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Freitag, 24. März 2023

Ready Player One


 
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Altmeister-Regisseur Steven Spielberg verfilmte hier den Bestseller-Roman (2011) von Ernest Cline, in dem sich alles um eine dystopische Zukunftswelt dreht. Dort entfliehen die Menschen der unangenehmen Realität, indem sie über VR-Brillen ein virtuelles Multiplayer-Game spielen, in dem sie alles sein und überall hin können: Andere Wesen von fremden Planeten, Figuren aus Zeichentrickfilmen, furchteinflößende Kreaturen oder sogar andere Geschlechter mit anderen Namen, Surfen auf Monsterwellen, Bergsteigen mit Batman oder Skifahren an den Pyramiden. 
Die Leute verbringen die meiste Zeit in dieser Scheinwelt, nur zum Essen und Schlafen verlassen sie sie wieder. In dieser Welt kann man sogar Geld verdienen und dieses in der Realität benutzen, jedoch kann man auch alles wieder verlieren, wenn sein eigener Avatar getötet wird.

Der 18-Jährige Waisenjunge Wade Watts (Tye Sheridan) lebt im Jahr 2045 bei seiner Tante Alice (Susan Lynch) in der Stadt Columbus im US-Bundesstaat Ohio. Auch er ist ein großer Fan der virtuellen Welt namens „Oasis“. Durch eine Umweltkatastrophe im Jahr 2027 leben die meisten Menschen verarmt in sogenannten „Stacks“, in Siedlungen, die aus übereinander gestapelten Wohncontainern bestehen. Die Erfinder von Oasis, James Halliday (Mark Rylance) und Ogden Morrow (Simon Pegg), wurden dadurch steinreich. Ogden stieg allerdings eines Tages aus der gemeinsamen Firma „Gregorious Games“ aus und Halliday verstarb plötzlich im Jahr 2040. Doch Halliday hatte kurz vor seinem Tod noch ein Video-Testament erstellt und später an alle ausgesandt. In dieser Botschaft teilte er mit, dass in der Oasis ein sogenanntes „Easter Egg“ (hier: Osterei = ein in einem Spiel verborgenes Objekt) versteckt ist. Wer das Ei findet, erbt sein Vermögen von über 500 Milliarden Dollar und erhält auch die Kontrolle über die Oasis. Das Easter Egg ist jedoch nicht leicht zu entdecken. Um es sich zu schnappen, gilt es, 3 Schlüssel zu finden, die gut im Spiel verborgen sind und jeweils ein Rätsel mitliefern. Informationen, um die Rätsel zu lösen, liefert nur eine virtuelle Datenbank, in der alles über Hallidays Leben gespeichert wurde. Wade alias Parzival möchte unbedingt gewinnen, dazu braucht er aber auch die Hilfe seiner virtuellen Freunde Artemis (Olivia Cooke), Aech (Lena Waithe), Daito (Win Morisaki) und Sho (Philip Zao). Und auch der profitsüchtige Unternehmer Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) mit seiner Firma IOI (Innovative Online Industries) ist darauf aus, dieses Spiel für sich zu entscheiden. Denn dadurch würde er zum mächtigsten Wirtschafts-Boss der Welt aufsteigen.

Ganz unterhaltsamer Sci-Fi-Streifen vom Altmeister des Eskapismus, Steven Spielberg, aber beileibe nicht sein bester Film und schon gar kein Meisterwerk. Da hat er schon Besseres in diesem Genre abgeliefert, wie zum Beispiel „E.T.“ (1982) oder „Minority Report“ (2002). Das Grundgerüst der Romanvorlage hat man im Drehbuch beibehalten, allerdings wurde der Schwerpunkt zu sehr auf die virtuelle Welt der Oasis gelegt und wenig über das wirkliche 2045 erzählt. Es gibt nur am Anfang einen Hinweis durch die Off-Stimme Wades, dass es zuvor 2027 eine große Maissirup-Dürre und einen Bandbreitenaufstand gab, infolge dessen offenbar viele Menschen umgekommen sind, auch seine Eltern. Das Ganze klingt aber nicht wirklich bedrohlich, eher hört sich das ziemlich harmlos an. Trotzdem soll die Wirklichkeit nun so grausam sein, dass alle in eine Scheinumgebung fliehen, welches aber im Film nicht vermittelt wird. 
Zumindest gibt der Streifen eine finale, aber wenig überraschende Aussage ab: Die Wirklichkeit ist doch besser als der Cyberspace, "denn die Realität ist die einzige, die real ist und nur dort bekommt man was Vernünftiges zu essen". In der hier vorgestellten Wirklichkeit gibt es auch weniger Futuristisches, als man vielleicht zuvor annahm. Da wird höchstens mal eine Pizza per Drohne bestellt oder mit ähnlichen Geräten Jagd auf Flüchtige gemacht. An dieser Stelle ist eventuell die Angst vor Totalüberwachung im Film angedeutet worden. Die Schauspieler bleiben dabei insgesamt etwas hinter den toll gemachten Spezialeffekten zurück, zu dominant ist die Computerwelt der Oasis in diesem Streifen. Als Zuschauer wird man fast davon erschlagen, wenn sich die Protagonisten um die Figur des Parzival auf die sogenannte „Quest“ machen, auf die Suche nach den 3 farbigen Schlüsseln. Schon die erste Aktion mit dem Autorennen, das auf New Yorks Liberty Island startet, kann man viele Details erst auf den zweiten Blick erkennen. Am unübersichtlichsten wird es dann in der Schlacht auf dem düsteren Planeten Doom, auf dem vermutlich ein weiterer Hinweis für die Quest zu finden ist.

Das große Plus von „Ready Player One“ sind die zahlreichen Referenzen auf die Popkultur speziell der 70er und 80er Jahre. Filme, Musik oder Videospiele, Vieles aus jener Zeit wird hier zitiert. Am originellsten ist meiner Meinung nach „Zemeckis Zauberwürfel“, mit dem man die Zeit um eine Minute zurückdrehen kann. Eine zweideutige Anspielung auf den berühmten Rubiks Würfel und gleichzeitig auf Robert Zemeckis, dem Regisseur der „Zurück-in-die-Zukunft“-Filme. Beide waren sozusagen Hits in den 1980ern. Musikalisch hat hier wieder Alan Silvestri mit Hand angelegt, der schon bei den erwähnten Zurück-in-die-Zukunft-Streifen als Komponist agierte und auch Spielberg war zu jener Zeit dort schon als Produzent mit von der Partie. So schließt sich der filmische Kreis!

Ein gut gemachter Gamer-Film, an manchen Stellen etwas zu kitschig und vorhersehbar für meinen Geschmack. Note: Gut! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2018, ca. 135 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Ben Mendelsohn, Hannah John-Kamen, T.J.Miller, Susan Lynch, Tye Sheridan, Olivia Cooke, Win Morisaki, u.a. Drehbuch: Ernest Cline, Zak Penn. Musik: Alan Silvestri. Schnitt: Michael Kahn. Kamera: Janusz Kaminski. Produktion/Vertrieb: Village Road Show Films/RatPac-Dune/Warner Bros. Regie: Steven Spielberg.
 

Samstag, 14. Januar 2023

Das letzte Land

 

 
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Es geht ja doch! Endlich mal ein Science-Fiction-Film aus deutscher Produktion, weit ab von irgendwelchen Mainstream-Streifen. Leider ist die Branche hierzulande zu sehr beschränkt auf Blödelkomödien, in denen immer die gleichen Leute mitspielen oder es wird irgendwie rein politisch. Grausig! 
Eine wohltuende Ausnahme bietet hier nun Regisseur und Drehbuchautor Marcel Barion, der mit einem sehr geringem Budget auskommen musste. Das meiste Geld stammte aus einer Crowdfunding-Kampagne, da sich höchstwahrscheinlich die ganzen Filmförderanstalten hier beschämenderweise herausgehalten haben. Die Herstellung des Films zog sich schließlich über 6 Jahre hin.
 
Im Zentrum der Geschichte stehen Adem (Torben Föllmer) und Novak (Milan Pešl), die sich in einem nicht näher definiertem Sonnensystem einer fernen Zukunft aufhalten. Die Menschheit hat offenbar längst andere Planeten besiedelt und die vermutlich zerstörte Erde ist fast schon in Vergessenheit geraten.
Adem ist gerade aus einem Gefängnis ausgebrochen und stößt auf seiner Flucht zufällig auf ein Raumschiff-Wrack, das aber noch funktionstüchtig zu sein scheint. Was mit der Besatzung passiert ist, bleibt offen. Auf den Fersen ist ihm Gefängniswärter Novak, der ihn schließlich aufspürt. Es stellt sich aber bald heraus, dass beide das gleiche Ziel verfolgen: Flucht von dem öden Wüstenplaneten, auf dem ständig Sandstürme toben und eine neue Heimat finden. Während Adem eine Zahlenkombination entdeckt, die wahrscheinlich den Kurs zur Erde bedeuten könnte, will Novak einem mysteriösen Funksignal nachgehen, das sie genau in entgegengesetzte Richtung führt. Konflikte sind von jetzt an vorprogrammiert!

Dass die sogenannte "No-Budget"-Produktion insgesamt nur 20.000 Euro zur Verfügung hatte, merkt man ihr zumindest optisch nicht an. Schon eher, wenn man mehr ins Detail geht und gezwungenermaßen Vergleiche mit den gewohnt teuren Hollywood-Blockbustern anstellt, die regelmäßig mehrere 100 Millionen Dollar verschlingen. 
Bei Das letzte Land gibt es beispielsweise keine aufwendigen CGI-Effekte, Filmset und Raumschiffmodelle wurden noch in echter Handarbeit erstellt. Großes Lob dafür! Die Miniaturen der Planetenoberflächen bestanden aus Gips, Styropor und beleuchteten Aufnahmen von Pfannkuchen. Weltraumszenen wurden standesgemäß vor einem Greenscreen gedreht. Kosmische Sternenhaufen und Staubnebel hat man mithilfe von Kerzenrauch-Standbildern und Speisestärke auf schwarzem Glas dargestellt. Das nenne ich kreative Improvisation  und erinnert ein bisschen an die 1960er-Serie Raumpatrouille Orion mit dem bekannten Bügeleisen auf dem Schaltpult.
Des Weiteren gibt es auch keine großartigen Explosionen, Laserfeuergefechte, Weltraumschlachten oder fiese Aliens. Wer so etwas erwartet, der wird hier enttäuscht sein.
Am deulichsten merkt man die Limitierung bei der Darsteller-Riege, die auf genau 3 Personen kommt. Neben Adem und Novak ist da nur noch Gefängniswärter-Kollege Galgo (Vincenz Türpe), den man aber nicht zu Gesicht bekommt, nur dessen Stimme über Funk hört.
 
Der Independent-Streifen besticht vielmehr durch seine ruhige, klaustrophobische Atmosphäre. Ungefähr 90 Prozent der Handlung finden in dem kleinen, klobigen Raumschiff statt. Im Mittelpunkt stehen die beiden Charaktere, die sich auf eine Odyssee begeben, um eine bessere Heimat zu finden. Dabei liefern die beiden Darsteller ein gutes Kammerspiel ab und man merkt, dass die Zwei vom Theater kommen und hier ihr Können unter Beweis stellen.
Durch die Enge des Schiffs, die gute Kamera-Arbeit (mit einigen Nahaufnahmen), der Bildbearbeitung (Color-Grading) und im Speziellen durch das tolle Sound-Design wird eine unheimliche Umgebung geschaffen. Parallelen zu 2001: Odyssee im Weltraum sind hier durchaus angebracht, vor allem, wenn man dort an das Sirenengeheule denkt. Manch andere Kritiker stellten auch Ähnlichkeiten zu Das Boot fest.
Der Innenraum des Schiffs ist dann auch eines der Highlights. Dieser wartet mit einem Retro-Look auf, überall ist es schmutzig, Platinen und Kabel quillen an manchen Stellen heraus und man zieht sofort Vergleiche mit dem Weltraumfrachter Nostromo aus dem ersten Alien-Film. Lichter blinken, Computerbildschirme mit grüner Schrift erinnern an alte 80er Jahre-PCs und es werden einige Dinge aus dem Alltag benutzt, wie zum Beispiel eine Taschenlampe oder ein Flachmann mit hochprozentigem Alkohol.

Das letzte Land erhielt zurecht einige Auszeichnungen auf nationalen wie internationalen Filmfestivals. Ein paar seien hier mal aufgezählt:
 
- Berlin Independent Film Festival (02/2019)
  BEST SCI FI / HORROR FEATURE
 
- SciFi Film Festival (09/2019 / Australien)
  BEST FEATURE FILM
 
- Miami International Science Fiction Film Festival (04/2020, Florida, USA)
  BEST SCI-FI FEATURE RUNNER UP
  BEST CINEMATOGRAPHY FEATURE
  BEST SET DESIGN
  BEST PRACTICAL EFFECTS etc.
 
Der Film ist von 2019, kam aber erst 2021 in ausgewählte deutsche Kinos. Auf dem us-amerikanischen Markt lautet der Filmverleihtitel The Final Land bzw. The Final Voyage. Er ist auf Blu-Ray und DVD erhältlich, außerdem gibt es eine 4-Disc-Collector´s Edition auf dem Rocket Beans-Shop: https://t1p.de/slsg5. Die zertifizierte Altersfreigabe ist 12, bei DVD und Blu-Ray liegt sie bei 16 Jahren.
 
Eine ambitionierte Independent-Sci-Fi-Produktion, der man das geringe Budget nicht ansieht. Note: "Gut"! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰


Daten zum Film:
Spielfilm, BRD 2019, ca. 113 Min., FSK: 12/16. Darsteller: Torben Föllmer, Vincenz Türpe, Milan Pešl. Drehbuch: Marcel Barion. Musik: Oliver Kranz, Marcel Barion. Kamera: Marcel Barion. Produktion/Vertrieb: Philipp Bojahr, Massimo Müller, Marcel Barion / Indeed Film. Regie: Marcel Barion.
 




 

Montag, 2. Januar 2023

Avatar 2 - The Way of Water

 

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13 Jahre hat es gedauert, bis nun endlich der von vielen Fans erwartete 2.Teil, Avatar - The Way of Water, im Dezember 2022 in die Kinos kam. Regisseur James Cameron und Produzent Jon Landau haben sich viel Zeit gelassen, um gleich die Drehbücher für insgesamt 4 Fortsetzungen zu verfassen. Diese Sequels sollen dann immer im 2-Jahresrhythmus bis ins Jahr 2028 in den Lichtspielhäusern laufen. Wer Teil 1 noch nicht gesehen hat, sollte dies nachholen, um die Gegebenheiten im 2.Teil nachvollziehen zu können.

Die Handlung spielt in der 2.Hälfte des 22.Jahrhunderts, setzt mehr als 10 Jahre nach Avatar - Aufbruch nach Pandora ein und findet wieder komplett auf dem erdähnlichen Mond im Alpha Centauri-Sonnensytem statt, zirka 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ex-Soldat Corporal Jake Sully (Sam Worthington) hat sich inzwischen vollständig mit seinem blauen Avatar-Körper vereint und mit Neytiri (Zoe Saldana), der Häuptlingstochter des Na´vi-Omatikaya-Waldvolkes, eine Familie gegründet. Sie haben 3 leibliche Kinder: Netayam (Jamie Flatters), Lo´ak (Britain Dalton) und Tuk (Trinity Bliss), außerdem haben sie die Na´vi-Tochter der verstorbenen Biologin Grace Augustine (Sigourney Weaver) adoptiert und irgendwie gehört auch der Menschenjunge Spider (Jack Champion) zur Sully-Familie, der aussieht wie Tarzan - was irgendwie ziemlich albern wirkt. Überhaupt erfährt man in der ersten halben Stunde so einiges über manche Liebes-Beziehungen, die schon in Teil 1 vorhanden gewesen sein mussten.

In Original-Film von 2009 wurden die Mitarbeiter der Firma RDA (Resources Development Administration) noch von den Na´vi vom Mond Pandora vertrieben, aber nach ein paar Jahren kommen sie wieder zurück, um den Planeten nun vollständig zu erobern, da das Leben auf der Erde kurz vor der Vernichtung steht. Eine neu errichtete Basis namens Bridgehead City soll den Weg bereiten, um Pandora für Menschen bewohnbar zu machen und zu kolonialisieren. 
Regie-As James Cameron legt gleich von Minute 1 an richtig los, den Kino-Zuschauer mit einem 3D-Effekte-Feuerwerk zu bombardieren. Allerdings verpufft dieser Effekt sehr schnell, wie ich fand, so dass der Streifen auch in 2D ganz gut funktioniert hätte. Sehr schön anzuschauen sind die vielen, computergenerierten Unterwasser-Szenen, die es wohl in dieser Ausführlichkeit vorher im Kino noch nicht gab. Sully und seine Familie müssen zum Riff-Volk der Metkayina-Na´vi fliehen, da Bösewicht Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) ihnen wieder auf den Fersen ist - allerdings dieses Mal nicht als Mensch, sondern als geklonter Na´vi-Soldat, der weiterhin für die skrupellose Firma RDA arbeitet, bei der nun General Frances Ardmore (Edith Falco) das Sagen hat. Sie hat die Aufgabe, die Kolonialisierung voranzutreiben und Störenfriede wie Jake zu eliminieren. An dieser Stelle könnte man etwas die Ideologie dieses Films infrage stellen, denn die Invasoren von der Erde gehen nur noch mit der Holzhammer-Methode vor: Eroberung und Ausbeutung Pandoras. Im Original von 2009 wurde zumindest am Anfang noch mit den indigenen Na´vi verhandelt, welches aber letztlich scheiterte. Man könnte sich ja auch eine friedlichere Ko-Existenz von Menschen und Ureinwohnern vorstellen, aber vielleicht ist das dann eine Option für den letzten Teil dieses Franchise.
 
Man sieht viele spektakuläre Unterwasser-Tiere und -Pflanzen, mit denen die Familie um Jake nun Erfahrungen sammeln muss, um in dieser neuen Umgebung akzeptiert zu werden. Der jüngere Sohn Lo´ak beispielsweise freundet sich mit einem walähnlichen Wesen an, das Tulkun genannt wird und über eine hohe Intelligenz verfügt. Dieser Tulkun namens Payakan kann mit den Na´vi kommunizieren und versteht sogar etwas von Musik. 
Überhaupt spielt Anpassung eine große Rolle im Avatar-Universum von James Cameron. Die Menschen mussten sich den lebensfeindlichen Umständen auf Pandora anpassen, wofür sie die Avatare konstruieren. Jakes Familie muss sich nun den Metkayina angleichen, damit sie in diesem Umfeld überleben, dabei müssen sie sozusagen den "Weg des Wassers" (way of water) gehen. Jedoch kommt es in ausführlichen Szenen immer wieder zu Streitigkeiten vor allem zwischen den Kindern der beiden Clans. Das hatte dann schon etwas von einem Coming-of-Age-Movie. Das Ungleiche zeigt sich schon im äußeren Erscheinungsbild. Das Na´vi-Waldvolk hat eine blaue Hautfarbe, das Na´vi-Riffvolk eine türkisfarbene. Hinzukommt, dass Jakes Kinder durch die genetische Vermischung Halbblute sind, die 5 statt 4 Finger an den Händen besitzen.
Das Hauptthema von Avatar 2 ist jedoch, neben der Ökologie, eindeutig die Familie. Jake sagt es überdeutlich im Film: "Die Familie ist die Festung" und "Die Sullys halten zusammen". Enttäuschenderweise wirken die neu vorgestellten Charaktere der Familien ziemlich leblos und sind meiner Meinung nach ziemlich austauschbar. Das ist definitiv auch ein Schwachpunkt des Sequels, nämlich die fehlende Charakterzeichnung. Da ist zum Beispiel auf der einen Seite der jüngere Sohn Jakes, der den Vater ständig enttäuscht, auf der anderen der ältere, der den perfekten Soldaten abgibt, die jüngste Tochter bleibt außen vor und die Adoptivtochter hat eine spezielle Verbindung zur Natur Pandoras. Das hat man, so ähnlich, schon zig Male in anderen Filmen gesehen und noch dazu besser.
Figuren wurden im 1.Teil genauer ausgearbeitet, stattdessen setzen hier Regisseur und  Drehbuchautor nun voll auf Action und Spezialeffekte. Man wird zum Beispiel in der letzten Stunde des Films mit einer monströsen Materialschlacht auf und unter Wasser konfrontiert, die gefühlt gar nicht mehr enden wollte. Das Ganze hätte man auch abkürzen und vielleicht im 3.Teil nochmal aufgreifen können, dann hätte "The Way of Water" auch keine Überlänge.
 
Für mich als Sci-Fi-Fan waren selbstverständlich einige neue Vehikel interessant und ließen das Herz höher schlagen. Da hat man sich sehr intensiv mit der Bionik auseinandergesetzt. Es gibt beispielsweise Spinnen- und Krebsroboter, die auch tauchen können, außerdem haifischartige Mini-Uboote und Exoskelette, mit denen die Söldnertruppe des RDA-Konzerns angreifen. Ein riesiges Hovercraft macht Jagd auf Tulkun-Wale wegen einer bestimmten Substanz für medizinische Zwecke.

In dieser Fortsetzung hat man weitestgehend auf die fremde Na´vi-Sprache verzichtet, so dass man weniger Untertitel lesen muss. Das fand ich eigentlich ganz angenehm, zeigt aber wiederum, dass der Film weniger genau ausgearbeitet wurde, obwohl man viel Zeit dafür hatte.Weiterer Schwachpunkt des Sci-Fi-Streifens sind die Dialoge in der Menschensprache, auch die waren in Teil 1 besser. Speziell das Gequassel der Teenager der beiden Familienclans nervte zwischenzeitlich gehörig. Das sollte wohl modern und cool klingen, wenn die beiden Sully-Brüder Netayam und Lo´ak sich gegenseitig mit "Bro" anreden. Na ja, Geschmackssache!
Das folkloristische Musikthema vom 1.Teil wurde auch hier aufgegriffen und ist weiterhin stimmig, die anderen Stücke kamen kaum zum Tragen. 
 
Alles in allem ein optisch hervorragend gemachter Film, den man aber nicht unbedingt gesehen haben muss, trotz aufwendiger Performance-Capture-Tricktechnik. Da war Teil 1 insgesamt einfach ausgereifter, aber so ist das meistens mit Fortsetzungen. Die angekündigten Teile 3 bis 5 werden ähnlich verlaufen.
Der Regisseur hat hier die gleichen Fehler gemacht wie andere Filmemacher vor ihm. Er hat sich zu sehr auf die Spezialeffekte konzentriert und sich wenig um eine interessante Story und eine konkrete Figurenentwicklung gekümmert. Die Handlung plätschert irgendwie so dahin, bietet keinen echten Spannungsaufbau und es fehlt an Substanz, da sie nicht viel Neues bietet, völlig uninspiriert daherkommt und absolut austauschbar ist. Im Grunde hat man nur den Plot aus dem Original genommen und dann den Handlungsort vom Urwald an die Küste verlegt. Das, finde ich, ist einfach zu wenig für einen 2.Teil und vor allem, nachdem dieser Streifen so großspurig von den Machern angekündigt wurde. Das hatte mich stark an "Krieg der Sterne, Episode 7" (2015) erinnert, die nur eine schlechte Kopie der Episode 4 aus dem Jahr 1977 war.
Dieses Sequel macht absolut keine Lust auf weitere Fortsetzungen. Als Filmfan hat man die Befürchtung, Cameron hat hier die Filmkunst gegen reinen Kommerz eingetauscht und dabei könnte er sich mit seinem großen Avatar-Projekt gehörig verzetteln. Er ist kein guter Geschichtenerzähler mehr wie er es früher oft bewiesen hat mit den beiden Terminatorfilmen (1984, 1991) zum Beispiel oder mit Titanic (1997)!

Ich gebe Avatar 2 trotzdem das Prädikat: "Noch Gut". 6 von 10 möglichen Sternen:
⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰
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Daten zum Film:
Spielfilm, USA 2022, ca. 192 Min., FSK: 12. Darsteller: Kate Winslet, Cliff Curtis, Sam Worthington, u.a. Musik: Simon Franglen. Drehbuch: James Cameron, Josh Friedman. Produktion: 20th Century Fox. Regie: James Cameron.


 

Sonntag, 1. Januar 2023

Mortal Engines - Krieg der Städte

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Wieder einmal liefert Peter Jackson ein bombastisches Effekte-Kino ab, allerdings ist er hier nicht als Regisseur, sondern als Drehbuch-Autor und Co-Produzent unterwegs. Den Regiestuhl überließ er diesmal Christian Rivers, der die Buchvorlage von Philip Reeve (Predator Cities, 2001) adaptierte und als Spezialist für visuelle Effekte im Jahr 2006 (für King Kong) mit dem Oscar prämiert wurde. Rivers arbeitete mit Jackson bereits bei der Herr-der-Ringe-Trilogie zusammen.

In einer fernen, dystopischen Zukunft, etwa im 32. Jahrhundert, existieren die Menschen größtenteils nur noch in großen, auf Räder montierten, stadt-ähnlichen Gebilden. Ein erbitterter Kampf um Nahrung und Ressourcen sorgt dafür, dass die kleineren Stadt-Fahrzeuge von den großen gejagt und einverleibt werden. Deren Bewohner werden anschließend zwangsweise zu Bürgern der großen Städte. Nahrung, Ressourcen und Gebrauchsgegenstände müssen abgegeben werden. Eine der größten, sogenannten Raub-Städte trägt den Namen London, die das ehemalige Gebiet von Großbritannien verlassen hat, um Beute auf dem europäischen Festland zu machen. Wichtiger Mann von London ist der Archäologe Thaddeus Valentine (Hugo Weaving). Er und der Oberbürgermeister Magnus Crome (Patrick Malahide) haben bereits erkannt, dass auch ihre Raub-Stadt selbst unter enormer Nahrungs- und Ressourcen-Knappheit leidet und vermutlich nicht mehr lange überleben wird. Deshalb gilt es, einen neuen Weg Richtung Osten zu nehmen, denn nur dort gibt es noch genügend Beute zu machen. Valentine hat es dabei besonders auf die statische Siedlung Shan Guo abgesehen, die sich allerdings hinter einem großen Schild-Wall versteckt hält und von diesem geschützt wird. Doch nicht nur die Probleme der eigenen Stadt bereiten ihm Sorge, er bekommt es auch mit Anna Fang (Jihae Kim) zu tun, die gegen die sogenannte Traktionisten-Liga der fahrenden Städte kämpft. Ebenso ist Hester Shaw (Hera Hilmar) hinter Valentine her, mit der er eine gemeinsame Vergangenheit zu haben scheint. Unterstützt wird Hester von dem Londoner Historiker Tom Natsworthy (Robert Sheehan).

Wenn man man von diesem Science-Fiction-Film zum ersten Mal hört, kann man sich durchaus vorstellen, dass es sich um einen interessanten Streifen mit origineller Grundidee handeln könnte. Allerdings stellt sich beim Sehen dann schnell eine „Naja“-Bewertung ein, die nicht mehr verschwindet und bis zum Schluss anhält. Peter Jackson hat es sich inzwischen auf die Fahne geschrieben, dem Regisseur- und Schauspielernachwuchs tatkräftig unter die Arme zu greifen. Dies gelang hier jedoch weniger gut als zum Beispiel bei dem Sci-Fi-Kracher District 9 von Neill Blomkamp. Positiv zu bewerten sind, wie fast immer eigentlich, die Spezialeffekte, Ausstattung und Optik. Der Film kommt in bester Steampunk-Tradition daher, die gut zum Gesamtbild passt. Dabei handelt es sich um eine Stilrichtung, die in den 1980er Jahren entstand und einen gewissen Retro-Futurismus beschreibt. Es werden hierbei futuristische Elemente mit denen aus dem viktorianischen 19. Jahrhundert kombiniert. In Mortal Engines sieht man beispielsweise futuristische Luftschiffe und Digitaldisplays, die einhergehen mit altmodisch aussehenden Geräten, jeder Menge Zahnräder und vermutlich dampfbetriebenen Maschinen.

Insgesamt ist die Handlung nicht so ganz schlüssig wie vermutet und bietet einige Ungereimtheiten, die den Zuschauer am Ende mit ein paar Fragezeichen auf der Stirn zurücklassen. Es wird zum Beispiel nur angedeutet, wie es zu dieser dystopischen Zukunft kommen konnte. Am Anfang erzählt eine düster klingende Off-Stimme ein bisschen etwas darüber, was in den letzten Jahrhunderten passiert war. Offenbar gab es irgendwann in der Vergangenheit eine neue Erfindung von Quanten-Energie-Waffen, die ganze Städte auslöschen konnten und sogar dafür verantwortlich waren, dass sich die Kontinente verschoben hatten. Auch schien die Erdoberfläche für einen gewissen Zeitraum verseucht gewesen zu sein, die sich dann aber wieder erholte und riesige Sumpflandschaften hinterließ. Kann natürlich sein, dass die Buchvorlage hier mehr Aufschluss bietet als der Streifen. 

Zumindest gibt es einige mitunter spaßige Anspielungen auf die Vergangenheit. Durch Ausgrabungen werden immer wieder Artefakte aus den letzten Jahrhunderten gefunden. Diese Artefakte werden entweder in einem Museum ausgestellt, (z.B. werden dort 2 große Minions-Figuren als „Amerikanische Gottheiten“ betitelt), oder in der aktuellen Technik wiederverwendet. Außerdem wird das 21. Jahrhundert als „Bildschirm-Ära“ bezeichnet, die verlernt hat, wie man richtig schreibt und diese geschriebenen Texte korrekt liest. Oft typisch für Science-Fiction-Produktionen sind Andeutungen auf vergangene und gegenwärtige gesellschaftspolitische Ereignisse oder Phänomene. Im vorliegenden Fall wird ein Ost-West-Konflikt thematisiert, der von den Raub-Städten des Westens ausging und ein neues Zeitalter einläutete. Außerdem gibt es Andeutungen von Kulturen, die überlebt hatten. Das London wurde aus alten Gebäuden des wirklichen London zusammengebaut, wie zum Beispiel der Kathedrale St. Paul´s, der U-Bahn oder dem Museum. Die statische Stadt Shan Guo klingt wie das echte Shanghai und die kleine, fahrbare Stadt Salzhagen besteht aus fränkischen Fachwerkhäusern. Im fahrenden London der Zukunft existiert außerdem eine strikte Klassengesellschaft, ähnlich der im 19. Jahrhundert.

Als Fazit kann man festhalten, dass diese neuseeländisch-amerikanische Koproduktion 2 Stunden Unterhaltung und Kurzweil bietet. Das war´s dann aber auch schon. Die Macher haben hier ein Werk geschaffen, dass als eine Mischung aus Endzeitdramen wie Mad Max oder Waterworld daherkommt, gewürzt mit einer Prise Frankenstein und Terminator, bezogen auf die Figur des Shrike (Stephen Lang). Mortal Engines ist ein Film, der beim Rezipienten eher nicht im Gedächtnis bleibt und bei den meisten Leuten schnell im Regal verstauben wird.

Meine abschließende Wertung zu diesem Streifen fällt durchschnittlich aus. 5 von 10 möglichen Sternen:
⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰✰✰

 

Daten zum Film: 
Spielfilm, NZ/USA 2018, ca. 124 Minuten, FSK: 12. OT: Mortal Engines. Darsteller: Stephen Lang, Robert Sheehan, Hera Hilmar, Hugo Weaving, Colin Salmon, Leila George, Ronan Raftery, u.a. Drehbuch: Peter Jackson, Philippa Boyens, Fran Walsh. Musik: Junkie XL (=Tom Holkenborg). Kamera: Simon Raby. Schnitt: Jonathan Woodford-Robinson. Produktion/Vertrieb: Wingnut-Films, Universal Pictures. Regie: Christian Rivers.