.
Der Wettlauf beginnt ...
 
Toller, nostalgischer Rennsportfilm und Biopic in einem, auch für diejenigen geeignet, die mit Autorennen wenig anfangen können. Trotz einiger Autorenn-Szenen bleibt auch viel Platz für zwischenmenschliche Beziehungen sowie für die Themen Familie und Freundschaft. Das Ganze wird noch gewürzt und abgerundet mit subtilem Humor. Das fast perfekte Filmrezept also.

Die Darsteller-Riege agiert überzeugend und ist bis in die kleinste Nebenrolle toll besetzt. Allen voran das Duo Damon/Bale zeigt hier in jeder Leinwandsekunde seine Extraklasse. Sie spielen zwei Männer, die ihre Begeisterung für diesen Sport ausleben und dies bis zur Perfektion betreiben möchten. Da kommt ihnen ihr unterschiedlicher Charakter zwar manchmal in die Quere, aber die Freundschaft bleibt trotzdem bestehen. Dabei entstehen teils lustige Situationen und Wortgefechte, wenn der sturköpfige Miles den vernünftigeren Shelby mit seiner Art gerade wieder mal auf den Wecker geht. Vor allem muss Carroll ihn immer wieder vor den Schlipsträgern von Ford verteidigen, da es Ken nicht so mit Autoritäten hat und gern offen seine Meinung sagt.
 
James Mangold produzierte hiermit einen wunderbar altmodischen Streifen, der das 1960er Jahre Zeitkolorit treffend einfängt und dabei mit wenig modernen CGI-Effekten auskommt. Das merkt man auch an der gesamten Ausstattung und der passenden Filmmusik. Der Regisseur scheint ohnehin für die gute alte Filmemacher-Kunst zu stehen, denn er hat zum Beispiel das alte Western-Thema schon öfter aufgegriffen (siehe Todeszug nach Yuma, 2007). 
Der oscarprämierte Schnitt von Michael McCusker und Andrew Buckland bei den diversen Rennszenen trägt ebenso dazu, dass Le Mans ´66 hervorragend rüberkommt, speziell auf der großen Leinwand. Bemerkenswert ist an dieser Stelle auch die Kamera-Arbeit des Griechen Phedon Papamichael Jr. Tolle Nahaufnahmen im Cockpit der Rennfahrer gehen einher mit Außenaufnahmen an den Rennwägen, sogar auf Bodennähe.

Le Mans ´66 spielte weltweit 225,5 Millionen US-Dollar ein, bei Produktionskosten von rund 98 Millionen Dollar und wurde viermal für den Oscar nominiert, wovon er letztlich zwei bekam (Bester Schnitt und Bester Tonschnitt).
 
Fazit: Grandioser Rennsportfilm, auch für Nicht-Rennautofans empfehlenswert. Einen kleinen Abzug gibt´s nur für die nicht wirklich neuen Themen um Autos, Freundschaft, Liebe und Familie. Insgesamt vergebe ich hier ein "Ausgezeichnet"! 9 von 10 möglichen Sternchen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰
 
  
Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2019, ca. 153 Min., FSK: ab 12. OT: Ford v Ferrari. Darsteller: Ian Harding, Josh Lucas, Caitriona Balfe, Christian Bale, Matt Damon, Jon Bernthal, u.a. Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Buttwerworth, Jason Keller. Musik: Marce Beltrami. Kamera: Phedon Papamichael Jr. Produktion: Twentieth 20Century Fox. Regie: James Mangold.
 

Sonntag, 2. April 2023

Rogue One: A Star Wars Story

 

 
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Für echte Star-Wars-Fans stellt sich bei der Ablegerserie wohl immer die Frage, ob das Ganze nun nötig war, denn viele Anhänger halten die Kernfilme ohnehin für wichtiger. Hier kann man zumindest feststellen, dass eine kleine Lücke zu Episode 4 geschlossen und quasi eine kleine Vorgeschichte des Kernfilms erzählt wird. 

Die Schauspieler liefern insgesamt eine gute Vorstellung ab, wobei mir Diego Luna als Cassian Andor und Forest Whitaker als Saw Gerrera ab und zu nicht ernst genug spielen und etwas albern rüberkommen. Whitaker im Speziellen verkörpert Saw als vom Krieg gezeichneten und lebensmüden Separatisten, der einst die Tochter namens Jyn des Todesstern-Konstrukteurs Galen Erso aufgezogen hatte, sich dann später von der Rebellion abwandte und sich nun auf dem Wüstenmond Jedha verkrochen hat. 
Ein paar interessante Kurzauftritte von Charakteren sind durchaus erwähnenswert, die bereits in den Hauptfilmen auftauchten. Da sind zum Beispiel die am Computer generierten Gesichter der Originalfiguren von Prinzessin Leia Organa oder des imperialen Gouverneurs Tarkin. Des Weiteren gibt es Cameos der Droiden C3PO und R2-D2, von Darth Vader, von Leias Vater Bail Organa (Jimmy Smits) und Dr. Evazan mitsamt Kumpel Ponda Baba. Die beiden Letzteren tauchen in Episode 4 wieder auf, als sie auf dem Wüstenplanet Tatooine in der Raumhafen-Spelunke von Mos Eisley unangenehme Bekanntschaft mit Obi Wan Kenobi und Luke Skywalker machen. 

Der britische Regisseur Gareth Edwards war durchaus eine gute Wahl für diesen Streifen. Er kennt sich mit Science-Fiction und Effekte-Kino gut aus. Mit seinem Independent-Film „Monsters“ (2010) und der Regie bei dem 3D-Spektakel „Godzilla“ (2014) sammelte er schon ordentlich Erfahrung in diesem Bereich.

Da ist es kaum verwunderlich, dass die Spezialeffekte wieder besonders hervorstechen. So auch bei „Rogue One“, das gleichzeitig der Name des Raumschiffs ist, das mit von der Partie ist, wenn die Rebellen den imperialen Tropenplanet Scarif aufsuchen, um die digitalen Baupläne für den Todesstern zu stehlen. Bei dieser Schlacht geht es richtig zur Sache, als auch noch die Rebellion ihre gesamte Flotte dort hinschickt, um Jyn und ihre Mitstreiter zu unterstützen. Allerdings ist der Angriff gar nicht leicht, da der gesamte Planet von einem Schutzschild umgeben wird. Aber auch andere Orte stechen hervor, wie der schon erwähnte Mond Jedha, auf dem die einheimischen Völker als Erste die Macht erforschten, die den Jedi-Rittern ihre Stärke verleiht. In kurzen Einstellungen sieht man eine gewaltige, umgestürzte Figur eines Jedi-Mönchs mit Lichtschwert. Außerdem werden in der felsigen Hauptstadt Jedha-City die Kyberkristalle gewonnen, die für die Superkanone des Todessterns notwendig sind und auch in den Lichtschwertern der Jedi vorkommen.

Musikalisch werden wie immer in den Krieg-der-Sterne-Filmen eigentlich klassische Instrumental-Töne dargeboten, für die hier Michael Giacchino verantwortlich war. Gleichzeitig kommt auch wieder John Williams Original-Titelmelodie zum Einsatz. Nominierungen bei den Oscars und den British Film Awards gab es im Jahr 2017 für „Beste Visuelle Effekte“, „Bester Ton“ und „Beste Maske“. Zudem Auszeichnungen bei den Saturn-Awards 2017 für „Bester Science-Fiction-Film“, „Beste Spezialeffekte“ sowie „Beste Regie“. Der Science-Fiction-Actionkracher spielte bisher etwa 1 Milliarde Dollar ein und war damit wesentlich erfolgreicher als der Ableger-Nachfolger von 2018, „Solo“ (ca. 400 Mio. Dollar).

Gelungenes Spin-off der bekannten Weltraum-Saga. Note: Sehr Gut! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰


Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2016, ca. 128 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Donnie Yen, Jiang Wen, Felicity Jones, Diego Luna, Genevieve O´Reilly, Ben Mendelssohn, Mads Mikkelsen u.a. Drehbuch: Chris Weitz, Tony Gilroy. Musik: Michael Giacchino, John Williams. Kamera: Greg Fraser Produktion: Lucas Films, Disney. Regie: Gareth Edwards.
 

Samstag, 1. April 2023

Die Unglaublichen 2

 

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Auch im zweiten Teil muss sich die sympathische, fünfköpfige Superhelden-Familie Parr wieder einigen Gefahren aussetzen, um die Öffentlichkeit vor Unheil zu bewahren. Die Handlung setzt unmittelbar am Ende des Originalfilms von 2004 ein, für den auch schon Regisseur Brad Bird verantwortlich war.

Bei dem Versuch, den Schurken namens „Der Tunnelgräber“ aufzuhalten, der gerade unterirdisch mit einem riesigen Bohrmaschinen-Fahrzeug einen Banktresor plündern will, geht in der Stadt so viel zu Bruch, dass die Regierung das Superhelden-Programm unter der Leitung von Rick Dicker ab sofort einstellt. Sogar weltweit wurden schon Leute mit übernatürlichen Kräften verboten und für illegal erklärt. Die Parrs kommen zunächst für 2 Wochen in einem Hotel unter, bis die Eltern plötzlich ein neues Arbeits-Angebot von einem reichen Superhelden-Fan bekommen. Winston Deavor möchte, dass die Helden wieder legal arbeiten dürfen und unterstützt deshalb vorerst einmal Helen Parr alias Elastigirl mit einer Kampagne, um das Superhelden-Image in der Öffentlichkeit wieder aufzupolieren. Bob Parr alias Mr. Incredible passt das allerdings nicht so recht in den Kram, schließlich ist er der starke Mann im Haus und für das Brötchenverdienen zuständig. Jetzt muss er plötzlich auf seine 3 Kinder Violetta, Robert und Jack-Jack aufpassen. Ein Umstand, der ihm den letzten Schlaf raubt. Doch auch Helen hat so ihre Schwierigkeiten, ein Bösewicht namens „Screenslaver“ macht ihr schwer zu schaffen.

Wenn man Musik und Ausstattung in dem Animationsstreifen mal etwas genauer unter die Lupe nimmt, fühlt man sich stark an 60er Jahre Agentenfilme erinnert. Doch das James-Bond-Feeling aus dem ersten Teil will hier in der Fortsetzung nicht so richtig aufkommen. Dafür sind die Gegenspieler zu harmlos und technische Spielereien Mangelware. Augenmerk wird hier eindeutig auf das Familienleben gelegt, vor allem der überforderte Familienvater Bob sorgt für einige lustige Momente. Wie er zum Beispiel seinem Sohn Robert (alias Flash) Mathe erklären will und fast verzweifelt („Die ändern einfach Mathe!“) oder die Teenager-Tochter Violetta Liebeskummer wegen einem Jungen aus ihrer Klasse hat und er ihr nicht helfen kann. Am meisten Probleme verursacht allerdings das Baby Jack-Jack. Wie Bob bald herausfindet, hat das Baby auch Superkräfte, allerdings nicht nur 2 oder 3, sondern gleich 17: Es hat beispielsweise Laser-Augen, kann sich in ein Flammen-Monster verwandeln, sich multiplizieren oder durch Wände gehen.

Großes Plus bei solchen Computer-Animationen sind stets die liebevoll gestalteten Figuren, Fahrzeuge, Umgebungen und die vielen sonstigen Details. Ganz witzig ist etwa die Modedesignerin Edna, die die High-Tech-Anzüge für Superhelden entwirft und der Familie manchmal mit gutem Rat zur Seite steht. Sie übernimmt sogar einmal das Babysitten für Bob und kreiert gleich einen Anzug für den Kleinen. Von den Fahrzeugen sind wohl das riesige Tragflächen-Schiff von Winstons Firma DevTech, in das sogar ein Flugzeug integriert ist oder das Incredi-Mobil von Bob, das sich in ein Boot verwandeln kann, am beeindruckensten. Viele Gegenstände sind detailliert ausgearbeitet, Oberflächenstrukturen lassen das Material erkennen, ob es sich nun um Glas, Metall oder Leder handelt, auch Spiegelungen hat man nicht vergessen.

Alles in allem ein netter Familienfilm, bei dem etwas die Spannung zu kurz kommt. Die knapp 2 Stunden Handlung vergehen trotzdem ziemlich schnell und man hat sich letztendlich gut unterhalten, auch wenn die Story nicht viel Neues und Überraschendes bietet. Einmal gibt es eine Art Konsumkritik, als der Bösewicht Screenslaver seine Botschaft über die Bildschirme laufen lässt, dass sich die Menschen nur noch über die Medien Informationen holen und keine eigenen Erfahrungen mehr in der Realität machen wollen.

Ein unterhaltsamer Animations-Streifen für die ganze Familie. Note: Gut! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰ 


Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2018, ca. 118 Min., FSK: ab 6. OT: Incredibles 2. Synchronsprecher (dt.): Markus Maria Profitlich, Katrin Fröhlich, Emilia Schüle, Dominik Schneider, Jan Odle, Mechthild Großmann, u.a. Drehbuch: Brad Bird. Musik: Michael Giacchino. Produktion/Vertrieb: Pixar Animation, Disney. Regie: Brad Bird. 
 

Was ist mit Bob?

 

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Eine tolle Komödie hat hier der britische Regisseur Frank Oz vor vielen Jahren an die Leinwand gezaubert. Der ehemalige Puppenspieler (Muppet Show, Sesamstraße, Krieg der Sterne) lieferte vorher schon mehrmals gute Filme ab, z.B. Der kleine Horrorladen oder Zwei hinreißend verdorbene Schurken. Außerdem wirkte er in mehreren Streifen als Nebendarsteller mit.

Bob Weily (Bill Murray) leidet unter Zwangsneurosen und Phobien. Bisher konnte kein Therapeut helfen, im Gegenteil, genervt vom Patienten, schicken sie ihn einfach zum nächsten Arzt. Wie auch im nächsten Fall, als Bob an den erfolgreichen Psychiater Dr. Leo Marvin (Richard Dreyfuss) verwiesen wird. Dieser hat allerdings eher wenig Interesse daran, Bob wirklich zu unterstützen und betrachtet ihn vielmehr als zahlenden Kunden. Viel wichtiger sind Leo seine Karriere und seine Familie, mit der er am kommenden Labor Day den Urlaub am See in New Hampshire verbringen will.
Dumm nur, dass Bob sich nicht abwimmeln lässt und herausfindet, wo der Psychiater die Feiertage verbringt. Von nun an mischt sich die Nervensäge immer mehr in Leos Leben ein und sorgt unbewusst dafür, dass der Doktor selbst zum Nervenbündel wird. Um den Quälgeist endlich loszuwerden, hilft nur noch eine radikale Maßnahme: Die Todestherapie.

Mit Was ist mit Bob? gelang den Machern ein Film, der wohltuend weit weg ist von irgendwelchen Blödelkomödien, die in den letzten Jahren so auf den Markt kamen. Viel Situationskomik mit gutem Timing und nur wenig Albernheiten sorgen dafür, dass man sich ihn immer wieder gerne anschaut. Das Schauspieler-Ensemble ist bis in die kleinsten Nebenrollen super besetzt und sorgt dafür, dass die Komödie prima funktioniert. Speziell das Gegensatz-Paar Murray/Dreyfuss liefert sich viele lustige Duelle, aber auch die anderen bieten eine gute Leistung. Da sind zum einen Leos Kinder Anna (Kathryn Erbe) und Sigmund (Charlie Korsmo), die unter der unterkühlten Erziehung ihres Vaters zu leiden haben und deshalb Bobs sympathische Art vorziehen. Zum anderen alle anderen, die Bobs nettes Auftreten besser finden als das von Leo. Sogar die Mitarbeiter einer nahegelegenen Nervenklinik halten ihn nicht für verrückt.  Ein Umstand, der den Psychiater immer mehr zur Weißglut treibt und ihn selbst zum Nervenwrack werden lässt.

Letztlich wird hier die Frage aufgeworfen, wer eigentlich verrückter ist: Der Patient oder der Psychiater. Zum Glück wird das Thema auf humorvolle Art angegangen und sorgt dadurch für viele lustige Momente, auch wenn es hier selbstverständlich um einen kranken Menschen geht, der behandelt werden möchte. Der Seitenhieb geht vermutlich dabei in Richtung amerikanisches Gesundheits-System, das nunmal sehr profitorientiert ausgelegt ist. Das zeigt sich zum Beispiel an der ersten Begegnung zwischen Bob und Leo in dessen Arztpraxis. Leo versucht Bob schnell loszuwerden, indem er ihm sein neues Therapie-Buch "Babyschritte" in die Hand drückt und sofort in Rechnung stellt.

Hinreißende Komödie mit einem sehr guten Schauspieler-Ensemble und gut getimtem Humor. Meine Enschätzung: Sehr gut! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰


Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1991, ca. 95 Min., FSK: ab 6, OT.: What about Bob? Darsteller: Bill Murray, Richard Dreyfuss, Julie Hagerty, Kathryn Erbe, u.a. Drehbuch: Tom Schulmann, Alvin Sagen. Musik: Miles Goodman. Kamera: Michael Ballhaus. Produktion: Touchstone Pictures. Regie: Frank Oz (eigentl.: Richard Frank Oznowicz).