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Freitag, 3. März 2023

Die Verurteilten

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"Schon wieder eine Stephen-King-Verfilmung", wird sich so mancher vor knapp 30 Jahren bei Erscheinen dieses Films gedacht haben. Aber im Gegensatz zu den üblichen Fantasy-Horror-Geschichten des bekannten Mainstream-Autors, wird hier erschreckend realistisch der Gefängnisalltag eines Häftlings dargestellt. Vermutlich neben "Shining" eine der besten Adaptionen des amerikanischen Schriftstellers.

Der US-Bundesstaat Maine in den 1940er Jahren: Der erfolgreiche Banker Andy Dufresne (Tim Robbins) wird unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Angeblich hat er seine Ehefrau und deren Liebhaber ermordert. Er kommt in das berüchtigte "Shawshank-Gefängnis", in dem Korruption, Gewalt und Missbrauch an der Tagesordnung sind. Er versucht, trotz der widrigen Umstände das Beste aus seiner Situation zu machen. Die Freundschaft zu Mithäftling Red (Morgan Freeman) hilft ihm dabei. Die Jahre vergehen allerdings und nagen an Andy. Er hat nur noch einen Gedanken: Er will unbedingt ausbrechen ...

Grandioses Gefängnisdrama mit zwei herausragenden Hauptdarstellern, die sich prima ergänzen. Die Handlung an sich basiert auf einer Kurzgeschichte Stephen Kings mit ein paar Änderungen hinsichtlich Charaktere und erzählter Zeit (siehe "Stephen King: Frühling, Sommer, Herbst und Tod"). Man mag die Story vielleicht für konstruiert halten, doch für eine filmische Adaption geht das in Ordnung.

Hauptdarsteller Tim Robbins ist hier meines Erachtens in seiner besten Rolle zu sehen. Wie er mit stoischer Ruhe und Intelligenz sein Schicksal in die Hand nimmt, ist schon grandios. Dadurch füllt er den Charakter richtig aus, Morgan Freeman als Red fällt dahingehend nicht ab. Red ist zwar kein gebildeter Mann wie Andy, aber er hat die nötigen Kontakte im Gefängnis. Er ist der Mann, "der alles besorgen kann". Aufgrunddessen kann er auch das Häftlingsleben von Andy etwas erträglicher gestalten, das von Routine und Eintönigkeit hinter den Gefängnismauern geprägt ist. Reds Probleme seinerseits liegen meist darin, dass seine Bewährung ständig abgelehnt wird und er sich zusehends damit abfindet, im Gegensatz zu Andy, der niemals aufgibt.

Der Film ist trotz seiner Überlänge nie langweilig, dafür sorgen Spannung, die Geschichten der Insassen über einen Zeitraum von 19 Jahren und ein furioses Finale. Interessant wird es zum Beispiel, als in den 1960er Jahren der Jungspund Tommy Williams (Gil Bellows) in Shawshank inhaftiert wird. Was er Andy wenig später erzählt, könnte diesem die Freiheit ermöglichen.

Regisseur Frank Darabont war speziell in den 90ern bekannt dafür, gute Gefängnisfilme herzustellen (z.B.: The Green Mile, 1999). 2007 etwa kam mit "Der Nebel" wiederum eine klassische Stephen-King-Horrorverfilmung hinzu. Darin werden die Einwohner einer Kleinstadt von Monstern aus einer anderen Dimension niedergemetzelt. Doch hier geht es wesentlich realistischer zu, angeprangert wird insgesamt vor allem das zweifelhafte Justizsystem der USA, in dem Unschuldige verhaftet werden und katastrophale Zustände in den Gefängnissen herrschen.

Der Streifen erhielt insgesamt 7 Oscarnominierungen, u.a. für das beste adaptierte Drehbuch. "Die Verurteilten" wurde schon oft parodiert, z. B. in "Nackte Kanone 33 1\3" oder in der Zeichentrickserie "Family Guy". Das ehemalige Gefängnis "Ohio State Reformatory" diente als Kulisse speziell für Aussenaufnahmen. Übrigens, das emotionale Gefängnisdrama belegt in Filmdatenbanken und Ranglisten seit Jahren einen Platz in den Top Ten. Das mag an vielen Dingen des Films liegen, etwa an der sympathischen Hauptfigur, die gegen das Unrecht kämpft, die Erzählperspektive aus der Sichtweise des Häftlings Red, passender Musikeinsatz oder authentische Ausstattung.

Ein Satz im Film prägt sich einem als Zuschauer ein und trifft es auf den Punkt: "Du bekommst lebenslänglich und das Leben nehmen sie dir auch, zumindest den Teil, der zählt!"

Nahezu perfektes Gefängnisdrama, einen kleinen Abzug gibt´s höchstens für die etwas zu konstruierte Handlung. Bewertung: "Ausgezeichnet". 9 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰

 

Daten zum Film:
Spielfilm, USA 1994, ca. 142 Min., FSK: 12, OT.: The Shawshank Redemption. Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, James Whitmore, Bob Gunton, u.a. Musik: Thomas Newman. Drehbuch: Frank Darabont, Stephen King. Produktion: Castle Rock Entertainment, Warner Bros, u.a. Regie: Frank Darabont.

 

[Facebook: Geris Film- und Fernsehgruppe]

Sonntag, 8. Januar 2023

Sieben

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Mit Sieben (1995) lieferte der Musikvideo- und Werbefilm-Regisseur David Fincher nach Alien 3 (1992) sein zweites Leinwandwerk ab. In dem Psycho-Thriller geht es zwar nicht um ein fieses, außerirdisches Monster, jedoch ist die Atmosphäre ähnlich finster und klaustrophobisch wie in seinem Debütfilm. Ständig regnet es, die Innenräume von Gebäuden sind dunkel und meist nur schwach ausgeleuchtet.

In einer nicht näher definierten, us-amerikanischen Großstadt der Gegenwart treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der sich bei seinem Vorgehen strikt an die biblischen, sieben Todsünden hält: Maßlosigkeit, Habsucht, Trägheit, Hochmut, Wollust, Zorn und Wut. Der Polizei unter der Leitung der beiden Detectives Somerset (Morgan Freeman) und Mills (Brad Pitt) scheint der Psychopath immer einen Schritt voraus zu sein. Mit einer beängstigenden Präzision führt er gleichsam Ordnungshüter und Zuschauer an der Nase herum, seine Identität wird erst zum Schluss preisgegeben. Er ist es, der die Kontrolle über seine Handlungen behält, und er ist es auch, der den Ausgang dieser Kriminalgeschichte bestimmt.

Regisseur Fincher zeigt hier sein großartiges, filmisches Gespür für Geschichten - jemand, der sein Handwerk beherrscht, obwohl er nie eine Filmhochschule besuchte. Er liefert mit Sieben ein brilliantes Neo-Noir-Werk ab, das düsterer kaum hätte werden können. Schon die Titel-Sequenz mit verwackelten, fragmentarischen Bildern lässt erahnen, dass hier kein Wohlfühl-Film ablaufen wird. Als Zuseher kommt man sich zusehends vor, wie in einer kurz vor der Apokalypse stehenden Welt, einer Art Vorhölle. Morde, Korruption und Prostitution sind an der Tagesordnung. Die Gesellschaft ist apathisch und verroht, eine Besserung der Verhältnisse scheint nicht in Sicht. So ähnlich sieht es auch Detective Somerset, der amtsmüde seiner Pensionierung entgegenfiebert, wären da nicht noch die vorliegenden Morde zu klären. Zu allem Überfluss wird ihm auch noch der junge Heißsporn Mills zugeteilt, der lieber zuerst schießt, bevor er nachdenkt.  Mills ist im Gegensatz zu seinem älteren Kollegen der Meinung, die Welt noch verbessern zu können, außerdem hat er eine nette Ehefrau namens Tracy (Gwyneth Paltrow), für die es sich noch zu kämpfen lohnt.

Die längere Berufserfahrung und sein Intellekt bringen jedoch den Protagonisten Somerset schnell auf die Idee mit den sieben Todsünden, außerdem hinterläßt der Täter absichtlich Hinweise darauf durch diverse Zitate aus bekannter Literatur. Allerdings sind die Zuschauer ähnlich machtlos wie die beiden Detectives im Film aufgrund der Genialität des Mörders, der sein zerstörerisches Werk gnadenlos durchzieht. Dabei spielt die Zahl Sieben ständig eine wichtige Rolle in seinem perfiden Treiben: Sieben Todsünden werden in sieben Tagen an sieben entsprechend ausgewählten Opfern gesühnt.

Meines Erachtens ein Meisterwerk des Thrillers und einer der besten Streifen der letzten Jahrzehnte. Das lag auch an dem guten Schauspieler-Ensemble, allen voran Kevin Spacey als John Doe und Morgan Freeman als William Somerset, die sich im Film als intellektuell und weltanschaulich Gleichgesinnte gegenüberstehen. Brad Pitt fällt da in seiner Darstellung als herumzappelnder, impulsiver Detective etwas ab. Paltrows Nebenrolle als Tracey, die sich einsam und verloren in der Großstadt fühlt, ist durchaus solide und glaubwürdig. Das Skript ist superb und wagemutig, wenn auch - einer Hollywood-Produktion gerecht - an manchen Stellen nicht immer ganz logisch bzw. zu konstruiert. Doch die atemberaubende, stilbildende Kameraarbeit von Darius Khondji und der oscarnominierte Schnitt von Richard Francis-Bruce, sowie natürlich Finchers kluges Gespür für Spannung, Charakter und Atmosphäre gleichen das mehr als aus.

Ein wirklich sehenswerter Thriller aus den 90ern! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰

Daten zum Film: 
Sieben (OT: Se7en) Spielfilm, USA 1995. 127 Minuten. FSK: 16. Produktion: New Line Cinema. Darsteller: Kevin Spacey, Morgan Freeman, Brad Pitt, Gwyneth Paltrow, R. Lee Ermey, Richard Schiff, Richard Roundtree u.a. Musik: Howard Shore. Regie: David Fincher.